Zillertalbahn-Chef: „Doktorarbeit“ an der Universität Riga entpuppt sich als monströses Übersetzungsplagiat mitsamt Fälschung der Interviews

Die – nach dem an der Universität Innsbruck gescheiterten Promotionsversuch – an der Universität Lettlands, Riga eingereichte neue Dissertation des Zillertalbahn-Chefs Helmut Schreiner ist nahezu ein Komplett-Übersetzungsplagiat der im Jahr 2020 an der RWTH Aachen eingereichten Dissertation der Verkehrswissenschaftlerin Sophia-Marie Gross-Fengels. Gross-Fengels hat auf Deutsch geschrieben. Schreiner hat alles ins Englische übersetzt oder übersetzen lassen und an Zillertaler Verhältnisse „angepasst“. Art und Umfang des Wissenschaftsbetrugs sind einmalig und machen sprachlos.

Schreiner selbst hat die neue Dissertation aus Riga an eine Teilöffentlichkeit disseminiert, um seinen Anspruch auf den Doktortitel nachzuweisen, nachdem Vorwürfe des Titelmissbrauchs laut wurden. Auch ich erhielt über Umwege ein Exemplar. Nach einer Turnitin-Prüfung fiel mir sofort auf, dass einige angebliche Interview-Partner der Befragung zur Mobilität im Zillertal fast auf den Wortlaut genau dasselbe aussagten wie Personen, die im Jahr 2018 in Nordrhein-Westfalen zum Funktionieren des sogenannten „MultiBus“-Projekts befragt wurden. Erstautorin der damaligen Studie: Gross-Fengels.

Zum Vergleich links die NRW-Studie 2018, rechts die Zillertal-Studie (Befragung angeblich 2021-22):

I3, NRW, 2018, S. 154 IP3a, Tirol, 2021-22, S. 146
“’My home is my castle’, they hold their own house, their own car, they don’t want to share this with others.” “’My home is my castle’. People have their own house and their own car; they don’t want to share that with anyone.”
I11, NRW, 2018, S. 150 IP11, Tirol, 2021-22, S. 141
“Actors in rural areas are much clearer about what they need for their community, however […].” “Political actors in rural areas are much clearer about what they need for their community than urban actors […].”
I11, NRW, 2018, S. 155 IP11, Tirol, 2021-22, S. 175
“I think it is far easier to introduce a pilot in a rural area than in a city.” “I think it is therefore much easier to successfully implement pilots in rural areas than in urban areas.”

Dann sah ich, dass Schreiner in der vorgeblichen Zillertaler Befragung an erster Stelle das Transportmittel „MultiBus“ abgefragt hat:

Ein solches hat es aber im Zillertal nie gegeben. Die Abfrage wäre also kompletter Quatsch gewesen. Der „MultiBus“ in dieser Schreibweise verweist wieder auf das Smart Mobility-Projekt in NRW. Schließlich brachte mich eine Übereinstimmung bei den Quellenangaben im Fließtext auf die heiße Spur und zur Lösung des Rätsels: Die gesamte Dissertation ist ein Übersetzungsplagiat der Dissertation der Erstautorin der NRW-Studie, aus der Turnitin bereits englischsprachige Übereinstimmungen gefunden hat!

So schrieb Gross-Fengels im Original auf S. 32:

Daraus wurde bei Schreiner im Übersetzungsplagiat (S. 43):


Gross-Fengels bezieht den folgenden Kapitelüberblick (S. 199) auf ihren Forschungsgegenstand, den Kreis Heinsberg, NRW:

Das Plagiat von Schreiner (S. 152) ersetzt „im Kreis Heinsberg“ durch „in the Zillertal Valley“:


Gross-Fengels interviewte u.a. diese Personen (Liste auf S. 317 der Dissertation):

Das fälschte Schreiner ebenfalls großflächig und machte daraus die folgende Liste auf S. 252 seiner Doktorarbeit (wir dürfen also annehmen, dass die Interviews nie erfolgt und allesamt erfunden sind – welchen Realitätsbezug hat der Bahnchef zu seinem eigenen Unternehmen und dessen Stakeholdern?):


Die ganze Tat erstreckt sich somit über viele Seiten – vom Inhaltsverzeichnis bis zum empirischen Teil, bis zu den Literaturangaben und bis zum Anhang.

