Rudolf Haberleitner ist derzeit in Österreich in aller Munde (für deutsche Leser: Bitte googeln!). Ich habe gestern dem „Wirtschaftsblatt“, einem seriösen Medium, ein hoffentlich ebenso seriöses Interview zum Doktorgrad des Unternehmensbosses gegeben. Auf mein wiederholtes Nachfragen nach dem Ort und Datum seiner Promotion hat er mir immer wieder ausweichend geantwortet. Dafür kam dann heute Nacht die folgende Mail, nur 22 Minuten nach der Online-Veröffentlichung der Story:
„Eine Strafanzeige wie auch eine Zivilklage auf Kreditschädigung und Schadenersatz ist Ihnen sicher, ich werde morgen früh meine Anwälte beauftragen, diese gegen Sie einzubringen.
Sie können sich gerne meine Dissertation ansehen, wenn Sie wollen: Außergerichtliche Unternehmenssanierung durch „Stille Verfahren“. Bei Gericht werden Sie diese sicher ausreichend begutachten können und Plagiate gibt es keine, da es keine derartigen wissenschaftlichen Arbeiten darüber jemals gegeben hat – meine war die erste und bis dato gleichzeitig die Letzte!“ (Hervorhebung S. W.)
Wie gut, dass ich in dem Interview nie unterstellt habe, dass Haberleitner nicht korrekt promoviert wurde oder gar seine Schrift Plagiate enthält. Nun freuen wir uns alle, das bislang einzige und ergo plagiatsfreie wissenschaftliche Opus zum Thema zu lesen!
Im Moment sieht es sogar eher so aus, als wäre Haberleitner plagiiert worden. Man google nur einmal das Fragment „verdient gleichzeitig mit den Investoren und nicht davor“ von Haberleitners Webseite und wird staunen! Da fragte Ihr werter Gutachter: Wer war zuerst? Und stieß schon wieder auf eine Mauer des Schweigens…
Lieber AndiKr!
Das missbräuchliche Führen eines akademischen Grades ist in Deutschland eine Straftat, in Österreich eine reine Verwaltungsübertretung. Insoweit ist die Aufregung – sollte sie sich allein aus diesem Grund ergeben – mMn überzogen.
@ Unibär: Nur damit auch du das kapierst, das unrechtmäßige Tragen eines akad. Titels stellt eine Straftat dar. Deswegen ist Nachforschen erwünscht. Punkt!
Ad Nachforschen. Mittlerweile gibt es eine offizielle Stellungnahme von Harvard:
Von: Docreg [mailto:docreg@hbs.edu]
Gesendet: Dienstag, 16. Juli 2013 18:07
An: Stefan Weber
Betreff: RE: Confirmation of a doctoral degree at Harvard Business School
Dear Stefan,
We regret to inform you that we do not have record of Rudolf Haberleitner receiving a Harvard Business School Doctor of Business Administration degree. If your applicant believes this to be incorrect please have them provide us with documentation.
Best regards,
HBS Doctoral Programs Office
Harvard Business School
Doctoral Programs
Boston, MA 02163
617.495.6101
http://www.hbs.edu/doctoral
wie sieht’s aus, klage schon eingetrudelt? ;))
falls nicht, wäre dies einmal mehr für die glaubwürdigkeit des herrn dr. h bezeichnend.
hoffe sie bleiben dran an der sache, eine ganze menge leute wird es ihnen danken. schöne grüße
Auf http://www.club-carriere.com/phpscripts/inserat.php?name=Rudolf Haberleitner&K_ID=21027 ist Interessantes nachzulesen: „…..Nach der HTL studierte ich in Amerika Wirtschaft, erreichte ein Havard Degree. ….“
Herr Haberleitner sagt ja nicht die Unwahrheit, doch bei dieser „Havard“ (und NICHT Harvard!) University (http://www.swbts.edu/houston/degree-options/) handelt es sich um eine sogenannte „Diploma Mill“, wie die Amerikaner sagen, d.h. man kann sich um Geld einen Titel kaufen – aber Wirtschaft, wie er behauptet, kann man dort auf keinen Falls studieren(–>“The Havard School for Theological Studies“); dieser Titel ist selbstverständlich in Österreich nicht anzuerkennen und deshalb in Österreich ungültig! Dort gibt es so abstruse Doktor-Titel wie „Doctor of Ministry“, „Doctor of Philosophy in World Christian Studies“, etc.- kann man sich mit einer grosszügigen Spende an die kirchlichen Einrichtungen kaufen, wohlgemerkt!
Nee, ich glaube, mit dieser Hypothese sind Sie auf dem Holzweg.
Ich frage mich ja, von welcher Bedeutung es sein soll, ob Haberleitner promoviert hat und den Doktorgrad daher zurecht trägt und inwiefern man auf jeden Anwurf reagieren muss. Nur weil ein Plagiatsexperte daran interessiert ist, ob Haberleitner promoviert worden ist oder nicht, steht dieser nicht in der Pflicht entsprechend zu agieren.
Die Sache beschäftigte aber auch schon die Politik, siehe S. 4 unten hier: http://images.derstandard.at/2013/07/04/Anfragebeantwortung.pdf
LG
sw
Dank DerStandard-Forum erfährt man mehr: http://derstandard.at/plink/1371171518786?_pid=32313307#pid32313307