Bei der Präsentation der „Plagiatsstudie“ des IHS und des BMBWF im Dezember 2022 habe ich ja mit Schrecken erkennen müssen, wie das Frisieren von Sachverhalten und die parteipolitisch motivierte Message Control auch in der Wissenschaft funktionieren. Meine Kritik daran habe ich geäußert. Ich bin in der Folge bei der Lektüre dieser unseligen „Studie“ über den „Policy Brief“ nicht hinausgekommen.
Mittlerweile hat sich der F.A.Z.-Journalist Jochen Zenthöfer, Autor des Buchs „Plagiate in der Wissenschaft“, offenbar die Mühe gemacht, die gesamte Studie zu lesen. Er deckte etwa auf, dass in dem Machwerk eine „Expertin“ von „unschuldigen Plagiaten“ spricht und dass die Studienautoren selbst an zumindest zwei Stellen nicht richtig zitieren konnten. So wird etwa nicht klar, ob ein Experteninterview im Konjunktiv 1 oder die Meinung der Studienautoren wiedergegeben wird. Vielleicht weist der Mix auch auf einen (unbewussten) Schulterschluss hin?
Bemerkenswert ist, dass sogar Kritik aus der Wissenschaft selbst kommt: Felix Hagenström, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim DFG-Ombudsman für die Wissenschaft und Ko-Autor des Buchs „Wissenschaftliche Fairness“, wird in der F.A.Z. mit den Worten zitiert: „Man hätte wenigstens erwarten dürfen, dass neben den Plagiatsvorwürfen auch die Plagiate selbst als Problem der Wissenschaft Erwähnung finden.“
Aber nicht doch – wir sind in Österreich! Die „GWP-Forschung“ (Forschung zu guter wissenschaftlicher Praxis) muss hierzulande zurück an den Start. So geht das nicht weiter. Das, was hier mit der Plagiatsstudie passiert ist, ist mindestens so schlimm wie die Vorgänge rund um die Wiener Kindergartenstudie. Zuerst liegen die Studienergebnisse ein Jahr lang in der Schublade des Ministeriums. Dann wird der Studie ein offenbar vom Ministerium frisierter „Policy Brief“ vorangestellt, der noch mehr Unsinn enthält als die Studie selbst.
Wäre es nicht wegen ein paar aufmerksamer Leser in Deutschland, die sich im Bereich GWP auskennen und sich die Mühe machen, auch österreichische Hochglanzbroschüren zu lesen, in Österreich ginge das doch tatsächlich als passable Arbeit des Wissenschaftsministeriums durch.
Nun aber dämmert, wieder einmal, nach der Lektüre eines deutschen Mediums, dass da was Peinliches geschehen ist in Österreich.
Es gibt keine Kritik in Österreich. Zumal nicht bei diesem Thema. Aber vielleicht ist es in Kultur, Sport und Kirche hierzulande nicht viel besser.