Master Thesis von Andreas Babler seit heute Mitternacht online

Die Master Thesis von Andreas Babler ist seit heute Mitternacht im Bibliothekskatalog der Donau-Universität Krems (DUK) im Volltext online. Bis gestern abend gab es nur ein einziges gedrucktes Exemplar österreichweit, das bis 7. Juli 2023 verliehen war. Löblich ist, dass die Bibliothek der DUK so schnell Transparenz hergestellt hat – es dürfte wohl ein öffentliches Interesse da gewesen sein, und auch ich habe gestern Druck gemacht. Wenn jemand so komisches Zeugs über die EU sagt, dann will man erst recht wissen, was diese Person in ihrer wissenschaftlichen Arbeit geschrieben hat (so geht es zumindest mir).

Hier die wichtigsten Erkenntnisse:

1. Die Arbeit wurde am 19.01.2009 eingereicht, das PDF-File stammt aus dem Oktober 2016. Ich weiß nicht, ob die DUK überprüft hat, ob die digitale Fassung von heute mit der 2009 abgegebenen Fassung übereinstimmt:

Denkbar wäre auch, dass die Arbeit zunächst gesperrt war.

2. Die Arbeit ist nach Softwareprüfung vollkommen plagiatsfrei, nicht einmal ein Halbsatz wurde plagiiert. Das ist eine gute Nachricht. Die Zitierweise bei indirekten Zitaten an den Absatzenden hätte ich so allerdings nicht akzeptiert.

3. Eine weniger gute Nachricht ist: Auch diese Arbeit ist eine vertane Chance, was die Wissenschaftlichkeit anbelangt. Und dafür ist wohl nicht der Absolvent, sondern der Betreuer verantwortlich zu machen: MMag. Bernd Wachter. Konkret (und ich bin gespannt, ob ich hier den kleinsten gemeinsamen Nenner der österreichischen Sozialwissenschaften wiedergebe; ich habe es jedenfalls in den 1990er Jahren so gelernt):

3.1 In meinem Verständnis hat jede Arbeit einen Theorie- und einen Empirieteil zu umfassen, sofern sie keine reine Literaturstudie ist. Ich vermag bei Babler keinen Theorieteil zu erkennen – außer, dass er auf wenigen Seiten Marx & Co. zitiert.

3.2 Die Forschungsfrage(n) und die Hypothese(n) müssen einerseits theoriegeleitet und andererseits empirisch operationalisierbar sein. Ich finde in der Masterarbeit weder eine Forschungsfrage noch eine Hypothese. Somit bleibt für mich unklar, worauf der Verfasser eigentlich hinaus wollte.

3.3 Der empirische Teil entspricht eher dem Niveau einer vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA). Es wurden drei (im Anhang steht: vier) Experteninterviews geführt. Einer der Experten war der Vater von Andreas Babler.

3.4 Die grundlegenden Begriffe werden von vornherein unsauber verwendet. Ein Betreuer hätte so etwas doch beim Korrekturlesen anstreichen müssen, oder nicht? Zumindest mein Betreuer, Peter A. Bruck, hätte dies mit Sicherheit getan. Dieses Manko geht mit dem Fehlen von Begriffsdefinitionen einher. Siehe nur folgendes Beispiel:

Quelle: Masterarbeit, S. 3

Hier geht es immerhin um die zentralen Begrifflichkeiten der Arbeit. Im ersten Absatz werden „Strategien“ und „politische Kommunikation“ voneinander getrennt. Im zweiten Absatz ist allerdings von „Strategien von politischer Kommunikation“ die Rede.

4. Die Arbeit ist zum Teil in keinem guten Deutsch verfasst worden. Siehe etwa hier:

Quelle: Masterarbeit, S. 8


Letztlich zeige ich immer dasselbe Problem auf: Warum nehmen Betreuer und Begutachter ihren Job nicht ernst(er)? Warum sorgen sie nicht für qualitativ hochwertigere Arbeiten, die eine bessere Visitenkarte für ihre Universität abgeben? Und sollte aus Herrn Babler tatsächlich nicht mehr herauszuholen gewesen sein, dann darf man schon die Frage stellen, ob dieser „M.Sc.“ gleichwertig wie der nach einem ordentlichen Universitätsstudium geführt werden soll.

