Nicht nur Guttenberg sollte abdanken

„Nach den Übereinstimmungen, die bisher nachgewiesen wurden, muss man jedenfalls sagen: Der Artikel aus der NZZ zur Invocatio Dei im EU-Parlament, den Guttenberg wohl komplett und ohne Kennzeichnung übernommen hat, ist ein Langzitat ohne Urhebernachweis, also Plagiat im Sinne des Urhebergesetzes. Bei den beiden anderen Autoren sind zwar wörtliche Übernahmen nicht als Zitate gekennzeichnet, aber es wird auf den Autor hingewiesen. Das ist jedenfalls nachlässig, aber eher nicht entziehungsrelevant.“

Sollte Wolfgang Löwer, Sprecher des DFG-Ombudsman(n)s für die Wissenschaft, das gegenüber der „Welt“ tatsächlich so gesagt haben, ist auch dessen Rücktritt fällig, und zwar rasch.
Das Zitat zeigt ja überdeutlich, dass die DFG aus dem Krebsforscherskandal trotz Implementierung des Ombudsman-Systems an Universitäten bis heute überhaupt nichts gelernt hat und weiter nur rhetorisch verharmlost wird, wo sich gerade ein riesiger Fälschungsskandal zusammenbraut. Es wird rückblickend die Rolle von jedem neu zu beurteilen sein, der hier von „bloß schlechter Wissenschaft“, „Nachlässigkeit“ und Ähnlichem statt von einer einzigartig plumpen Täuschung spricht. Vielleicht sollte Herr Löwer mal GuttenPlag besuchen.

7 Kommentare zu “Nicht nur Guttenberg sollte abdanken

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  1. K-H K

    Es ist eine der unglaublichsten Geschichten der Gegenwart. Da sieht man was es bedeutet wenn CDU/CSU und FDP die Macht haben. Noch schlimmer ist die Rolle von Frau Merkel.
    Herr Guttenberg muss seinen Posten räumen – die Menscheit vergisst nicht – dass sollte er doch wissen. Nach diesem Skandal bin ich für NEUWAHLEN zum Bundestag – denn wie kann man dieser Regierung (Guttenberg ist nur die Spitze vom Eisberg) noch irgend etwas glauben wenn geistiger Diebstahl für diese Leute keine Rolle spielt?

    Was wäre wohl passiert, wenn das z. B. bei den Linken enttarnt worden wäre…?

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  2. asdf

    @asdf

    Ganz richtig, der Guttenberg: um an die Macht zu kommen, braucht es leider einen Dr. Titel — sobald man an der Macht ist, lacht man einfach nur noch drüber…

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  3. Stefan Winkler

    Sehr geehrter Herr Weber, liebe Leser dieser Seite,

    sicherlich ist es vom Grundsatz her ärgerlich, wenn abgeschrieben, kopiert o.ä. wird.
    Jedoch muss man im Fall „zu Guttenberg“ und anderen Fällen als erstes das Rechtsstaatsprinzip und die freiheitlich demokratische Grundordnung in den Vordergrund stellen. Wir in Deutschland und in einigen anderen europäischen Ländern haben in unserem rechtsstaatlichen Handeln die „Unschuldsvermutung“ und ich bin froh, dass es diese gibt. Ich finde es erschreckend, dass ohne und bitte verzeihen sie mir, „HIRN und VERSTAND“ aufgrund verschiedener Artikel in der Presse und Meldungen den Medien, dies gleich zu regelrechten Verurteilungen führt. Ich denke eher, dass es hier nicht um Plagiatsvorwürfe geht, sondern in erster Linie um ein politisches Spiel. Sie Herr Weber, tragen dazu gehörig bei! (Sinnvoll wäre es gewesen, wenn Sie dieses erst einmal direkt mit Herrn zu Guttenberg bzw. mit den betroffenen Personen im kleinen Kreise besprochen hätten. Aber, ich verstehe schon, dass Ihr Vorgehen auch für Ihre Karriere bzw. für Ihre Auftragslage sich positiv auswirkt.)
    Oder wie gibt es das, dass führende Politiker anderer Parteien sofort, ohne irgend einer Rechtsprechung die Person zu Guttenberg verurteilen. Diese Zeit der totalitären Rechtsprechung usw. hatten wir in unserem Land schon zweimal und es wurden Personen nur durch Hörensagen verurteilt (Ich erinnere nur an die Zeit bis 45 und die ehem. DDR). Man kann nun sehen, dass Politiker verschiedenster Parteien sich über den Rechtsstaat stellen!!!
    Ich bitte dies einmal zu bedenken.
    Gerade in gebildeten Personenkreisen solltes dieses angenommen und bedacht werden.
    Mich persönlich würde auch interessieren, was dieses Thema mit einem sog. Plagiatsvorwurf zu tun hat? Im Rahmen meiner Arbeit im Bereich Staatsrecht beschäftige ich mich u.a. auch mit Zitaten, Aussagen, Schriftstücken usw. von anderen Personen und baue diese auch als Bezug (inkl. Fußnote) in div. Schriftstücke mit ein. Der Grundsatz und Inhalt der Schriftstücke ist bis auf den Bezug jedoch von mir und meinem Gedankengut. Lediglich die Zitate oder Verweise zu anderen Personen und deren Aussagen und Schriftstücken haben mit meinem Gedankengut nichts zu tun. Ist nun jede Arbeit von mir ein Plagiat. Sicherlich nicht!
    Bei über 1200 Fußnoten sind 23 fehlende Fußnoten nicht einmal 2% der gesamten Fußnoten als Fehler anzusehen. Und Fehler sind menschlich.
    Und noch eines zum Schluss: Ich stelle klar, dass ich politisch neutral meine persönliche Meinung geäußert habe. Sollte rechtlich korrekt festgestellt werden, dass Herr zu Guttenberg komplett betrügerisch sich seinen akademischen Grad/Titel angeeignet hat, dann bin ich vom Grundsatz her dafür dass Ihm dieser auch für komplett und für immer entzogen wird. Denn das verstehe ich von einer rechtsstaatlichen Vorgehensweise.

