„Was bin ich?“ „Plagiatsjäger!“ – Skizze einer neuen Zunft

Die typische (Hand-)Bewegung bei Robert Lembke wäre gewesen: Das unentwegte Hin- und Herblicken von einem Monitor auf den anderen, das Bedienen eines Scanners oder das Drücken von „Strg“ + „C“ und „Strg“ + „V“ (das unsereins, ganz ähnlich wie die Copy & Paste-Plagiatoren, bei der Gutachtenerstellung auch häufig machen muss).

Heute also ein paar launige Worte zu einem an sich ernsten Anlass.

In Deutschland gibt es rund 17.000 Fleischerbetriebe, aber erst vier namentlich bekannte Plagiatsjäger (mit einer Dame in Österreich sind es dann insgesamt fünf). Deshalb ein kurzer Überblick über ein neues Berufsfeld, solange es noch übersichtlich ist.

Da wäre einmal erstens Ihr werter Plagiatsgutachter höchstselbst. Er verdiente sein Geld „mit fehlenden Anführungszeichen“ schon, als ihm das noch gar nicht bewusst war. Schon seit seiner Diplomarbeit fasziniert ihn nämlich der sprachphilosophische Vorschlag seines österreichischen Freundes, des Philosophen Josef Mitterer, ausgeführte Beschreibungen nicht in der Metasprache mit doppelten Anführungszeichen, sondern mit Ausführungszeichen (/…/) zu markieren und diese Beschreibungen mit Objekten gleichzusetzen (?!), was im besten Fall zu einer neuen Ontologie (Beschreibungs- statt Objektorientierung) führen kann, im schlechtesten Fall philosophischer Humbug ist. Mit dieser Idee war Ihr werter Plagiatsgutachter über viele Jahre bei wissenschaftlichen Fördergeldgebern in Österreich erfolgreich, sodass man in der Tat sagen kann, dass er selbst mit fehlenden Anführungszeichen schon sein Geld verdient hatte, bevor dies jemals jemand bemerkt hat (oder stimmt an diesem Satz erkenntnistheoretisch etwas nicht?).

https://plagiatsgutachten.com/blog/img/stefan-weber.jpg

Quelle: https://plagiatsgutachten.com/blog/img/stefan-weber.jpg

Dann ist da zweitens sein Geschlechter-Pendant in Wien, Mag.a Dr.in rer. nat. Natascha Miljković. Mit Formeln wie „Schützen Sie Ihre Zukunft!“ oder „Seien Sie nicht nur gut, seien Sie exzellent! Auch formell“ spricht sie nicht jene an, die anderen Angst vor dem Plagiatsjäger einflößen möchten, sondern jene, die Angst haben, dass der böse Plagiatsjäger eines Tages zu ihnen selbst kommen könnte. Frau Miljković, die mir auf einem Berggipfel im persönlichen Gespräch „Herumstierln in oidn Orbeiten is ned meins“ versichert hat, zeigt sich hingegen im Präsentischen, in den sozialen Medien ganz und gar versiert. Die Kollegin dürfte den Großteil ihres Tages mit Twittern und Facebook-Posten von dem, was sie gerade so tut und im Netz wahrnimmt, verbringen. Ich erblasse vor Neid vor so viel Web 2.0-Präsenz und werde das bald nachholen, versprochen!

Wissensvermittlung by Zitier-Weise

Quelle: http://www.plagiatpruefung.at/wp-content/uploads/2012/09/NM_Portrait_klein3.jpg

Der dritte in der Runde ist Martin Heidingsfelder, Polit-Aktivist und Diplom-Kaufmann, auf dessen Webseite wir immer noch das Jahr 2013 schreiben und der mir seit gestern suspekt ist, weil er wissentlich einen falschen Plagiatsvorwurf lanciert hat. (Lange Zeit pflogen wir einen engen Kontakt und tauschten uns über die einschlägigen Fälle aus.)

Beratung

Quelle: http://vroniplag.de/

Der vierte ist Uwe Kamenz. Während die ersten drei selbstständig tätige Einzelkämpfer sind, kommen wir nun also zu den fix angestellten Professoren. Kamenz verpasste als erster 2013 der Plagiatsjagd ein Negativ-Image, als ein unredigierter und fehlerhafter Prüfbericht seiner Software zur Dissertation Frank-Walter Steinmeiers an die Presse durchsickerte. Mittlerweile kämpft er scheinbar vor allem auf anderen Baustellen.

Quelle: http://www.profnet.de/

Die „Mutter“ aller Plagiatsjäger (ex aequo mit Ihrem werten Plagiatsgutachter seit 2002 tätig!) ist natürlich fünftens und unverdienterweise letztens Debora Weber-Wulff.

Debora Weber-Wulff

Quelle: http://people.f4.htw-berlin.de/~weberwu/

Sie „jagt“ aber nicht wie die anderen oben genannten unter ihrem Realnamen, sondern als „WiseWoman“ auf VroniPlag Wiki und macht keine Plagiatsprüfungen gegen Bezahlung (erfreulicherweise landet dann die eine oder andere Anfrage an sie in meinem Posteingang).

Und dazu kommen freilich noch die großen Unbekannten: „PlagDoc“, der ursprüngliche Wiki-„Jäger“ Guttenbergs, „Robert Schmidt“ und viele andere auf VroniPlag Wiki Aktive. Übrigens allesamt, wie Kollegin Weber-Wulff, sehr seriöse Leute, denen es originär um Plagiatsdetektion und/oder -prävention geht und um nichts anderes.

***

Was will Ihr werter Plagiatsgutachter mit diesem Blogbeitrag eigentlich sagen? Nun ja, wenn Sie gute Ware wollen, gehen Sie bitte zum Qualitätsfleischer. Dieser Hinweis erscheint mir schon seit Steinmeier, aber erst recht seit dem „Fall“ Gerd Müller in aller indirekten Deutlichkeit angebracht.

Update: „Erbloggtes“ nimmt eine Analogie von mir auf und denkt sie weiter. Herzlichen Dank!

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