Systemproblem: Plagiate auch in der Dissertation des Chefredakteurs des „stern“, Gregor Peter Schmitz

Es wird immer klarer, warum meine Beliebtheitswerte bei gewissen deutschen Journalisten seit kurzem im Sinkflug sind: Mit meiner Methode sehe ich immer mehr Plagiatssünden. Ich glaube langsam, die Plagiatsdetektion wird noch eine „YouToo“- statt „MeToo“-Bewegung in den Mainstream-Medien.

Warum plagiierte der Chefredakteur des „stern“, Gregor Peter Schmitz, in seiner Dissertation „Geschichte per Gesetz?“ über den Umgang mit Holocaustleugnern (Universität Erfurt, 2007) ausgerechnet einen Beitrag des Diplomtheologen und Krankenpflegers (!) Peter Neuhaus aus dem Jahr 2000, den Schmitz an keiner Stelle seiner gesamten Dissertation erwähnte, auch nicht im Literaturverzeichnis?

Hier einige Beispiele (es gibt noch weitere):

Dissertation Schmitz 2007, S. 78:

Peter Neuhaus, „Das Undenkbare leben –  Jüdische Theologie nach Auschwitz“, S. 20:


Dissertation Schmitz 2007, S. 79:

Peter Neuhaus, „Das Undenkbare leben –  Jüdische Theologie nach Auschwitz“, S. 22 (Neuhaus zitiert nach dem öffnenden Anführungszeichen übrigens Rubenstein, „After Auschwitz“ nach Amir; das passt also im Plagiat bei Schmitz dann nochmal nicht!):


Dissertation Schmitz 2007, S. 79:

Peter Neuhaus, „Das Undenkbare leben –  Jüdische Theologie nach Auschwitz“, S. 25:


Die Zeitschrift, in der der Orignalbeitrag erschienen ist, gibt es wirklich; ebenso die Autoren der betroffenen Ausgabe 8/2000. Ich schreibe das nur, um zu zeigen, dass ich ein Quellen-Fälschungsproblem á la Graw so weit wie mir möglich ausgeschlossen habe. Ebenso stammt das PDF-File der Zeitschrift, das im Internet zugänglich ist, tatsächlich aus dem Jahr 2000.

Wenn es nun heißt: Nur drei Stellen“, antworte ich mit Schon drei Stellen!“. Solche Stellen dürfen in einer Dissertation nämlich gar nicht vorkommen. Null mal. Und schon gar nicht bei jemandem, der dann das Schreiben zum Beruf gemacht hat. (Wird fortgesetzt)

7 Kommentare zu “Systemproblem: Plagiate auch in der Dissertation des Chefredakteurs des „stern“, Gregor Peter Schmitz

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  1. Martin Bäcker

    Zweite Antwort an Herrn Schuster: Wir sind uns offenkundig einig, dass wir in Österreich ein „Systemproblem“ haben: Intellektuelle Aufrichtigkeit hat keinen Wert, der „Held“ ist, wer schummelt und be….
    Dieses Problem haben wir sicherlich auch außerhalb des akademischen Bereichs, nur hat es an den Universitäten eine ganz besondere Konnotation angenommen. Akademische Titel distinguieren in Österreich weit mehr als anderswo. Das Bildungssystem ist selektiv zugunsten der etablierten gesellschaftlichen Kreise. Akademische Titel sind Türöffner zu Einfluss und privilegierten Positionen, wie sonst wohl nirgendwo. Gerade deshalb sind Kontrollen in diesem Bereich so wichtig.
    Zudem muss man in Österreich den Eindruck gewinnen, dass einige eben gleicher sind als andere. An Durchschnittsstudierenden wird ohne weiteres ein Exempel statuiert, während andere offenbar immun sind, Die Kontrollmechanismen versagen durch die Bank. Gerade deshalb ist es wichtig, wenn es „Jäger“ gibt wie Herrn Weber, die sich gezielt die „Unberührbaren“ vornehmen. Das System schützt diese Leute in den meisten Fällen sehr effektiv: Es wird geleugnet, das Amtsgeheimnis vorgeschützt, selbst immense Fundzahlen an Plagiatsstellens sind letztlich nicht ausreichend für eine Titelaberkennung oder es wird schlicht und einfach behauptet, den Plagiatoren sei eine Täuschungsabsicht nicht nachweisbar, womit selbst schwerwiegende Inkompetenz letztlich saniert wird.
    Gravierende Verstöße gegen die gute wissenschaftliche Praxis bleiben damit regelmäßig ohne Folgen. Dennoch: Es ist das Verdient von Herrn Weber, immer wieder auf solche Fälle aufmerksam zu machen. Selbst wenn dann regelmäßig alles eingestellt wird (so fadenscheinig die Argumentation dann auch ist), so müssen Betrüger dennoch damit rechnen, dass sie zumindest kurzzeitig Rede und Antwort stehen müssen.
    Man könnte nun sagen, das sei nicht viel, aber es ist nicht nichts. Selbst wenn Betrüger freigesprochen werden und dann noch höchste Positionen erlangen, gut dotiert mit Steuergeldern, ist dennoch ein Mindestmaß an Transparenz geschaffen worden. So mancher titeltragende Popanz ist nackt!