Und natürlich findet sich bei Gross-Fengels auch das Original des Fragebogens (S. 331):

Diese „Dissertation“ ist schlichtweg ein schwerer Wissenschaftsbetrugsfall, der alle Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens – Plagiat, Datenfälschung und Datenerfindung – auf einmalige Weise in sich vereint.

Helmut Schreiner hat ein Doktoratsvermittlungsprogramm der „University of Salzburg Business School“ (SMBS) in Anspruch genommen. Die SMBS ist ein kommerzieller Anbieter, der als Tochtergesellschaft der Universität Salzburg offenbar dieser bei ihren „richtigen“ Doktoratsstudien Konkurrenz macht. Wie aus einer Broschüre hervorgeht, kostet das Doktorat in Riga knapp 22.000,– Euro:

Ob die gefälschte Dissertation bereits benotet und approbiert wurde, ist nicht bekannt. Wenn ja, wird man sich das Geschäftsmodell der SMBS, das an jenes des problematischen Studienzentrums Hohe Warte in Wien erinnert, sehr genau ansehen müssen. Auf jeden Fall müsste man sich dort dringend Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Doktorarbeiten überlegen, denn sonst wäre der Slogan „Education for Leaders“ ein recht zweideutiger.

Wurde die Dissertation hingegen bereits wegen Plagiats abgelehnt, hätte Helmut Schreiner einmal mehr die Öffentlichkeit und die JournalistInnen belogen, indem er behauptet hat, die Doktorwürde sei de facto fix. (Wird fortgesetzt)

22 Kommentare zu “Zillertalbahn-Chef: „Doktorarbeit“ an der Universität Riga entpuppt sich als monströses Übersetzungsplagiat mitsamt Fälschung der Interviews

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  1. Andy Dufresne

    Ich denk mir trotzdem: Vielleicht hat der beurteilende Professor in Riga im Grunde „alles richtig“ gemacht – außer keine Software eingesetzt zu haben. Die Uni im Riga ist Vielleicht tatsächlich seriös. Mal ehrlich: Beim Zillertalbahn-Chef würd ich grundsätzlich nie denken, dass dieser bei DIESEM Thema die Arbeit nicht selber geschrieben hat. Wem, wenn nicht ihm, sollte die Bearbeitung dieses Themas leichter aus der Feder rutschen? Und: dass ein Professor aus Riga vom Zillertal vorher wohl noch nie gehört hat (ich glaube nicht, dass die Zillertaler Schürzenjäger dort jemals die Charts stürmten), und der Betreuer diverse Dinge als gegeben erachtet hat (selbst wenn dort eine fiktive U-Bahn oder ein fiktiver Flughafen im Zillertal vorkäme: Warum sollte das ein Balte hinterfragen?) ist ja verständlich. Der Doktorvater wird den beschriebenen Gegebenheiten Glauben geschenkt haben – was man ihm nicht verübeln kann. Und die Arbeit ist in solidem Englisch sauber strukturiert verfasst. Dass dem Verfasser – in Anbetracht seiner Tätigkeit – der Inhalt von jemandem aus Riga abgekauft wurde, halte ich für sehr plausibel!

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Prof. Neuert ist nicht aus Riga. Er war unter anderem Manager der FH Kufstein und arbeitet meines Wissens derzeit in Deutschland und Österreich, so eben auch an der SMBS in Salzburg. Es gibt jedenfalls sicher keine Sprach- oder Kulturbarriere. Das Zillertal ist ihm zweifellos näher als Lettland.

  2. Danilo

    Belustigend finde ich, dass in der Dissertation ständig die Rede von „Zillertal Valley“ ist. Das wäre ja dann übersetzt das Zillertal-Tal.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Wichtige Beobachtung! „Zillertal Valley“ ist nur die touristische Marke. Der Begriff lautet, siehe etwa englischsprachige Wikipedia, im Englischen „Ziller Valley“.

