Mittlerweile habe ich die Textvergleiche zwischen der Dissertation von Frau Schavan und den Originalen akribisch studiert (ich unterstelle nun einmal eine Authentizität der Gesamtdokumentation, nicht zuletzt, da ja auch auf VroniPlag der Fall bereits zum Teil kompiliert wurde). Ich komme im Wesentlichen zu demselben Urteil wie Volker Rieble: Es handelt sich hierbei um Plagiate, die auf eine Arbeitsmethode hinweisen, die eindeutig als wissenschaftliches Fehlverhalten zu bezeichnen ist. Besonders befremdlich finde ich in diesem Zusammenhang diese Erinnerung aus der SZ:
„Schavan hatte sich in Guttenbergs Plagiatsaffäre Anfang 2011 sehr kritisch über ihren Kabinettskollegen geäußert. Der SZ sagte sie damals: ‚Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich.'“
Nun finden sich in der Arbeit von Schavan ganz ähnliche Stellen – zum Teil auch in deutlicher Täuschungsabsicht, wenn sie etwa Interpretationen von anderen Autoren geringfügig umschreibt und klar als eigene ausgibt (mitunter wurden ganze Systematiken übernommen). Oder wenn sie reihenweise Fußnoten aus Sekundärliteratur übernimmt – so, als hätte sie die Literatur in den Fußnoten selbst zusammengefasst. Es sind zwar nicht so viele intentionale Plagiate wie bei Guttenberg, aber was heißt das schon? Dass Frau Schavan an allen anderen Stellen redlich gearbeitet hat, oder dass mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Ressourcen nicht mehr gefunden wurde?
Es ist ein Trauerspiel. Frau Schavan kann, wie so viele andere Doktorenpolitiker in dieser Zeit, nicht mehr ernst genommen werden.
Hallo!
Ich finde es völlig richtig das einem im Falle eines Plagiats der Doktortitel entzogen wird. Man sollte sich allerdings schon mal fragen, ob die Doktorväter nicht auch mitverantwortlich sind… Habe hierzu einen interessanten Artikel gelesen: http://www.myheimat.de/hannover-gross-buchholz/gedanken/doktor-bschrottl-d2489145.html
Grüße,
Rapha
Frau Schavan: Ein „ergebnisoffenes Verfahren“ ist eingeleitet worden… Allein Ihre derartig stumpfe Aussage sollte Grund genug sein, Ihnen der Doktortitel sofort zu entziehen!
wer einen titel hat erhält achtung in der gesellschaft, auch wenn er in wahrheit nur ein hanswurst ist. doktortitel sollten nur dort erlaubt werden, wo etwas in der naturwissenschaft völlig neues herausgefunden wird, etwas bahnbrechendes sozusagen!
was es bei politikern so schwierig macht: sie bekommen aufgrund des titels mehr kohle, gute stellungen und ….anerkennung! frau schavan muss aus dem amt entfernt werden und all ihre pensionen muessten ihr (normalerweise) gestrichen werden!
Das Zitieren ist das Handwerkszeug und man lernt es in der Geisteswissenschaft gleich im ersten Semester. Von daher verstehe ich nicht, wieso gezögert wird und sie selbst nicht geht und auch der Eindruck entsteht, es sei Ermessenssache und sie müsse erst noch auf das Ergebnis der Uni Düsseldorf warten. Fakt ist doch, dass Professoren, jedenfalls bei allen, die ich in der Philosophie in Köln angetroffen habe, ihre eigenen Veröffentlichungen in ihren Textmaterialien, die sie den Studenten zur Verfügung stellen, auch bis in die Fußnoten genau bearbeitet hatten und Zitate aus älteren eigenen Veröffentlichungen kenntlich machten. Selbst wenn sie von sich selbst abgeschrieben hat, wie letztens behauptet wird, das geht nicht. Sie war Doktorantin und mußte damit rechnen, kontrolliert zu werden. Ich verstehe nicht, wieso man zögert. Gerade wenn sie meint, über ‚Gewissen‘ promoviert zu haben, gibt ihr der Inhalt kein Freifahrschein ins Blaue – gerade da sollte man besonders Vorsicht erwarten und auch von Ihr bei Behandlung des Themas. Wie wollen Sie vor einfachen Leuten, die mit Uni nichts am Hut haben, einen Standard wahren, wenn Sie Frau Schavan damit davonkommen lassen wollen? Jeder versierter Handwerker versteht aber, dass ein handwerklicher Mangel sich nicht wegdiskutieren läßt. Man kann nicht jeden Dreck solange polieren, bis er glänzt! Ein Wissenschaftler schreibt sich doch in die Tradition einer bestimmten Lehrrichtung ein, das ist kein Selbstzweck und auch kein Mädchentennis. Ihr Text steht anderen zur Verfügung und Bescheidenheit und vorsichtiges Argumentieren und der Umgang mit anderen Thesen ist nötig. Man erfindet das Rad doch nicht neu! Auch wenn diese Arbeiten besser betreut werden sollten: Die Leute sind erwachsen, haben die Grundkenntnisse des 1. Semesters hinter sich. Die Uni Köln GW Richtung Lit/Spr. hätten einem eher den Kopf abgerissen, als einen mit einer fehlerhaften Hausarbeit durchkommen zu lassen. Wenn deutsche Universitäten ihren Ruf wahren wollen, dann gibt es nur eine klare Linie und eine Konsequenz für Schavan!
Ein bisschen Off-Topic, aber trotzdem kurz zur Info:
Der Rabattmarken-Anbieter „Groupon“ hat heute Ehrendoktorwürden im Sonderangebot — zwischen Designerunterwäsche und einem Trip im Flugsimulator.
Preis für die auch in Deutschland verwendbaren „Dr. h.c.“ aktuell: 39 Euro — wenn das mal kein Schnäppchen ist, müssen sich wohl auch die über 300 Kunden gedacht haben, die seit heute früh auf „Kaufen“ geklickt haben. Ungefähr jede Minute kommt ein neuer dazu.
>> http://www.scienceblogs.de/sic/2012/05/dr-hc-fuer-39-euro.php
Weil die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung, das Geld, seit jeher fehlerhaft ist, ist alles fehlerhaft, was das menschliche Zusammenleben betrifft; und alle „Wissenschaften“, die sich direkt oder indirekt mit dem menschlichen Zusammenleben beschäftigen, sind keine Wissenschaften, sondern nichts weiter als sinnfreies Geschwätz.
Ob also ein „Dr.“ der Theologie, Philosophie, Soziologie, VWL, Politologie, etc. seinen „Dr.“ in einer Zinsgeld-Ökonomie „legal“ oder durch Abschreiben erworben hat, ist irrelevant, denn sinnfreies Geschwätz bleibt sinnfreies Geschwätz.