24 Kommentare zu “Master Thesis von Andreas Babler seit heute Mitternacht online

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  1. Walser Florian

    Ich habe jetzt ein wenig in die „wissenschaftliche“ Arbeit von Herrn Babler hineingelesen, aber mir fehlt die wissenschaftliche Komponente dahinter. Wie bereits vorstehend erwähnt, ist diese Arbeit ein sprachliches Desaster, welches jeder Zehntklässler besser hinbekommen hätte. xD

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  2. Georg Artelsmair

    Ein Mastertitel ohne vorhergehende Matura / Abitur und ohne vorhergehendes erfolgreich absolviertes Bachelorstudium ist eine Ohrfeige für alle diejenigen, die den üblichen Weg gegangen sind! Warum lässt der Staat einen solchen Unfug zu?

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  3. Ernst Schwadisch sen.

    Nehammer, Hafenecker und Babler haben alle drei den gleichen Lehrgang gemacht. Deren 3 Parteien sollten einen gemeinsamen Vorstoß machen: Nehammer, Hafenecker und Babler sollten gemeinsam vor die Presse treten und sagen, dass es damals verlockend war, einen solchen Schmalspur-Master zu erwerben. Man wolle weiterhin den Zugang zur Wissenschaft auf dem zweiten Bildungsweg offenhalten. Jedoch sei der adäquate Abschluß für diesen Lehrgang der „Bachelor“ und nicht der Master. Alle drei würden ab sofort darauf verzichten, den Titel „Master“ zu führen oder diesen auch nur im Lebenslauf zu nennen. Diesen Verzicht erbringen sie freiwillig als Vorleistung. Und dann bringen alle 3 Parteien einen Gesetzentwurf ein, in dem der Mißstand beseitigt wird und der Lehrgang ab sofort mit einem Bachelor endet. Zudem wird allen bisherigen Absolventen des Lehrgangs gesetzlich das Angebot gemacht, dass ihr Zeugnis neu ausgestellt wird auf „Bachelor“ – selbstverständlich auf freiwilliger Basis.

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  4. egal

    Interessant, daß sie nicht fähig sind, das Geschwätz „Ralf Rath“ bzw. einer AI-Maschine als eine solche zu erkennen.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Ich habe keinen Grund zur Zensur. Wirklich nicht. Ich halte diese Texte auch nicht für KI-generiert. Ich denke, sie hat ein Mensch verfasst.

    2. Ralf Rath

      Dass meine Texte weithin als, wortwörtlich, „dummes Gerede“, „Geschwurbel“ oder wahlweise auch als „pseudointellektuelles Geschwätz“ bezeichnet werden, ist wahrlich kein neuer Schimpfklatsch. Laut dem Historiker Gerd Diers lassen sich solche Zuschreibungen bis zurück auf das Jahr 1949 datieren. Dass sie rund ein Dreivierteljahrhundert später noch immer in Umlauf sind und mithin überaus hoch im Kurs stehen, zeugt insofern bloß davon, dass fortgesetzt allen Sparappellen zum Trotz weder die öffentliche Hand noch Private dafür keine Kosten scheuen.

  5. Ralf Rath

    Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Adoleszenzphase zunehmend in die Länge zieht. Der vielleicht prominenteste Kritiker an solch einer gesellschaftlich völlig verfehlten und dadurch immens teuren Praxis, selbst im vergleichsweise hohen Alter von über 40 Jahren noch immer nicht erwachsen zu sein, ist der Ökonom Karl Georg Zinn von der RWTH Aachen. Aber auch der britische Nobelpreisträger Harold Pinter verlangt eigenem Bekunden gemäß, den Trend endlich zu brechen, über weite Strecken des Lebens sich ungeniert äußerst infantil gebärden zu können. Eine Ausnahme davon bilden historisch Industriearbeiter, die wegen der beinharten Konkurrenz an den globalen Märkten bekanntlich „früh schon alt“ sind, wie es in dem Lied mit dem Titel „Dem Morgenrot entgegen“ heißt. Insofern besitzen Studenten der Donau-Universität Krems allein schon deswegen bereits vor ihrer dortigen Immatrikulation intellektuell eine Reife, von denen ihre Kommilitonen vor allem an der Universität von Oxford als der angeblich weltbesten Hochschule sehr weit entfernt sind und sie womöglich auch niemals erreichen werden. Eine der grauen Eminenzen des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen nannte es denn auch empirisch gesättigt ausdrücklich einen „Kindergarten“, was sich nicht nur dort, sondern auch woanders in der Welt tagtäglich abspielt. Angesichts dessen verbietet es sich von vornherein, nicht zuletzt die Master Thesis von Andreas Babler ins Verhältnis zu setzen.