    2. Stefan Weber Beitragsautor

      PS: Die Österreicher haben aber mit so etwas öfter Schwierigkeiten. Es gibt auch umgekehrte Beispiele: Ein Bier aus Kaltenhausen bei Hallein (Salzburg) heißt „Kaltenhauser“ statt „Kaltenhaus[e]ner“. Das Hotel „Sendlhof“ im Gasteiner Tal (Salzburg) gehört der Familie Sendlhofer, müsste also Hotel „Sendlhofer“ heißen. Weder heißt der Ort bei Hallein Kaltenhaus, noch heißen die Hoteliers Sendl[hof].

  3. E. Thomas

    Sehr geehrter Herr Weber,
    mich würde Ihre Einschätzung hier interessieren: glauben Sie die Plagiatsdichte hat aufgrund der Digitalisierung (copy&paste) in den letzten Jahren so massiv zugenommen, oder ist es vielmehr so, dass die Plagiate aufgrund ebendieser heute viel leichter gefunden werden und keine reinen Hardcopyquellen durchforstet werden müssen? Belastende Zahlen wird es vermutlich keine geben, aber was verbirgt sich in den Abschlussarbeiten vor den 2000er Jahren?

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  4. Elisabeth Leiss

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Schreiner das tatsächlich so frech plagiiert hat. Eher vorstellen kann ich mir, dass er einen Ghostwriter engagiert hat, und dabei zu seinem Pech an jemand unseriösen gekommen ist (so man beim Ghostwriting überhaupt von seriös und unseriös sprechen kann) – macht es zwar nicht besser, wäre für mich aber definitiv eher vorstellbar ;).

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    1. Ralf Rath

      Joseph Weizenbaum als seines Zeichens einstiger Forscher am MIT und Schöpfer von ELIZA machte mit der zunehmenden Ausbreitung des Internets bereits gegen Ende der 1990er Jahre darauf aufmerksam, dass es nicht einfach ist, eine gute Frage zu formulieren. Mehrfach ist danach von ihm der Hinweis auf die enormen Schwierigkeiten wiederholt worden (so an seinem 85. Geburtstag am 08.01.2008 oder auch zuvor schon im Telefunken-Hochhaus in Berlin am 14.12.2005). Was dabei als gut gilt, führte Carl Friedrich von Weizsäcker in seinem Vortrag „Die geheimnisvolle Wirklichkeit des Schönen“ zur Eröffnung der 54. Salzburger Festspiele am 26.07.1975 aus. Der Satz „Gut ist nur Einer“ aus dem Evangelium nach Matthäus (Mt 19,17) ist hierbei zentral. Allerdings ist das Absolute laut Max Planck und seinem Vortrag am 4. November 1941 mit dem Titel „Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft“ von vornherein sämtlichen Versuchen entzogen ist, es auf den Begriff zu bringen. Heutzutage angesichts dessen eine gute wissenschaftliche Praxis anzustreben, ist deshalb überaus voraussetzungsreich. Den verhängnisvollsten Fehler begeht insofern jeder Doktorand, der von der dadurch völlig irrigen Annahme ausgeht, eine Promotion vollzöge sich „voraussetzungslos“ (Baethge/Oberbeck, 1986: 410). Zweifelsohne ist der Technikvorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG, Helmut Schreiner, vor seiner jüngst erfolgten Entlassung dem „Irrtum des modernen Managers“ (Bahrdt, in: Heidelberger Blätter 14/16: 101) aufgesessen. Damit ist er aber nicht allein. Sollte allen voran Martin Winterkorn als früherer Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG sich nicht fortgesetzt krankmelden, rückt immer näher, sich dafür vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Braunschweig notwendig verantworten zu müssen. Die in Zell am See im Land Salzburg ansässige Familie Porsche/Piëch als die Eigentümer des Konzerns jedenfalls warten darauf noch immer vergeblich.

