Der technische Vorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG, Dipl. Ing. Helmut Schreiner MBA, führt seit zumindest 2020 einen Doktorgrad (meist „Dr. techn.“), ohne bislang promoviert worden zu sein. Es ist mir ein völliges Rätsel, woher bei einer Führungskraft, die bereits über zwei akademische Titel verfügt, diese kriminelle Energie kommt. Der einzigartige Fall, der mir bereits seit 2021 bekannt ist, wurde heute exklusiv von der „Tiroler Tageszeitung“ veröffentlicht.
In einem PR-Bericht vom 07.07.2019 heißt es: „Helmut Schreiner übergab dem Kanzler seine Dissertationsschrift zur H2 Bahn, welche einen erster wichtiger Schritt zur wissenschaftlichen Projektaufbereitung der weltweit ersten Wasserstoff-Schmalspurbahn darstellt.“
Abgebildet ist unter anderem Ex-Kanzler Sebastian Kurz, der natürlich nicht wissen konnte, dass das übergebene Konvolut niemals als Doktorarbeit angenommen wurde. Allerdings trat Schreiner in den Folgejahren wiederholt als „Dr.“ oder „Dr. techn.“ in Erscheinung, so auch auf der unternehmenseigenen Website der Zillertalbahn, wie sich Google erinnert (mittlerweile wurde es geändert):
Auch bei Vorträgen wurde der Titel seit 2020 geführt:
Mit der Nennung auf der eigenen Website und dieser Nennung aus dem Jahr 2022 ist der Titelmissbrauch nach § 116 UG wohl belegt. Zudem nagt an der Glaubwürdigkeit des technischen Direktors, dass er eine nicht-approbierte und schließlich abgelehnte Dissertation sogar dem damaligen Bundeskanzler, wenn auch wohl nur symbolisch, überreichte.
Schließlich steht der Verdacht im Raum, dass Schreiner auch noch seine Promotionsurkunde der Universität Innsbruck gefälscht hat.
In Summe ergibt das den Verdacht mehrerer Straftaten (Titelmissbrauch, Urkundenfälschung, ev. Betrug).
Also wenn die Zillertalbahn will, dass auch künftig noch Leute mit ihr fahren und der Bahn vertrauen, sollte Herr Schreiner schleunigst, am besten schon morgen, zurücktreten!
Detail am Rande: In der Presseberichterstattung wird oft gesagt, Herr Schreiner würde nun „an der Universität Riga“ promovieren. Die gibt es so, also unter diesem Namen, aber nicht. Die „richtige“ Uni in Riga heisst Lettische Universität (LU), es gibt daneben noch die Rigaer Technische Universität (RTU) und mehrere Spezialeinrichtungen mit Promotionsrecht, darunter das (fachlich einschlägige) Transport and Telecommunications Institute (TTI/TSI, auch wenn der Name anderes vermuten lässt, eine eigentständige Hochschule). „Die Universität Riga“ gibt es aber nicht. Eigentlich sollte man schon wissen, an welcher Universität man promoviert.