    Ihr Stefan Winkler

    P.S.: Wer war denn der Auftraggeber für Ihre so interessanten Enthüllungen, denn lt. Ihrer Webseite arbeiten Sie ja u.a. für Anwaltskanzleien und Privatpersonen

    … in Österreich und Deutschland.

    „Auch die Unschuld bekennt sich auf der Folterbank zu Freveln, die sie nie beging.“
    Friedrich Schiller

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  4. bernd

    Ich finde es sehr spannend zu verfolgen wie aus einem „lauen Lüftchen“ vor einer Woche nun eine extrem unangenehmen Situation für Guttenberg geworden ist.
    Die Frage die sich mir stellt ist zum Einen wie weit die Arbeit von Gutenberg wirklich schlecht zitiert ist (vorausgesetzt es war keine vorsätzliche Plagiatsabsicht, was ich netterweise annehnme) und zum Anderen ob hier möglicherweise nicht ein generelles Problem von derartigen Arbeiten untersucht werden sollte.
    Guttenberg ist natürlich im Interesse der Bürger und nun wird seine Arbeit extrem untersucht. Dies ist in Zeiten von enorm viel und leicht zu findenden Texten über Internet natürlich leicht möglich.
    Wenn hier große Textblöcke „abgschrieben“ sind ist dies sicher unverzeihlich und kann niemals mit summa cum laude beurteilt werden.
    Aber ich finde dass inzwischen schon fast jeder Satz der von „identisch“ bis „beinahe identisch“ zu anderen Texten beurteilt wird inzwischen als Plagiat vorverurteilt wird.
    Ich bin daher sehr gespannt auf die Stellungesname der Universität.
    Letztendlich wird es bei derart umfangreichen Dissertationen immer passieren, das man aus der Fülle der Literatur auch mal einzelne Sätze oder Beurteilungen schon deswegen direkt übernimmt weil man manche Dinge selber möglicherweise gar nicht besser formulieren könnte. Muss dann jede Aussage als Zitat gekennzeichnet werden?
    Ich fände es sehr interssant wenn die derzeitige Sucharbeit auch auf andere vergleichbar beurteilte Dissertationen aufgewandt würde. Ich bin mir nicht sicher ob dabei nicht durchaus ähnliche „Plagiatsprobleme“ auftauchen würden.

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  5. david

    als akademischer nachwuchs, der gerade seine magisterarbeit abgegeben habe, muss ich sagen, dass mir vor lauter unglauben über dreistigkeit fast kein atem mehr zum ärgern bleibt. wenn ich mir überlege, welche detailfragen ich aus der wunderwelt der zitationsregeln mit meinen kommilitonen diskutiert habe…

    den politischen posten einmal in den raum gestellt, aber der entzug des titels ist bei einer solchen planmäßigen täuschung nicht nur unumgänglich, ich fände es angemessen, wenn ein strafverfahren eingeleitet wird!

    grüße aus leipzig

    ps: herr weber, ich habe im laufe meines studiums einige ihrer texte gelesen – mit erkenntniszugewinn und freude über den lebendigen duktus (ich entsinne mich an einige bezüge auf den auch sehr ‚lebendigen‘ k. merten…)

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  6. Michael K

    Guttenbergs vielfache Nachsichtigkeiten sollten ihm unverzüglich den Titel und seinen Ministerposten kosten. Wenn das nicht bald passiert ist es ein übles Signal an den akademischen Nachwuchs, der durch das Internet ohnehin ständig Verlockungen ausgesetzt ist.

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