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  6. Markus Gams

    Die Arbeit ist sicher kein akademischer Glanzpunkt, die Betreuung war auf jeden Fall schlecht. Dies unterscheidet aber die Arbeit nicht Grundlegend von etlichen anderen Arbeiten, die an der Donau Universität betreut wurden. Es ist allerdings zu bedenken, dass es sich beim Studium von Herrn Babler lediglich um einen Universitättslehrgang handelt, was mit einem vollen Universitätsstudium von Vornherein nicht vergleichbar ist!
    Die Analyse von Herrn Weber ist jedenfalls auch unvollständig. Die Eigenleistung von Herrn Babler kommt hier nicht nur durch die wenigen Interviews zustande. Es ist schon auch die Medienanalyse (3.3) erwähnenswert, die von Herrn Weber mit keinem Wort erwähnt wird, da er sie vielleicht als Literaturteil zählt, was allerdings eine oberflächliche Einschätzung wäre.
    Beide Eigenleistungen passen schlecht zusammen und sind auch nicht perfekt durchgeführt. Insgesamt aber hat sich Herr Babler nichts anderes zu schulden kommen lassen, als sich an einer nicht erstklassigen Universität von einem schlechten Betreuer betreuen zu lassen.

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  7. Ralf Rath

    Bevor hier im Blog die Donau-Universität Krems kurzerhand und wiederholt als nicht ernst zu nehmend stigmatisiert wird, gilt es daran zu erinnern, dass dort der „Strohhalm“ schon aus historischen Gründen heraus eine überaus hohe Wertschätzung erfährt. Die Schweizer Lyrikerin Erika Burkart hat dem „Strohhalm“ sogar ein gleichnamiges Gedicht gewidmet. Zwar behandelt ihn Emil Du-Bois Reymond in seiner am 8. Juli 1880 in der Leibniz-Stiftung der Akademie der Wissenschaften gehaltenen Rede mit dem Titel „Die sieben Welträtsel“ bekanntlich äußerst wegwerfend. Insofern aber in der existenziellen „Frage von Leben oder Tod“ (Marx, 1872: 514, 2. Aufl.) gemäß den theoretisch angeleitet und empirisch kontrolliert inzwischen erhobenen Befunden der Industriesoziologie der Griff nach dem „Strohhalm“ eine Katharsis bedeutet (Kern et al., in: Soziale Welt 1/1988: 94), zeugt derlei Schimpfklatsch bloß davon, nicht auf der Höhe der Zeit zu sein. Zu begrüßen wäre daher, wenn wenigstens Andreas Babler Anstalten unternimmt, die dadurch sich in aller Öffentlichkeit als Ewiggestrige zu erkennen gebenden Zeitgenossen zu kritisieren. Bis dato ist dazu allerdings vom erst jüngst gekürten SPÖ-Vorsitzenden in der Sache nichts zu hören und zu lesen.

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    1. Ralf Rath

      Mir eilt zwar der Ruf voraus, mich kryptisch zu äußern. Aber dass an der Harvard Business School der an der Donau-Universität Krems bereits zuvor erfolgreich eingesetzte „Strohhalm“ als „human factor“ im globalen Diskurs unverzichtbar ist, dürfte selbst der österreichischen Sozialdemokratie nicht entgangen sein. Spätestens dann, wenn in deren Reihen aus voller Brust der Refrain angestimmt ist: „So flieg zu flammende, du rote Fahne, voran des Weges, den wir ziehn. Wir sind der Zukunft getreue Kämpfer. Wir sind die Arbeiter von Wien!“ dürfte es mit dem ansonsten unter der Bevölkerung instrumentell weit um sich greifenden Bewusstsein ein jähes Ende nehmen. Wenn man so will, trägt „die letzte Schlacht“, wie es in dem Lied am Schluss angekündigt ist, in Wirklichkeit somit völlig andere Züge.

  8. Andreas Slateff

    Andreas Babler hat auch gar kein Studium absolviert!
    Für einen BSc benötigt man 180 ECTS und für einen MSc zusätzlich nochmals 120 ECTS. Es geht um einen Lehrgang (!), kein Studium, der „berufsbegleitend“ im „blended learning“ 90 ECTS verlangt, an einer privaten Uni angeboten wird, die ich spätestens jetzt mit vollem Recht als Titelmühle bezeichnen möchte:
    https://www.donau-uni.ac.at/de/studium/politische-kommunikation.html
    (Hier derselbe Lehrgang mit Stand 2023. Der Stand 2009 ist mir nicht bekannt.)

