Oliver Vitouch hat zwei Universitätsprofessorinnen aus Deutschland wegen Beleidigungen fristlos entlassen, eine plagiierende Professorin arbeitete aber weiter

Immer mehr Ungeheuerlichkeiten aus der langen Rektorsamtszeit von Oliver Vitouch werden nun langsam publik. – Ich betone, dass dies keine „Kampagne“, schon gar keine bezahlte, gegen den Musikpsychologen, Klagenfurter Universitätsrektor und Präsidenten der österreichischen Universitätenkonferenz Oliver Vitouch darstellt, Sohn des verstorbenen Medienpsychologen und Freimaurers Peter Vitouch. Vielmehr war es Vitouch jun. selbst, der durch eine falsche Anschuldigung gegen einen Kollegen am 29.12.23 meine detektivische Neugierde an seinem Tun nachhaltig geweckt hat. Und dann erhält man eben eine Reihe von Informationen: beweisbare und unbeweisbare. Die folgenden Informationen sind allesamt beweisbar; alle Screenshots, Gerichtsunterlagen und Zeugenaussagen liegen mir vor.

Salopper Umgang mit plagiierender Professorin

Oliver Vitouch hat in seiner ersten und zweiten Amtszeit als Rektor der Universität Klagenfurt – von 2012 bis 2020 – zwei Universitätsprofessorinnen aus Deutschland an derselben Fakultät wegen fast identischer Vorwürfe des sozialen (!) Fehlverhaltens fristlos entlassen. Parallel dazu hat er im März 2017 eine bundesdeutsche Professorin, deren Dissertationsplagiate schon damals medial und fachintern bekannt waren, auf eine § 99-Professur berufen. Zur Berufung gibt es bis heute eine Presseaussendung auf der Website der Universität Klagenfurt. Ein Schreiben über das wissenschaftliche Fehlverhalten der Kollegin vom Rektor der Universität Erfurt liegt mir vor. Vitouch hat 2017 mir gegenüber behauptet, man könne Plagiatoren nicht an der Nasenspitze erkennen und jetzt, wo er das Schreiben kenne, werde er die Kollegin „wohl“ nicht entfristen. Allerdings arbeitete sie dann offenbar ein weiteres Jahr in Klagenfurt. Auf ihrer eigenen Website schreibt die Kollegin sogar „From 2014-2018, she was professor at the University of Klagenfurt, Austria“. Eine der beiden Angaben dürfte falsch sein. Hat Herr Vitouch hier auf eine Korrektur hingewirkt?

Zwei Wissenschaftlerinnen in den Ruin getrieben

Der saloppe Umgang mit einer plagiierenden Professorin steht in starkem Kontrast zum rigorosen Vorgehen gegen zwei Universitätsprofessorinnen aus Deutschland: Im Mai 2015 wurde die erste fristlos entlassen, im Mai 2018 die zweite. Nur der zweite Fall wurde medial über Österreich hinaus bekannt. Mit den Spätfolgen haben beide Kolleginnen bis heute zu kämpfen. Beide haben in der Wissenschaft nie wieder einen Fuß fassen können, beide wurden als Achiever vor ihren Entlassungen beschrieben. Beide spüren bis heute schmerzliche finanzielle Folgen. Eine der beiden Kolleginnen ist gesundheitlich so beeinträchtigt, dass sie zunächst gar nicht über den Fall sprechen wollte und ich auch nur indirekt an die Informationen rankam. Beide geben an, von Vitouch über Jahre beharrlich verfolgt worden zu sein, selbst kleinste Abweichungen bei Angaben wurden moniert.

Interessant ist, dass ja auch mir einmal (der Fall ist durchjudiziert) vorgeworfen wurde, eine Plagiatorin in den gesundheitlichen und reputationstechnischen Ruin getrieben zu haben. Das Gericht stellte keine Kausalität im Sinne meiner Schuld fest: Wissenschaftler müssen sich Rezensionen mit wahren Plagiatsnachweisen – selbstverständlich – gefallen lassen.

„Erhebliche Ehrverletzung“ als Entlassungsgrund? Die österreichische Rechtslage erlaubt es

Allerdings muss jede Führungskraft wissen, was passiert, wenn man urplötzlich entlassen wird. Auch mir ist das 2015 einmal passiert, und auch ich schaffte es damals nur mit Medikamenten und einem dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt. Plötzliche Entlassungen können Menschen schwer traumatisieren und sind wirklich die Ultima Ratio in einem Betrieb.

