Die Liste der plagiierenden CDU/CSU-Politiker ist wieder um einen Namen länger geworden: Nach Karl-Theodor zu Guttenberg, dem Ahnherr aller Groß-Plagiatoren, nach Annette Schavan, der historischen Ahnfrau aller Plagiatoren, nach Ursula von der Leyen, Norbert Lammert, Otto Carstens, Martin Huber, Armin Laschet und Mario Voigt nun also auch das apostrophierte „Gehirn der CDU“ (so am Klappentext eines Buchs von Merz), der primus inter pares der Partei, Friedrich Merz höchstselbst.
Natürlich, die Plagiatsdelikte im Buch „Mut zur Zukunft. Wie Deutschland wieder an die Spitze kommt“ wurden vor knapp 23 Jahren begangen. Aber Plagiate verjähren nun einmal nicht, weil Betrug am Leser auch nicht verjährt. Dass auch in Sachbüchern nicht plagiiert werden soll, ist übrigens keine Erfindung von Stefan Weber, sondern eines gewissen Nicolaus Hieronymus Gundling aus Halle, der 1726 unsere moderne Auffassung vom „geistigen Eigentum“ begründete.
Wenn Friedrich Merz über die PISA-Ergebnisse dozierte und dabei das schlechte Abschneiden der bundesdeutschen Schüler beklagte, schrieb er selbst mehrfach aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ ab: vom mittlerweile verstorbenen italienischen Botschafter in Deutschland, Silvio Fagiolo, sowie vom langjährigen Wissenschaftsjournalisten des Blattes, Martin Spiewak.
Sich die Worte von Edmund Stoiber anzueignen und sie ein wenig umzuschreiben, das mag zwar positionstechnisch innerhalb der eigenen Partei bleiben, aber glaubwürdig ist dies auch überhaupt nicht.
Friedrich Merz hat beim Plagiieren nicht nur Faktensätze übernommen, sondern auch Wertungen.
Schon einmal, nämlich im Jahr 2006, war er mit einem Plagiatsvorwurf konfrontiert.
Normalerweise dokumentiere ich hier Plagiate und kommentiere nicht Inhaltliches. Aber an den Büchern von Friedrich Merz fand ich interessant, dass sie stets demselben Schema gehorchen: Immer gibt es eine Krise (etwa die Weltfinanzkrise ab 2007 oder die Coronakrise ab 2020), von der es heißt, sie habe besonders schwierige, turbulente etc. Zeiten ausgelöst. Einen Ausweg aus dem Chaos biete nur die CDU, die Deutschland „wieder an die Spitze“ (2002) oder „wieder nach vorne“ (2025) bringe. Gleichzeitig wird aber der Europäisierung gehuldigt. Nun, das ist ein Widerspruch: Denn Deutschland nach vorne zu bringen, zur Nummer eins zu machen (worin eigentlich?), das heißt ja nichts anderes, als andere Länder hinter sich zu lassen: Und das ist ein zutiefst antieuropäischer Gedanke. – So sind fast alle Ausführungen von Merz von Widersprüchen durchzogen: „Migration ja, aber…“ „Ich sage damit nicht, dass…“ ist eine in Variationen häufig verwendete Floskel. Nun, wer zu allem ein „Ja, aber…“ sagt, der sagt womöglich am Ende des Tages zu nichts etwas.
Ein Kapitel mit dem Titel „Kapitalismus im Bildungssystem?“ (2008) habe ich mir genau durchgelesen. Darin fordert Merz die Öffnung staatlicher Hochschulen für privates Kapital. Er beklagt den maroden Zustand der Universitäten, allerdings meint er damit nicht faule Professoren, Leistungsfeindlichkeit und mangelnde Qualitätskontrollen (darüber verliert er kein Wort!), sondern er beklagt baufällige Gebäude. Er fragt sich nicht, wie man das staatliche Hochschulsystem transformieren kann und muss, er will es einfach privatisieren. Das ist trial-and-error-Politik: Schauen wir mal, was passiert.
Sie finden hier wie immer die Plagiatsdokumentation im Blog und identisch als PDF-File zum Downloaden (22 Seiten, ca. 1,7 MB).
Krass, so viel Plagiat und es wird weder hier noch in den Medien diskutiert…