    Bei soetwas zu behaupten, man hätte einen MSc als akademischen Grad ist für mich eigentlich mindestens eine Täuschung, wenn nicht sogar ein Betrug. Das ist keine Wissenschaft, das ist ein Scherz.

    Herr Babler hat meines Wissens nicht einmal einen höheren Schulabschluss, auch keine abgeschlossene Lehre. Er wurde als unqualifizierter Hilfsarbeiter in einer parteinahen Firma angestellt und wurde dann offenbar per Parteibuch weitergetragen.

    Unterm Strich bleibt nur der Weinbau übrig, den nimmt ihm niemand.

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  9. Andy Dufresne

    Interessant und löblich, dass diese Transparenz gegeben ist. An folgenden Beispielen erkenne ich jedoch, wie diffizil es sich gestaltet, über Zitiergewohnheiten zu urteilen:

    a) Sie schreiben, dass Sie mit der Absatzendezitation nicht einverstanden wären. Absatzendezitate sind vielleicht nicht besonders „schön“, aber mir fällt auf, dass die Absatze weitgehend recht kurz gehalten sind – womit mit dieser Zitierweise hier meiner Meinung nach keine Problematik gegeben ist. Ein Beispiel:

    „Der zweite Pfeiler in der Semperit Entstehungsgeschichte wird durch den Unternehmer Josef Miskolczy repräsentiert. Über sein Wiener Schneidereigeschäft kommt er erstmals mit Gummiprodukten für Frauenkleider in Berührung, was ihn veranlasst zukünftig diese Produkte in seiner eigenen Fabrik fertigen zu lassen. Der Erfolg seiner Produktion führt zu einer schnellen Ausweitung der Produktpalette und Miskolczy fasst den Entschluss sich ab diesem Zeitpunkt ganz der Gummifabrikation zu widmen. Ein geeignetes Haus wird in Traiskirchen gefunden und eine dementsprechende Fabrik gegründet. (vgl. Kutschera
    1996, 11)“

    Nun könnte rein formal gesehen natürlich angemerkt werden, dass diese Absatzendezitierweise nicht wirklich zu hundert Prozent „sauber“ ist. INHALTLICH lesend ist aber völlig eindeutig, dass der Inhalt des gesamten Absatzes ausschließlich auf Kutschera fußt. Dass Babler natürlich nicht selber „erhoben“ hat, dass ein gewisser Josef Miskolczy mit Gummiprodukten für Frauenkleidung in Berührung kam – ja no na ned … Im Sinne der besseren Lesbarkeit würde ich mich in solchen Fällen dezidiert für eine legitime Absatzendezitierweise aussprechen.

    b) Hier hingegen würde ich mich schon etwas schwerer tun:

    „1907 stirbt ein wichtiger Investor von Josef Miskolczy, sein Halbbruder, an Herzversagen und die Erben fordern das von ihm in das Semperit-Werk investierte Kapital umgehend zurück. Ein Eigentümerwechsel der Fabrik ist die Folge. 1910 kommt es unter der Regie des „Wiener Bankvereins“ zur Realisierung einer Interessensgemeinschaft mittels Aktientäuschen und gleichzeitig zu Fusionierungen einiger Unternehmungen. Gleichzeitig scheidet Miskolczy aus dem neu zusammengeschlossenen Unternehmen aus.

    Als neues Unternehmen entsteht die „Semperit Österreichisch-Amerikanische
    Gummifabrik“ des Wiener Bankvereins. (vgl. Artmäuer, Bauer, Böheimer 2003, 31)“ (Ende der kopierten Passage – mit Absatsmarke wie in der Arbeit)

