Warum die Diplomarbeit von Kay-Michael Dankl zwar „abgeschrieben“, aber kein Plagiat ist

Unglaubliche 756 Fußnoten befinden sich auf den 162 Seiten Fließtext der Diplomarbeit des Salzburger KPÖ-Politikers Kay-Michael Dankl über transnationale Landkäufe in Afrika, Asien und Lateinamerika, eingereicht im Jahr 2012 im Fachbereich Geschichte an der Universität Salzburg.

Um es vorweg zu nehmen: Die Arbeit stellt mit außerordentlich hoher Wahrscheinlichkeit kein Plagiat dar. Sie entspricht den gesetzlichen Anforderungen an eine Diplomarbeit. Fast könnte man witzeln, hier habe einer geahnt, dass einmal ein „Plagiatsjäger“ kommen wird: Dankl hat penibel genau belegt, man möchte fast sagen: überzitiert. Hier zwei Beispiele:

Schön ist das für den Leser allerdings nicht, und ein solcher Umgang mit Literatur verbleibt eher auf der Stufe des Exzerpts. Aber man sieht dies leider immer wieder in Diplomarbeiten. Ein Plagiat liegt aufgrund der wiederholten Quellenangaben natürlich keines vor.

Auch sonst sieht man einige Dinge, die man bemängeln kann, aber in Diplomarbeiten häufig vorfindet.

Kay-Michael Dankl stellt seiner Arbeit folgendes Motto von Raj Patel voran:

Das tut auch Christopher Huggins in einer englischsprachigen Arbeit zum selben Thema, die ein Jahr vor Dankls Diplomarbeit online ging:

Falls Dankl das Zitat von Huggins übernommen hat, hätte er es freundlicherweise angeben müssen. Falls Dankl Patel im Original rezipiert hat, ist es ok. Überhaupt hat Dankl einiges von Huggins übersetzt, aber dies eben immer mit Quellenangaben versehen. Ein Beispiel:

Diplomarbeit Dankl, S. 91, die Fußnote zu Huggins folgt nach dem nächsten Satz (grenzwertig auch für die Zitierweise der Geschichtswissenschaft)

Original bei Huggins

Ähnliche Übersetzungen findet man auch von anderen englischsprachigen Arbeiten, die kurz vor 2012 erschienen sind.

Fazit: Sehr viel akribische Quellenarbeit mit Wiedergaben sehr nahe an den Originalen und mit einer geballten Ladung Fußnoten, aber auch immer wieder unterbrochen mit eigenen Systematiken und Schlussfolgerungen. Nach der, wie Dankl es selbst nennt, „literaturhermeneutischen“ Darstellung (S. 4) folgen drei Seiten Resümee (S. 163 bis S. 165), komplett fußnotenfrei.

Eine den üblichen Verhältnissen entsprechende Diplomarbeit mit einigen Kritikpunkten an der Quellenarbeit. Als erwartbarer Bürgermeister wird Kay-Michael Dankl akademisch unangreifbar sein.

Und jetzt, nach der Quellenanalyse, mache ich mich ans inhaltliche Lesen!

4 Kommentare zu “Warum die Diplomarbeit von Kay-Michael Dankl zwar „abgeschrieben“, aber kein Plagiat ist

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  1. Vermutlich...

    …ist die Arbeit vergleichbar mit der von KHG oder Bernd Althusmann? Verrat am Vgl.? Ein paar Fremde Federn und Blindzitate vielleicht?

    VM

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  2. Ralf Rath

    Bereits mit dem Versuch, an die Stelle dessen etwas zu setzen, was für Friedrich Hölderlin der „feste Buchstab“ (Patmos, V. 225) ist, würde sich Kay-Michael Dankl selbst in aller Öffentlichkeit als ungeeignet ausweisen, was an Anforderungen an einen Akademiker, geschweige denn an einen Bürgermeister gestellt ist. Insofern vor allem seine Diplom-Arbeit dadurch nicht an einem „sicheren Punkt befestigt“ wäre, wie Max Planck in einem Vortrag am 12. November 1930 längst kritisiert, müsste der Salzburger KPÖ-Politiker sich heutzutage den bereits im Englischen geläufigen Vorwurf gefallen lassen, gleichsam eine „loose cannon“ zu sein. Angesichts dessen, dass gegenwärtig mitten in Europa ein Krieg tobt, schlussfolgerte zuvor schon Henry Kissinger als der frühere Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika, auf diese Weise vor der wirklichen Welt völlig zu versagen.

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  3. Ernst Schwadisch sen.

    Dankl sei Dank. Immer wieder erfreulich, wenn sich jemand so viel Mühe gibt beim Übersetzen. Das Ärgerliche an vielen Online-„Tranzlätärn“ ist ja, dass man meist nur 3000 Zeichen in einem Vorgang übersetzen lassen kann.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Weber fragt:
      „Seit wann kann Google Translate englische Texte ins Deutsche übersetzen?“

      ChatGPT sagt:
      „Google Translate wurde erstmals im April 2006 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt unterstützte es bereits die Übersetzung von Texten zwischen mehreren Sprachen, einschließlich Englisch und Deutsch. Daher konnte Google Translate seit seiner Einführung im Jahr 2006 englische Texte ins Deutsche übersetzen. Im Laufe der Jahre hat Google Translate kontinuierlich Updates und Verbesserungen erhalten, um die Qualität und Genauigkeit der Übersetzungen zu verbessern.“

      Man könnte wahrscheinlich nur zeigen, dass vieles aus dem Englischen übersetzt und sehr nahe am Text wiedergegeben wurde. Aber wie erwähnt, eine Eigenleistung ist sichtbar, für eine Diplomarbeit trotz der unschönen bloß übersetzten Sätze ausreichend.

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