  5. Andreas Slateff

    Gute Arbeit, Herr Weber! Gratulation!
    Erstaunlich, wie dreist manche Zeitgenossen doch sind.

    Was das Inhaltliche betrifft: Bei Wasserstoff ist meines Wissens das Problem der alltagstauglichen sicheren Lagerung bzw. Speicherung nach wie vor nicht vollständig gelöst: Wasserstoff diffundiert durch die meisten Materialien recht gut durch. Das eigentliche Problem dabei ist nicht unbedingt der Schwund des Vorrats, sondern das mögliche unkontrollierte Ansammeln von Wasserstoff außerhalb des Tanks oder Speichers und einer dortigen Gefahr einer explosiven Knallgasreaktion mit dem Sauerstoff der Umgebungsluft. Die heute möglichen brauchbaren industriellen Speicherungsmöglichkeiten sind für den typischen Alltag leider kaum tauglich, daher wird dieses Gebiet nach wie vor aktiv beforscht und betestet.

    Forschungsprojekte dazu sind notwendig, auch Forschungsgelder. Auch spricht nichts gegen weit vorausblickende Forschungsprojekte, denn gerade solche sind wichtig.

    Auf die Risken der unkontrollierten Wasserstoffkonzentrierung wird bei Wasserstoffprojekten in veröffentlichten Dokumenten ganz allgemein leider selten eingegangen, die Risken werden oft nur mit Verweis auf bürokratische Vorschriften rein rhetorisch erschlagen. Technische Lösungen erbringt man aber nicht durch Interviews, politische Meinungen oder Kommunikation alleine.

    Hier sollte man sich der Anmerkung des Physik-Nobelpreisträgers Richard Feynman besinnen, der 1986 seinen persönlichen Appendix F im Bericht zur Challenger-Katastrophe (übrigens eine Wasserstoff-Sauerstoff-Knallgasreaktion…) mit den Worten schloss:
    „For a successful technology, reality must take precedence over public relations, for nature cannot be fooled.“
    [Feynman, R.P.: „Personal Observations on Reliability of Shuttle“, In Volume 2: Appendix F, Report of the PRESIDENTIAL COMMISSION on the Space Shuttle Challenger Accident, 1986, Washington D.C.
    https://history.nasa.gov/rogersrep/v2appf.htm
    zuletzt abgerufen am 27. Juni 2023]

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  6. Tom

    „Art und Umfang des Wissenschaftsbetrugs sind einmalig und machen sprachlos. […] schwerer Wissenschaftsbetrugsfall, der alle Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens – Plagiat, Datenfälschung und Datenerfindung – auf einmalige Weise in sich vereint.“ — Auch wenn Klappern zum Handwerk gehören mag und es sogar stimmen könnte, was den Umfang betrifft (wie nah an 100 % dran?). Hinsichtlich Art jedoch: äh, nein, ganz so „einmalig“ ist der Fall dann auch wieder nicht. Sowas gabs mindestens schon mal 2002 (bei dem Fall dürfte der Grad übrigens kräftig dazu beigetragen haben, dass die Verfasserin später verschiedene Geschäftsführungsposten bekleiden und schließlich zur Vizepräsidentin einer dt. FH aufsteigen konnte):

    https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/Cbr
    https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/Cbr/Befunde

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  7. Ernst Schwadisch sen.

    Korrektur:
    In meinem Kommentar schreibe ich (sinngemäß), dass Herr Schreiner Mitglied einer Partei sei.
    Dafür hatte ich keinen Beleg und auch meine nachträgliche Recherche konnte dies (bisher) nicht bestätigen.
    Ich bitte dies zu entschuldigen.

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  8. Ernst Schwadisch sen.