    Anmerkung meinerseits: Nach dem ersten Absatz ist keine Quellenangabe angeführt. Diese erfolgt erst nach dem nächsten – aus einem einzigen Satz bestehenden – Absatz (Artmäuer, Bauer, Böheimer). In so einem Fall würde wahrscheinlich ebenfalls niemand von einem Plagiat sprechen, da – wieder INHALTLICH lesend – ja wieder völlig klar ist, dass ein 1907 eingetretenes Ereignis freilich nicht von Babler „erhoben“ wurde. Ich persönlich würde in diesem Kontext davon ausgehen (Möglichkeit 1), dass auch der Inhalt des ersten Absatzes auf Artmäuer/Bauer/Böheimer basiert. Und auch wenn die Quelle erst nach dem nächsten Absatz folgt, würde hier wohl niemand von einem Plagiat sprechen, da ja im Kontext klar ist, dass hier nicht Babler etwas Selbst-erforschtes referiert. Oder (Möglichkeit 2) fällt das schon unter eine Art „reine Ausführung von in vielen Quellen nachlesbaren Fakten ohne irgendeine persönliche ‚Note‘ irgendeines Schreibers“ und hat keinerlei zitierpflichtigen Schöpfungswert? Ich hätte – sofern Möglichkeit 1 wahr ist – hier so agiert, dass ich auf die Absatzmarke verzichtet hätte – dann wäre es zumindest formal sauberer.

    Sie, Herr Weber, sprechen von einer plagiatsfreien Arbeit, was ich begrüßenswert finde. Ich teile diese Ansicht, habe aber den Eindruck, dass manche Plagiatsjäger viel zu wenig inhaltlich lesen und sofort mit einer Attitüde à la „Nach diesem Absatz steht keine Quelle – ergo: ‚erwischt'“ agieren (würden). Beobachten Sie dieses Phänomen ebenfalls unter Ihren „Kollegen“?

    Und: Wie würden Sie konkret ebendiesen Auszug werten? Ich frage deshalb, weil – auch wenn es auf den ersten Blick immer sonnenklar und eindeutig erscheint, wie zu zitieren ist – die Thematik „wissenschaftliche Redlichkeit“ in Wahrheit viel komplexer ist und viele Studierende genau wegen solcher Beispiele verunsichert sind – im Sinne von „Wo hört enzyklopädisches Allgemeinwissen auf? Wo fängt zitierwürdiges Faktenwissen mit einer gewissen Schöpfungshöhe an?“, „Wann wäre es Absurd, die Quelle öfter in einem Absatz anzuführen, weil ja sonnenklar ist, dass sich der gesamte Absatz auf XY bezieht, und wann nicht?“, usw… Manche würden bei ebendieser Passage wohl schon von einem „Bauernopfer-Plagiat“ sprechen. Aber das wäre ja INHALTLICH lesend ja Unsinn, denn Babler „täuscht“ ja nicht. Trotzdem „traut“ sich heute niemand mehr, so zu zitieren …….

    Wegen solcher Unsicherheiten gibt es für mich bezüglich des Umganges mit dieser Thematik nur zwei Möglichkeiten:
    a) Es müsste ein eindeutiger Leitfaden her, was in welchen Studienrichtungen wie zu zitieren ist und was nicht.
    Oder aber:
    b) Man verfasst (beziehungsweise liest) eine Arbeit inhaltlich denkend (also aus Verfassersicht: nicht mit dem primären Fokus auf Formalitäten, und aus Lesersicht: nicht „plagiatssuchend“) – und man erkennt dann schon, wo dezidiert eine Quelle an Ort und Stelle „hin“ müsste – und wo andererseits im Kontext klar ist, dass etwas aus einer Quelle stammt, die halt erst ein paar Sätze weiter angeführt wird (und vor allem, wo jemand tatsächlich eine geistige Eigenleistung vortäuschen möchte und wo nicht).

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    1. Vermutlich...

      …gibt es die Absatz oder Abschnittsende-Zitation noch immer, und noch immer recht häufig. Herr Weber kritisiert diese Vorgehensweise schon immer, nachweislich aber erst seit 2006, genauso das leichte umschreiben von Originalstellen, unterstellt dieser „Unkultur“ aber nie das Plagiat: „https://www.zeit.de/studium/hochschule/2011-07/althusmann-plagiat-umschreiben“ . Persönlich habe ich kein Problem mit eine solchen Zitierweise, womöglich – und das weiß ich nicht genau – ist sie nur bedingt wissenschaftlich. Hier aber ist die Betreuung gefordert, die Qualität zu sichern und dementsprechend zu benoten.

      Das erreicht man aber nur, indem man Betreuer stärker in die Pflicht nimmt und indem Masterstudiengänge zugangsbeschränkt werden. Wenn die jungen Leute für ein Fach brennen, sollen sie auch bitte studieren dürfen – 25 Prozent eines Jahrgangs sollen so zu Akademikern mit Bachelorabschluss werden können. Im Master soll es weniger Plätze geben und das Doktorat (PhD) soll nur noch über Graduiertenschulen möglich sein.