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  2. Martin Bäcker

    Zu „Thomas Schuster“: Das eine lässt sich doch vom anderen gar nicht trennen. Wir haben in Österreich „Persönlichkeiten“, die das „Systemproblem“ geradezu verkörpern, die rücksichtlos die Mängel des österreichischen Universitäts- und Kontrollsystems auszunutzen verstehen. Konkret: die verstanden haben, dass Kontrolle in Österreich vielfach gar nicht existiert. Das „Systemproblem“ ist also nicht (nur) ein abstraktes, sondern wird maßgeblich von diesen „Persönlichkeiten“ generiert, die an zentralen Schaltstellen sitzen und denen es z.T. sogar Freude bereitet, ihre „Unberührbkeit“ zur Schau zu tragen. Wenn Herr Weber nun einige wenige „Platzhirsche“ zu Fall gebracht bzw. zumindest bloßgestellt hat, kann dies gleichzeitig auch dazu beitragen, das „Systemproblem“ wenn schon nicht zu beheben, so doch zumindest besser sichtbar zu machen.

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    1. Thomas Schuster

      Herr Bäcker, was Sie hier ansprechen, ist nicht das eigentliche Problem des „Systems“, sondern sind „Hochstapler“, davon gibt es in unserer Gesellschaft einige, aber das hängt nicht zwingend mit dem akademischen System zusammen, sondern diese werden Sie (leider) in allen Bereichen des Lebens finden, unabhängig von akadem. Abschlüssen und Titeln.
      Glauben Sie das „System“ wird sich ändern, indem man einer Hand voll (öffentlicher) Persönlichkeiten nach 25 Jahren den Titel wieder aberkennt und sie vor den Vorhang zerrt? Sie sehen doch wohin das führt: Resilienz, Gleichgültigkeit, Ignoranz – „die sind doch eh alle so“, aber stimmt das auch? Ein Plagiat wird meiner Meinung nach nicht dadurch schlimmer oder besser, wenn es von einer bekannten Persönlichkeit begangen wird. Das Problem ist in erster Linie ein System, das so ein Verhalten zulässt und nicht sanktioniert aufgrund der vorhin genannten Reaktionen (Resilienz, Gleichgültigkeit und Ignoranz). Ich glaube deshalb, dass die paar Platzhirsche, die hier vorgeführt werden, die Dimension dieses Problems überhaupt nicht abbilden. Würde uns erst die wahre Dimension dieses „Systemproblems“ bewusstwerden, wäre eine Diskussion unumgänglich. So, sind es halt ein paar prominente „Einzelfälle“, die man kurz wie die Sau durchs Dorf jagen kann.