Im medial bekannt gewordenen Fall habe ich den gesamten Gerichtsakt studiert. Ich sage klar: Wenn Vitouch diese Person zurecht entlassen hat, müsste es in Österreich hunderte, wenn nicht tausende Entlassungen von Universitätslehrern geben (was vielleicht für das Universitätssystem gar nicht so schlecht wäre!). Auch ich wurde von einem Ordinarius mit den Worten begrüßt: „Arbeiten Sie für ‚Sex ohne Zensur'“? und „Sie brauchen ein Kommunikationstraining!“ Ein anderer Professor sagte zu mir im Team und vor Externen: „Das ist unser schwierigster Elefant.“ Das sind Beleidigungen, eben „erhebliche Ehrverletzungen“, und im Sinne von Vitouchs Rigorosität hätten diese beiden Professoren entlassen werden müssen. Mir ist nicht bekannt, dass das jemals in Österreich einem Mann passiert wäre. Und mir sind überhaupt nur zwei Entlassungen wegen Beleidigungen bekannt: die beiden aus Klagenfurt.

So bleibt ein schaler Nachgeschmack: Waren die Entlassungen tatsächlich gerechtfertigt, waren sie die Ultima Ratio? Oder dienten sie zur Machtdemonstration?

In Summe haben wir hier so oder so eine Universitätsspitze, die mit zweierlei Maß misst: Eine nachgewiesene Plagiatorin wird offenbar für ein weiteres Jahr an der Universität geduldet, während zwei Kolleginnen wegen sozialen Fehlverhaltens in Form von Beleidigungen fristlos entlassen wurden. Die Plagiatorin arbeitet bis heute als Fachhochschulprofessorin. Die beiden anderen Kolleginnen sind finanziell, reputatorisch, geistig und körperlich von Vitouch ein Leben lang ruiniert worden.

4 Kommentare zu “Oliver Vitouch hat zwei Universitätsprofessorinnen aus Deutschland wegen Beleidigungen fristlos entlassen, eine plagiierende Professorin arbeitete aber weiter

Neuen Kommentar verfassen

  1. Ulrich Berger

    Die Kollegin Plagiatorin hat ihren CV offenbar inzwischen angepasst. Dort liest man jetzt, „Before, she was professor at the University of Klagenfurt, Austria (2017-2018).“

    Antworten
  2. Peter Z.

    Dubios war auch die Situation am Grazer Institut für Kunstgeschichte, die zur Entlassung eines langjährigen (wieder deutschen) Professors führte. Siehe auch den Bericht in der Kleinen Zeitung vom 16.12.2019: https://www.kleinezeitung.at/steiermark/5739082/Langer-Konflikt_Vergleich-nach-Wirbel-um-UniProfessor
    und ein etwas anderer aus der FAZ vom 28.08.2020:
    https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/institut-fuer-kunstgeschichte-ein-grazer-bildersturm-16919769.html.
    Der jetztige Bildungsminister war mindestens mittelbar darin involviert.

    Antworten
  3. Zeugin

    In keinem Land der EU stehen UniversitätsprofessorInnen auf so unsicheren Beinen wie in Österreich. Die Möglichkeit der fristlosen Entlassung durch den Rektor mit nachfolgendem, extrem teurem und im Ergebnis regelmäßig erfolglosem Gerichtsverfahren zur Bekämpfung der Entlassung schafft ein System völliger Abhängigkeit, oft verbunden mit Unterwürfigkeit als Hilfsmittel zum Überleben.
    Bei einer solchen Abhängigkeit nach „EntlastungszeugInnen“ zu suchen, wenn ein „Beleidigungs“vorwurf erhoben wird (der nicht einmal strafrechtliche Qualität haben muss), ist praktisch aussichtslos.
    Letztlich stellt diese Situation eine gravierende Gefährdung der Wissenschaftsfreiheit dar. Interessanterweise sind laut ersten empirischen Untersuchungen in erster Linie Frauen gefährdet.
    Nicht alle Rektoren leben diese Macht aus. Aber sie können das, wenn sie wollen, damit aus Macht Allmacht wird.

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die maximale Dateigröße für den Upload: 20 MB. Sie können hochladen: Bilddatei, Dokument, Spreadsheet, Textdatei. Links zu YouTube, Facebook, Twitter und anderen Dienstanbietern werden automatisch eingebunden. Dateien hierhin ziehen