Die politischen Sachbücher von Friedrich Merz scheinen sich bei den Politikern der konservativen österreichischen Volkspartei (ÖVP) einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen – allerdings nicht für Zitate. Nachdem ich gestern in diesem Blog aufgedeckt hatte, dass ein Vorarlberger ÖVP-Landtagsabgeordneter in einer Rede gleich 35 Mal (!) Friedrich Merz plagiiert hatte – mit mehrfachen sehr bewussten Ersetzungen von „Deutschland“ durch „Österreich“ und damit völlig irreführenden Bezügen –, muss sich nun den Vorwurf des Plagiats eines Merz-Texts auch die ehemalige steirische Landesrätin und derzeitige Grazer Fachhochschulrektorin Kristina Edlinger-Ploder gefallen lassen.
Friedrich Merz schrieb 2004 in seinem Buch „Nur wer sich ändert, wird bestehen“:
Friedrich Merz, „Nur wer sich ändert, wird bestehen“, August 2004, S. 180 f.
Edlinger-Ploder verwendete diese Passage und zweckentfremdete sie unzitiert analog zum Vorgehen ihres Vorarlberger Parteikollegen, nur diesmal für das „Haus Steiermark“ (siehe den blau markierten Satz):
Quelle: Stenographisches Protokoll der 65. Sitzung des Steiermärkischen Landtages, XIV. Gesetzgebungsperiode vom 16. November 2004, S. 10
Die Aneignung wird noch bösartiger, weil Edlinger-Ploder bereits im ersten Satz der Übernahme auch noch ein „für mich“ einfügte. Gegen Ende der Übernahme verstärkte sie ihre Botschaft mit den Worten: „Ich hoffe, in diesem Punkt sind wir uns einig.“ Damit signalisierte sie ihren Zuhörern klipp und klar eigene Gedanken.
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Jetzt entdecke ich auf der Suche nach Plagiaten bei Friedrich Merz (dazu Teil 3 hier im Blog in Kürze) solche wirklich peinlichen Plagiate von ÖVP-Politikern. Man darf danach fragen, wie oft uns Politiker in ihren Reden eigentlich auf diese Art verarscht haben. Die plagiatsinfizierten Textsorten nehmen jedenfalls kein Ende. Nach akademischen Qualifikationsschriften, Sachbüchern und Behördengutachten nun also auch Politikerreden.
(Ehrenamtliche Arbeit, wird fortgesetzt)