    Hier ein Entschuldigungs-Versuch von Seiten seiner Partei, wobei ich aus den Medien – UNGEPRÜFT (!!!) – einige Zeilen übernehme. Ich verlasse mich auf die Recherche von „APA“, „Exxpress“ und „Tiroler Tageszeitung“.
    Ein Parteifreund Schreiners im indirekten Zitat:
    Er wolle klarstellen, dass Schreiner einwandfrei (gemeint ist hier: „beruflich ansonsten“) gearbeitet habe.
    Dieser erste Teil der Aussage ist vollkommen in Ordnung, wenn es denn wirklich auch so gewesen war.
    Dann kommen aber zwei weitere Sätze. Und die sind ein Hammer. Nein, sie sind ein Schlag ins Gesicht aller redlichen Doktoranden, aller redlichen Absolventen und insbesondere ein Hieb gegen Herrn Dr. Weber, der den Betrug aufgedeckt hat.
    Der Parteifreund von Herrn Schreiner sagt (laut Medien): “(…) und auch aus Respekt vor seinem Umfeld lehne ich überschießende Muskelspiele ab. Niemand muss jetzt ein Exempel statuieren.”
    Man kann es nur so lesen:
    1. Was Herr Dr. Weber macht, ist eigentlich Übereifer („überschießend“).
    2. Herr Dr. Weber führt eigentlich etwas anderes im Schilde („Muskelspiele“).
    3. Eigentlich soll so ein Betrug („Exempel“) besser nicht aufgedeckt werden.
    4. Was der Parteifreund Schreiners nicht merkt („Freud’scher“?): Wenn es „nur ein Exempel“ – also ein Einzelfall-Betrug – ist, so wurde dieser Schreiner-Fall ja bereits „statuiert“. Das kann also mit der Aussage gar nicht gemeint sein. Demnach vermutet dieser Parteifreund Schreiners offenbar weitere Fälle, welche aber nicht erforscht werden sollen (sollen nicht „statuiert“ werden).
    Anders kann man seine Aussagen nicht interpretieren. Oder wie kann man diese Aussagen anders interpretieren?

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  9. Ralf Rath

    Bereits vor bald einhundert Jahren sprach der Physiker Niels Bohr die Frage von „Tod oder Leben“ (Heisenberg, 2022: 64, 15. Aufl.) ausdrücklich an. Angesichts dessen könnte die Antwort darauf, was gesellschaftlich den Prozess der „Ent-Leibung“ (Alheit/Schömer, 2009: 416) der Seele befördert, noch immer existenzieller nicht sein. Der Soziologe Michael Schumann fordert deshalb nicht von ungefähr dazu auf, notwendig Erkenntnisse zu gewinnen, die es ermöglichen, den ansonsten sich unerbittlich vollziehenden Vorgang zumindest im Ansatz zu konterkarieren (in: Personalführung 6/2008: 100), damit die Qualen jeweils nicht eskalieren und das ohnehin immense Leiden sich wenigstens etwas in Grenzen hält. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass nicht zuletzt der Zillertalbahn-Chef Helmut Schreiner mit seiner von ihm in Riga an der Universität Lettlands vorgelegten Schrift offenkundig die Flucht vor der Notwendigkeit antritt, der sadistischen Versuchung zu widerstehen (Horkheimer, GS, Bd. 8: 301). Es handelt sich insofern nicht um vermeintlich harmlose Abschreiberei. Der laut Immanuel Kant von Natur aus gegebene Schmerz als Stachel der Tätigkeit, dem niemand entgehen kann, „um immer zum Bessern fortzuschreiten“ (in: Akademieausgabe, Bd. VII, 1907: 235), erfährt dadurch eine kaum mehr sagbare Perversion, welche die Menschlichkeit zutiefst erschüttert.

