Die neuesten Fälle auf VroniPlag zeigen einmal mehr: Das Plagiat im „Theorie“teil medizinischer Dissertationen erfreut sich bester Gesundheit. So wie die Juristen häufig Gesetzestexte ab- und leicht umschreiben (was die Zunft bekanntermaßen nicht als Plagiat wertet), werden die Mediziner bald darauf pochen, dass der Stand der Forschung in ihrer Disziplin gar nicht anders darzustellen sei als durch Plagiat. Besonders befremdlich sind hier plagiatsinfizierte Dissertationen, die nach der Guttenberg-Affäre angenommen wurden, wie etwa diese. Und immer wieder fragt man sich: Haben die doppelten Anführungszeichen, diese glorreiche Erfindung der Menschheit aus spätestens dem 15. Jahrhundert, diese Ignoranz wirklich verdient?
Was gibt es sonst noch Neues?
* Die Weimarer Plagiatserkennungs- und Stilometrie-Forschungsgruppe bietet ein kostenloses Tool („Picapedia“) an, mit dem Texte mit der Wikipedia abgeglichen werden können. (In eigener Sache: Als zusätzlichen Service bietet Ihr werter Plagiatsgutachter an, diesen Abgleich auch mit älteren Wikipedia-Versionen durchzuführen.)
* Kollegin Debora Weber-Wulff hat ein wichtiges Buch geschrieben, in dem erstmals das Vorgehen von VroniPlag und gegenwärtige Methoden der Plagiatserkennung, aber auch etwa historische Plagiatsfälle aus der Wissenschaft kompakt dargestellt werden. Besonders beim Fall Elisabeth Ströker stockt einem der Atem, wie sich gewisse Reflexe in der Wissenschaft wiederholen. Anstelle einer Rezension zwei Sätze aus dem Buch (von vielen wichtigen) als Zitate:
„Rescinding a doctorate is, of course, an entirely different question than just deciding if a dissertation is a plagiarism or not.“ (S. 53)
„There is no method for proving the absence of plagiarism.“ (S. 113)