      Außerdem hilft nicht das Fach Ethik an den Gymnasien weiter, sondern das Fach „Berufs- und Studienorientierung“, das man an den BHMS natürlich weniger brauchen wird. Im Übrigen wird sich der Trend fortsetzten, dass Hochschulen ihre Studierenden stärker selber aussuchen dürfen. Der Bachelor soll an den Unis theoretisch gestaltet sein, das Schreiben vieler (Pro-) Seminararbeiten aber zugunsten weniger Arbeiten (die aber kritisch gelesen und beurteilt werden) verschwinden. Mehr theoretische Fachprüfungen im Bachelor würden zB geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern auch nicht schaden. An den FHs muss das Theoriegeleitete im Bachelor und vor allem im Master Vorrang haben. Immer noch gilt, weniger Standorte sind mehr…? https://www.diepresse.com/1451163/fh-um-manche-standorte-waere-es-nicht-schade

      Den bereits „beschränkten“ Eskapaden einer Donau“Uni“ (es gibt viele Universitäten an der Donau, doch keines ist für den Senf so bekannt), wurde kürzlich per Gesetz der Garaus gemacht: sündteure Billigmaster soll es in Österreich hoffentlich nicht mehr geben…? Vermutlich wäre es sogar klüger die DonauUni und die FHs in NÖ zusammenzulegen und zu einem leistungsstarken Komplex zu machen, der sich als Kooperationspartner der Uni Wien versteht und nicht als ihr Konkurrent.

      Wie es fragwürdige Unis und FHs gibt, gibt es naturgemäß auch fragwürdige Plagiatsjäger, die keine solche Expertise wie etwa (aber nicht nur) Herr Weber haben. Aber das ist nichts Neues. Das wird es wohl immer geben.

  10. Reinhold Knoll

    Lieber Prüfer, las Ihre Expertise, die mir bestätigt, dass es eigentlich keine Betreuung gibt. So schimpfe ich nicht auf Bablers Konfusion, die die Arbeit strukturiert, sondern auf eine Uni-Verwaltung, die das Problem verkennt. Wo immer der Titel verliehen wurde, ist der Autor weitestgehend sich selbst überlassen worden. Babler und seinesgleichen sind schon über alle Berge; wie wir in der Hoheitsverwaltung merken, aber die gegenwärtig Studierenden? Nix geschieht! Man könnte ja Tutoren für je fünf Diplomarbeiten einstellen. Da reicht ein Engagement für zwei Jahre.

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  11. Ernst Schwadisch sen.

    „Leider“ gibt es eine weitere Ergänzung: Jetzt heißt es beim Verlag/Vertrieb „Lehmanns Sozialwissenschaften“, dass die erste „Windbichler-Auflage“ vergriffen sei und keine Neuauflage erfolgt wäre bzw. geplant sei. Wörtlich: „Semperit Traiskirchen und der „moderne“ Kapitalismus“ von Katharina Windbichler (Autor) und Oliver Tüngeler (Herausgeber), 186 Seiten, 2002, Examicus (Verlag) (mit der ISBN) 978-3-86943-042-3 (…) zu 58,85 € inkl. MwSt (sei) (Titel ist leider) vergriffen; keine Neuauflage…
    Darf man Folgendes annehmen? Wenn dann doch ein Buch erscheint mit gleichem Titel (mit dem Zusatz „Diplomarbeit“), aber mit anderer ISBN, dass es sich dann um etwas Textidentisches handelt oder ist das dann ein umgeschriebener Text?

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  12. Ernst Schwadisch sen.