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    1. Andy Dufresne

      Bezüglich meiner Kommentare über die Causa Disoski knüpfe ich bei dem hier präsentierten Thema an: Die hier bei dieser Dissertation aufgedeckte Chose ist ein typisches Beispiel dafür, warum mir diese „Verteidigungsrede“ (wie Sie den Kommentar nannten) bei Disoski so wichtig war: Ein Fall wie diese Dissertation (ein Plagiat und Wissenschaftsbetrug in jeder möglichen Dreistigkeit und jeder denkbaren Form, die Chuzpe par excellence), wird vom Volksmund in den gleichen Topf geworfen wie die Diplomarbeit von Frau Disoski. Die Kommentare bei Express und Youtube sind derartig verachtend und teils rassistisch, und sie wird als totale Schwindlerin angesehen. Mir steht weder Frau Disoskis Partei besonders nahe, noch kenne ich Frau Disoski. Aber wenn jene, die keine Ahnung von Universitätsstudien haben, nun Frau Disoski wegen dieser vergleichsweise marginalen Fehler mit dem Verfasser dieser Dissertation gleichsetzen (weil bei denen ja nur ankommt, dass sie ‚auch plagiiert habe‘ und ‚eh alles nur erschwindelt ist‘), dann gehört hier betont, dass hier absolut zu differenzieren ist! Ich verstehe IHRE Beweggründe, Herr Weber! Ihnen geht es um GWP! Aber das Volk differenziert – metaphorisch – nicht zwischen fragwürdigem „Grauzonen-Kavaliersdelikt“ (bei einer Diplomarbeit, die nur ein kleiner Teil eines ganzen Magisterstudiums ist) und „Schwerverbrechen“ (Plagiate in allen schwerwiegendsten Formen für ein Doktorat, bei dem die Gesamtleistung ausschließlich aus der Dissertation besteht). Ich würde Ihnen gerne die Idee mitgeben, dass Sie vielleicht mal in Ihrem Blog thematisieren, um solchen unsachlichen Hasspostings vorzubeugen! Lesen Sie sich bitte bewusst die Kommentare durch. Verdient Disoski denn echt denselben Groll wie der Verfasser dieser Diss?

      Anderes Thema: Warum gibt es im Rahmen der Salzburger Universität überhaupt so etwas wie diese „SMBS“? Hat es die Uni Salzburg echt nötig, ein Geschäftsmodell, das eindeutig nach Zusammenarbeit mit Titelmühlen riecht, anzubieten? Dass das in Österreich auch nur denkbar ist, hätte ich nie geglaubt. Klar, die Hohe Warte gab es ja schon. Es gab genauso immer Scharlatane im medizinischen Bereich. Aber: diese Scharlatane bekommen keine Patienten von österreichischen Universitätskliniken gegen gutes Geld vermittelt…… Und DAS ist der Punkt!

    2. Interessierter Leser

      Ich stimme hier Andy Dufresne zu. Was Sie hier aufgezeigt haben, ist ein unfassbarer Betrug, und der muss öffentlich gemacht und aufs Schärfste verurteilt werden. Das Problem ist nur: Der Pöbel ist nicht imstande zu differenzieren. Das wird noch zusätzlich durch vorsätzlich falsche Berichterstattung verstärkt, und dagegen tritt niemand auf.

      Ein Beispiel: In diesem Video von exxpress (https://www.youtube.com/watch?v=7f1t1n2NgTA&t=2s) wird behauptet, dass in Guttenbergs Dissertation „auf 475 Seiten 29 Plagiatsstellen“ gefunden wurden, während in Zadics Dissertation „auf 220 Seiten gleich 73 Plagiatsstellen“ gefunden wurden. Der exxpress behauptet also, dass Alma Zadics Plagiat viel schlimmer sei als das von Guttenberg. Tatsächlich finden sich in Guttenbergs Dissertation 1202 Plagiatsfragmente auf 369 Seiten. Darunter waren 29 Plagiate aus „einem Standardwerk seines Doktorvaters“ (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Plagiatsaffäre_Guttenberg). Eine solche Berichterstattung ist eine zum Himmel schreiende Schweinerei.

      Fälle wie dieser von Herrn Helmut Schreiner sind genau die, die unbedingt aufgezeigt werden müssen. Die anderen, die damit nicht vergleichbar sind, kann man natürlich auch aufzeigen, aber ich würde mir auch mehr Differenzierung wünschen. Die gibt es aktuell so gut wie gar nicht!

    1. Andy Dufresne

      Ist das Honorar für den Ghostwriter bei der Pauschale von 22000 Euro schon dabei, oder bucht man den extra?

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