Es dürfte mehr sein. Mehr als bloße Urheberrechtsverletzungen. Der Vorwurf lautet, dass das publizistische Flaggschiff der Weimer Media Group mit Sitz am schönen bayerischen Tegernsee, vorgeblich „Deutschlands großes Debattenmagazin“ TheEuropean, nur ein Konstrukt zum Schein ist, um Anzeigenkunden mit Falschangaben anzulocken. Im Volksmund also Betrug. Ich ergänze: Selbstverständlich gelten für Minister Weimer und sein Medienhaus die Unschuldsvermutung.
Schauen wir wie immer genau hin. Für die folgende Dokumentation danke ich meinem IT-Spezialisten, der am Wochenende wieder einmal ganze Arbeit geleistet hat. Ebenso danke ich dem IT-Spezialisten des Bloggers Alexander Wallasch, der – Wallasch – den ganzen Skandal vergangene Woche erst aufgedeckt hat. Seit zwei Tagen sind wir im engen Austausch, um die mutmaßliche Betrugsaffäre in ihrer ganzen Bandbreite möglichst genau zu erfassen.
Die Weimer Media Group wirbt damit, dass TheEuropean „Deutschlands großes Debattenmagazin“ ist. Es heißt, man habe „über 2.000 renommierte Autoren aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft.“ Und: „Autoren-basierte, exklusive Beiträge schaffen ein hochwertiges Werbeumfeld, in dem Sie als Werbepartner gezielt Entscheider und Multiplikatoren ansprechen.“ (Hervorhebungen in fett durch S.W.) Es folgen nach dieser Kundenansprache die verschiedenen Werbemodelle.

Quelle: https://weimermedia.de/the-european

Quelle: https://www.theeuropean.de/the-european/verlag/werbung
Man sollte also denken: Wenn dieses Projekt eine Visitenkarte hat, die es gegenüber potenziellen Anzeigenkunden und Lesern als erstes zückt, dann ist es seine hochkarätig besetzte Autorenseite. Doch ausgerechnet diese wurde so programmiert, dass sie mit Google nicht gefunden werden kann: Es wurde ganz bewusst im Quellcode ein sogenannter „noindex“-Tag gesetzt, der Suchmaschinen anweist, die Unterseite nicht zu indizieren:

Quelle: Quellcode der Autoren-Seite von TheEuropean im Juli 2025, https://web.archive.org/web/20250704201235/https://www.theeuropean.de/autoren (mittlerweile gelöscht)
Der „noindex“-Tag wurde also bereits zu einem Zeitpunkt gesetzt, als der Skandal noch gar nicht bekannt war. Jemand hatte offenbar zwei Motive, dass die Autorenseite von TheEuropean nicht in der Google-Suche erscheint:
- Die beklauten Autoren sollten sich selbst via Google nicht finden.
- Die Anzeigenkunden sollten die Autorenliste auch nicht via Google finden, denn dann hätten sie gesehen, dass diese nur aus rund 100 und nicht wie angegeben 2.000 Autoren besteht und wären wohl stutzig geworden.
Das ist klassischer Internet-Betrug. Und zwar kein geringfügiger. Denn mit dem vorgeblichen Impact des TheEuropean im Rücken veranstaltete die Weimer Media Group unter anderem auch den jährlichen „Ludwig Erhard Gipfel“ alias „Tegernsee Summit“, bei dem sich regelmäßig das Who is who der bundesdeutschen Wirtschaft und Politik einfindet. Der Normalsterbliche musste für die Teilnahme bis zu knapp 2.600,– Euro bezahlen. Es wurden massenhaft Inhalte aus dem Netz geklaut, damit der Herr Minister sein Lügengebäude in Bares konvertieren kann.
Das klingt alles nach einem ausgeklügelten Geschäftsmodell unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Dafür spricht auch, dass von den 105 Autorenseiten des TheEuropean seit 17.10.25, seit Auffliegen des Skandals, die Seiten der folgenden zehn Personen gelöscht wurden:
1. Annalena Baerbock
2. Alexander Dobrindt
3. Papst Franziskus
4. Gregor Gysi
5. Robert Habeck
6. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
7. Christian Lindner
8. Friedrich Merz
9. Sahra Wagenknecht
10. Stefan Weber
Es dürfte also zumindest diese zehn Fälle von beklauten Autoren geben, aber viele weitere Autoren wurden auf der Sammel-Autorenseite gar nicht genannt. NIUS meldete heute morgen, es gäbe bis zu 950 versteckte Autorenprofile. Auch die gesamte Autorenseite wurde mittlerweile vom Netz genommen. Als Webmaster des TheEuropean fungierte fünf Jahre lang der Sohn von Wolfram Weimer, Valentin Weimer, heute Redaktionsmitglied der Chefredaktion der Welt:

Quelle: https://x.com/AlexWallasch/status/1980006116508541140/photo/1
Auch der Sohnemann hat diese berufliche Station aus seinem LinkedIn-Profil heute Nacht gelöscht. In der Familie Weimer läuft offenbar die ganz große Vertuschungsaktion dieses einzigartigen familiären Betrugsskandals. Hier besteht ganz eindeutig Verdunkelungsgefahr. Die Behörden müssen unverzüglich handeln.
Hallo Herr Dr. Weber,
dieser Artikel vom 14. Juli 2021 mit dem Titel „Meistgelesen 2021: Platz 8: Baerbock schreibt von Trittin ab – Dreister geht es kaum“, Aufruf mit https://www.theeuropean.de/suche/artikel/plagiatsjaeger-weber-verschaerft-vorwurf-gegen-baerbock-sie-hat-ganz-bewusst-getaeuscht, scheint verdächtig zu sein.
Es geht hier um Ihre Arbeit über Frau Baerbocks damaliges Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“. Der Eindruck ist, als hätten Sie den Artikel geschrieben, dabei ist auffällig, dass Ihr Name als Autor wie bei anderen Artikeln auf TheEuropean auch, gar nicht als Autor genannt wird.
Beispiele die darauf schließen lassen, dass Sie der Autor sind:
„Die von mir …“, „Es entspricht meiner langjährigen Erfahrung …“, „Ich betone nachdrücklich, …“, „… prüfe ich aus Eigeninteresse …“, „Ich habe auch keinen Auftraggeber, …“, „… erkläre ich hiermit an Eides …“
Vermutlich wurde vor lauter Panik Ihr Name entfernt, der Artikel aber stehen gelassen. Ich habe die Seite als .mhtml gespeichert, sollte diese gelöscht werden. Über Archive.org ist diese Seite anscheinend nicht archiviert. Anbei die Seite als PDF gespeichert.
Artikel TheEuropean
Danke für die Sicherung! Das ist alles eine Contentwüste, ich weiß.
Dank WaybackMachine dürfte ein Vertuschen im Nachhinein schwierig bis unmöglich sein, es gibt ungefähr seit 2008 bis 2025 ca. 500 Backups der nahezu kompletten Seite. Allerdings hat der als „Webmaster“ benannte Junior kaum Verantwortung für das Desaster, zumal er nur bis 2020 als solcher tätig war. Diese muss schon die Geschäftsführung und der Verantwortliche im Sinne des Presserechtes übernehmen. Die riesige Autorenzahl auf der Autorenseite baute sich übrigens erst nach Mai 2023 auf, Im Mai glänzten unter Autoren gerade mal 5 Personen und „The Economist“. Im Oktober 23 standen dann über 100, inclusive Papst und Bratt Pitt da…
Ich werde den Fall nicht weiter verfolgen, wäre aber dankbar, wenn Sie einer Veröffentlichung Ihrer Einschätzung auf invalidenturm.eu zustimmen würden…
Es wird immer irrer, wir haben Politiker wie aus einer amerikanischen Zeichentrickserie. Minister wettert gegen Diebstahl geistigen Eigentums und wird dabei erwischt geistiges Eigentum gewerbsmäßig zu stehlen …
Fehlt jetzt nur noch, dass rauskommt, dass sich gar niemand betrogen fühlt, weil die Zahlungen für „Werbung“ in den Pseudozeitschriften sowieso nicht für Werbung, sondern für politische Gefälligkeiten gezahlt wurden …
Sehr wichtige und gute Arbeit von Herrn Wallasch und allen, die ihn bei der Kommunikation dieses Skandals so tatkräftig unterstützen. Die Diffamierung als Angriff von „Rechten“ war erwartbar und zeigt eindrucksvoll auf, wie weit die angeblichen Konservativen freiwillig in den linken Sumpf gewechselt sind.
Es ist wahrlich nur mehr zum Kotzen und höchstwahrscheinlich nur die „Spitze des Eisberges“ im „Betrugsfall Deutschland“!
Sehr gut recherchiert. Kompliment!