    Und deswegen hier auch ein weiterer „Windbichler-Text“: „Durch Veränderung der internationalen Rahmenbedingungen im Bereich des globalen Wettbewerbs wird die nationale Wettbewerbsfähigkeit immer mehr gefordert. Neben geänderten politischen Rahmenbedingungen sieht sich auch die betriebliche beziehungsweise wirtschaftliche Ebene veränderten Rahmenbedingungen und Strukturwandeln ausgesetzt. Bestehende Strukturen werden in Frage gestellt und die wettbewerbliche Positionierung der einzelnen Nationalstaaten steht meist über allen anderen Fragen, Zielen und Aufgaben. Österreich als Wirtschaftsstandort zu optimieren, sollten alle politischen Parteien hierzulande als ihre Herausforderung ansehen. Ist die Wirtschaft negativ vom Zahnrad der Globalisierung betroffen oder berührt, so merkt das der Normalbürger in Österreich wahrscheinlich an den Arbeitsmarktdaten oder im persönlichen Umfeld, wenn plötzlich der eine oder andere seinen Arbeitsplatz durch Rationalisierung, Auflösung des Arbeitsplatzes, Abzug des Betriebes oder Konkurs des Betriebes etc… verliert. Ein negativ Betroffener steht dann zumeist auf der Seite der Verlierer vom verwobenen Rad rund um die Globalisierung und sieht sich unter anderem vielleicht als „Opfer der Globalisierung“, wenn auch in Österreich statistisch weniger Menschen einen Arbeitsplatz verlieren als gewinnen. Die Interessensvertretungen der Einzelnen, beispielsweise in der Sozialpartnerschaft, haben schon lange nicht mehr jene Macht und Funktion, wie das früher einmal gang und gebe war. Die Durchführbarkeit der einzelnen Aktionsschritte gegen Betriebsschließungen wegen Abzug in sogenannte Billiglohnländer endet meist in Kapitulation gegen die vorherrschende Entwicklung, oder ein kurzfristiger Kompromiss kommt zustande, der jedoch meist nicht lange währt und die Niederlage des sozialen Gedanken – auch durch die erzwungene Kapitulation der Arbeiter oder einer Gewerkschaft – ist die Folge. Solche geänderten Strukturen und Folgeerscheinungen machen nachdenklich und die Frage nach der sozialen Verantwortung oder die Frage, wie man solchen Entwicklungen entgegensteuern kann, stellt sich spätestens dann, wenn ein Paradebetrieb in der österreichischen Industrie von solchem Wandel betroffen ist. Eine Region in unserem Land macht auf Ihr Schicksal und ihre Freisetzung von Arbeitskräften aufmerksam. Wie reagiert der Betrieb darauf, wie die Politik unseres Landes und wie die einzelnen Interessensvertreter? Sind die Gründe der Schließung geklärt?“

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  13. Ernst Schwadisch sen.

    Ich muss mich korrigieren: Die Diplomarbeit mit dem ähnlichen Titel erschien (angeblich) doch bereits als E-Book (hier als PDF) bereits 2003: „Globales Schicksal? Semperit Traiskirchen und der „moderne“ Kapitalismus“
    Katharina Windbichler (Autor) – 2003 | 1. Auflage – 187 Seiten – diplom.de (Verlag) – 978-3-8324-6596-4 (ISBN)
    Doch: Warum werden Veröffentlichungen in den unterschiedlichen Jahren 2003, 2014 und 2016 dann jeweils als „1.Auflage“ bezeichnet? Das hat sich die Autorin selbst zuzuschreiben. Zweifel bleiben, ob sowohl ihre Magisterarbeit als auch die späteren Veröffentlichungen in verschiedenen Verlagen wirklich textidentisch sind.

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  14. Ernst Schwadisch sen.