  3. Thomas Schuster

    Lieber Herr Dr. Weber,
    Sie haben ja Recht. Es gibt ganz offensichtlich ein Systemproblem, und zwar schon ein uraltes und über Österreich hinausgehendes! Aber ich kaufe Ihnen leider nicht mehr ab, dass es Ihnen einzig und allein um wissenschaftliche Redlichkeit geht. Oder darum die Qualität der Lehre an den Universitäten zu verbessern. Sondern es geht Ihnen in erster Linie um Rufmord. Das ist mein Eindruck. Sie driften, zu schnell und zu oft ins persönliche ab und dadurch leidet die Sache selbst um die es hier geht, und ihre Glaubwürdigkeit. Wenn Sie wirklich wissenschaftlich arbeiten wollten, dann würden Sie nicht ständig mit Namen um sich werfen. Die sind für die Sache selbst, das immanente Systemproblem, nämlich irrelevant. Möchten Sie wissenschaftlich arbeiten, dann ziehen Sie doch 100 Stichproben und analysieren Sie diese nach Plagiaten und veröffentlichen Sie dann das Ergebnis (anonymisiert wohlgemerkt!). Oder schauen Sie sich 50 Arbeiten an, die an der Uni Salzburg eingereicht wurden und 50 Arbeiten an der Uni Wien und publizieren Sie dann an welcher dieser Unis die Arbeiten sauberer waren. Vergleichen Sie doch Arbeiten von heute mit welchen von vor 25 Jahren (haben Plagiate durch Google-Copy-Paste wirklich zugenommen?). Damit kann man ein System kritisieren und wir können darüber diskutieren. Davon hätte das System auch einen Nutzen und dann würden Sie auch wieder gehört werden. Im Moment haben Sie leider die Sache selbst aus den Augen verloren und verbeißen sich an irgendwelchen Persönlichkeiten, die meinetwegen zu Unrecht eine Position bekleiden, aber wer sind wir dieses Urteil zu treffen. Wir können nur das System verbessern, ganz ohne Vorbehalte. Schönen Gruß.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Lieber Herr Schuster, es mag Sie vielleicht verwundern, dass ich Ihnen zu 100 Prozent Recht gebe. Das, was Sie hier beschreiben, wäre doch genau die empirische Plagiatsforschung, die ich machen möchte, die aber bislang immer unter den Teppich gekehrt oder schon im Antragsstadium abgelehnt wurde. 2007 habe ich eine Zufallsstichprobe von 100 Diplomarbeiten gezogen. Davon war eine so plagiiert, dass der Grad dann aberkannt wurde. Der zuständige Ministeriumsbeamte (nicht BMBWF) hat die Studie dann schubladisiert und sich für das Thema nicht mehr interessiert. Ebenfalls 2007 scheiterte ein Antrag bei Hahn/BMBWF (dazu auch Medienberichte). 2018 versuchte ich es bei SC Pichl vom BMBWF wieder, ohne Erfolg („müssen wir weiter darüber nachdenken“). Alle weiteren Forschungsprojektanträge zur Zitats- und Plagiatsforschung wurden abgelehnt (TU Dresden, Uni Wien, TU Wien, ifk). Richtig ist, dass ich es noch nie beim FWF oder bei einem EU-Topf versucht habe. Dazu würde es auch Kollegen an den Universitäten benötigen, die an der Sache interessiert sind. Und die gibt es wiederum nicht bzw. nicht mehr. Hermann Maurer, TU Graz war eine Ausnahme. LG

    2. Thomas Schuster

      Herr Dr. Weber, und genau aufgrund dieser selbstlosen Kämpfe habe ich Sie auch immer sehr geschätzt, ja schon beinahe bewundert in einer Gesellschaft, die immer alles an Bedingungen knüpft! Ihre anfänglichen Absichten waren bestimmt noch stets hehr, da bin ich mir sicher, und dass Sie damit bloß auf taube Ohren gestoßen sind, stelle ich mir in der Tat zermürbend vor. Die Sache selbst dürfte niemand in Frage stellen, die Methodik jedoch mittlerweile schon. Besinnen Sie sich wieder Ihren Anfängen, denn ich würde Ihnen und auch mir wünschen, dass Sie genau dafür in Erinnerung bleiben, das Wissenschaftssystem ein Stück besser gemachen haben zu wollen – abseits der persönlichen Ebene. Weiterhin viel Erfolg.

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