„Ars Electronica“ als PR-Plattform für CERN

Die „Ars Electronica“ im österreichischen Linz war einmal ein Festival für spannende, teils subversive Kunst und für innovatives, teils gesellschaftskritisches Denken. Ihr werter Plagiatsgutachter wunderte sich schon vor Jahren über die höchst seltsamen Pfade, die dieses dereinst wegweisende Festival seit Ende der neunziger Jahre eingeschlagen hat – und über das große Schweigen dazu in Österreich, wie immer bis auf einige ganz wenige kritische Stimmen. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass alle wesentlichen Massenmedien des Landes Sponsoren des Festivals sind und so immer eine mächtige Pro-Ars-Electronica-PR-Walze losgetreten wird.

In diesem Jahr lautet das Festivalthema „origin. wie alles beginnt“ (wohlgemerkt nicht: „begann“). Im „Curatorial Statement“ verwundert ganz unverhohlene PR für das CERN, wo man schon den Kopf schütteln mag, dass sich so viele Computerkünstler und -aktivisten offenbar dafür einspannen lassen. Ich zitiere:

„Wenn man einmal die Anlagen von CERN aus nächster Nähe betrachten konnte, ja vielleicht sogar die hundert Meter unter der Erde liegenden riesigen Detektoren gesehen hat, dann kann man nicht umhin, dies alles als das technisch [Fehler im Orig.] und wissenschaftliche Weltwunder unserer Zeit anzusehen. […] Noch viel mitreißender als die technischen Anlagen aber sind die Begeisterung und Hingabe der ForscherInnen, denen man auf Schritt und Tritt begegnet. Denn zum wahren Weltwunder wird CERN erst durch die mehr als 8000 Menschen, die hier arbeiten, und die vielen Länder, die all dies finanzieren.“
(Quelle: „Was ist Origin?“)

Das könnte eine mittelmäßige PR-Agentur für die deutschsprachige Webseite des CERN getextet haben – aber was hat diese Lobhudelei im „Curatorial Statement“ eines Festivals für Computerkunst zu suchen, das noch dazu mit wissenschaftlichen Symposien aufwartet? Mich hat interessiert, ob CERN, sprich indirekt auch „die vielen Länder, die all dies finanzieren“, auch die diesjährige „Ars Electronica“ finanziell unterstützt und sich damit womöglich affirmative Kunst und Pro-Redner einkauft. Leider hat mir der „Ars“-Pressesprecher nicht geantwortet, weshalb ich ihm die Frage gerne noch einmal hier öffentlich stellen möchte: Wird die diesjährige „Ars Electronica“ durch CERN finanziell unterstützt, und wenn ja: in welcher Höhe und zu welchen Auflagen? Interessant auch, dass dies offenbar bislang keine politische Partei in (Ober-)Österreich interessiert hat…

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die maximale Dateigröße für den Upload: 20 MB. Sie können hochladen: Bilddatei, Dokument, Spreadsheet, Textdatei. Links zu YouTube, Facebook, Twitter und anderen Dienstanbietern werden automatisch eingebunden. Dateien hierhin ziehen