    Schon folgenden Text zum Abgleich berücksichtigt?
    Katharina Windbichler: „Wie verhält sich die Politik am Beispiel „Semperit-Traiskirchen“ – und wie ist der Umgang mit den ArbeitnehmerInnen“ – Wien, 2002 Magisterarbeit im Fachbereich BWL – Universität Wien. Zitat: „Mit Blick auf die wachsende Bedeutung des internationalen Zeitwettbewerbs unternimmt die vorliegende Diplomarbeit den Versuch anhand der politischen Debatte über die Schließung des Reifenproduktionswerkes Semperit-Traiskirchen die neuen Herausforderungen im Rahmen des Standortwettbewerbs im Kontext der globalen Wettbewerbsordnung zu beleuchten.
    Entsprechend dieser Untersuchungseinheit werden neben der Einordnung des Begriffes Globalisierung , die Politik als Institutionenbildung in der Europäischen Union, die Rolle Österreichs im europäischen Integrationsprozess und das Verständnis zwischen Sozialpolitik , Standortpartnerschaft und neoliberaler Marktwirtschaft präzisiert.
    Ferner werden die Auswirkungen staatlicher Reintervention für freigesetzte Arbeitnehmer und die Wirkungen der Hilfestellungen unter besonderer Berücksichtung der davon betroffenen ArbeitnehmerInnen sowie der medialen Berichterstattung auf empirischer Grundlage veranschaulicht.
    Eine der herausragendsten wirtschaftlichen Entwicklungen seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist die zunehmende Verflechtung und Vernetzung der nationalen Volkswirtschaften. Diese wird im Wesentlichen durch Deregulierung, durch die Liberalisierung des internationalen Handels mit Gütern und Dienstleistungen, durch die weltweite Öffnung der nationalen Kapitalmärkte und durch die Senkung der Transport- und Kommunikationskosten vorangetrieben.
    Vor diesem Hintergrund sieht sich auch die österreichische Wirtschaft, entsprechend ihrer Interessensgruppen, großen wirtschaftlichen Veränderungen gegenübergestellt. Der globale Wettbewerb, der nicht nur das interne Wirtschaftsgeflecht, sondern auch die Regionen strukturbildend prägt, fordert spätestens seit dem EU-Beitritt von der österreichischen Wirtschaft die Errichtung und Entfaltung einer neuen Wettbewerbsordnung.
    Die daraus erwachsenen Rahmenbedingungen konfrontieren den österreichischen Wirtschaftsstandort nicht nur mit einem Wandel auf betrieblicher Ebene, sondern auch mit Strukturbrüchen, die den Lebenszyklus von Produkten, Dienstleistungen, Prozessen und Organisationsstrukturen durch neue Logistiksysteme, technologische Interventionen und neue Managementmodelle verkürzen und den Druck zur effizienten Anpassung erhöhen.“

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  15. Ralf Rath

    Anerkennt eine „Strategie“ nicht die Bedeutung von Subjektivität (vgl. Baethge et al., 1995: 371, Fn. 25), bleibt dem Einzelnen allein, gleichsam das eigene Ich durchzustreichen, „damit es der Gnadenwahl des Kollektivs teilhaftig werde“ (Adorno, in: Festschrift für Ernst Schütte, 1969: 64). Vor allem Karl Marx, der von sich selbst noch zu seinen Lebzeiten bekanntlich gesagt hat, kein Marxist zu sein, spottet die Master Thesis von Andreas Babler insofern über alle Maße hinweg. Aber der „Mohr“ kann sich der bis auf die Gegenwart fortgesetzten Instrumentalisierung seiner Arbeit heute nicht mehr erwehren. Eine Störung der Totenruhe ist jedoch allemal nicht gestattet. Dass für derlei Umtriebe auf dem Friedhof eine österreichische Hochschule auch noch einen akademischen Grad verleiht, ist somit äußerst fragwürdig.

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    1. Ralf Rath

      Übrigens: Die 6. These über Feuerbach gilt nicht als widerlegt. Als Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse vollzieht sich die Entleibung des Individuums demnach stets sozial. Allerdings ist der Prozess „eine verborgene Kunst in den Tiefen der menschlichen Seele, deren wahre Handgriffe wir der Natur schwerlich jemals abrathen und sie unverdeckt vor Augen legen werden“ (Kant, 1787: 180f, 2. Aufl.). Jedweder Versuch einer „eingreifenden Politik im digitalisierten Kapitalismus“, wie ihn aktuell das geschäftsführende Mitglied des Vorstands der Industriegewerkschaft Metall, Hans-Jürgen Urban, für Deutschland fordert (ders., 2019), ist schlicht wegen der dadurch völlig unzugänglichen Wirklichkeit absolut ausgeschlossen. Orientierte sich der Arbeitskampf bei Semperit in Österreich dennoch daran, vermeintlich eine „Bresche“ (Wolf, in: Dörre et al. (Hg.), 2012: 348) schlagen zu müssen, erzwingt solch eine zweifelsfrei zutiefst falsche Praxis mit Macht bloß den unabhängig davon physisch ohnehin eintretenden Tod eines Menschen. Das geradezu eiserne Schweigen von Andreas Babler in seiner Qualifikationsschrift angesichts eines spätestens seit den frühen 1990er Jahren in globalem Maßstab neu aufgeschlagenen Kapitels der Rationalisierungsgeschichte industrieller Arbeit (D’Alessio/Oberbeck, in: Klitzke et al. (Hg.), 2000: 103), endlich die „Kipppunkte“ (Vogel, in: Mittelweg 36, 2/2023: 3) für den Umschlag zugunsten einer richtigen Praxis anzugeben, lässt insofern die universitäre Würdigung der von vornherein darauf schuldig gebliebenen Antwort als willkürlich erscheinen.

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