Plagiatsvorwurf gegen den Professor für Digitale Transformation und Politik an der Quadriga Hochschule Berlin, Mario Voigt

Ich zitiere aus meiner Plagiatsanzeige an die TU Chemnitz, eingebracht am 14.08.24 (hier geringfügig editiert):

„Sehr geehrter Rektor Prof. Dr. Strohmeier, sehr geehrtes Sekretariat!

Sie finden anbei eine gutachterliche Dokumentation von 46 Plagiaten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!) in der Dissertation von Prof. Dr. Mario Voigt, angenommen vermutlich im Jahr 2008 an der TU Chemnitz. […]

Es ist interessant, dass ich an der Universität Salzburg im Jahr 1989 (!) das Ad-Fontes-Prinzip gelernt habe: Es dürfen in der Wissenschaft nur jene Quellen als primäre Quellen zitiert werden, die man im Original aufgesucht und rezipiert hat. Nur nicht erhältliche Quellen dürfen sekundär mit ‚zitiert nach:‘ belegt werden. Gegen diese wichtige wissenschaftliche Regel hat Herr Voigt an zahlreichen Stellen seiner Dissertation verstoßen.

Auch ist es mir ein Gräuel, zu sehen, dass ein Dissertant und späterer Hochschulprofessor selbst für sein Dankeswort eine Textschablone benötigte und dieser auf acht Seiten Wikipedia abgeschrieben hat. All das waren und sind ganz klar unerlaubte Dinge. – Galten an der TU Chemnitz andere, lockerere Standards zur Erlangung des Doktorgrades?

Ob Herr Voigt getäuscht hat oder er von seinen Betreuern systematisch in die Irre geführt wurde – Sie werden es wohl wie üblich anhand des Textes nicht herausfinden wollen. Und einen Lügendetektor können wir Herrn Voigt nicht anschließen.

Zurück bleibt wieder einmal der Anschein von Wissenschaft; eine Dissertation, die den Aufwand und das Papier nicht wert war, da Grundregeln der Quellenarbeit, die sich vor spätestens 100 Jahren in der Wissenschaft etabliert hatten, nicht eingehalten wurden. Und kein Gericht der Welt wird mich daran hindern, das weiter aufzuzeigen.

Ich gehe übrigens davon aus, dass die Einhaltung dieser Grundregeln die Voraussetzung dafür ist, dass ich mich mit einem Werk wie dieser Dissertation überhaupt inhaltlich auseinandersetzen kann: https://www.edition-tandem.at/wissenschaftlichen-textbetrug-erkennen

[…] Gerne bin ich bei weiteren Investigationen behilflich und stelle Ihnen weitere Unterlagen zur Verfügung.“

Plagiatsgutachten Dissertation Voigt Seite 01
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Plagiatsgutachten Dissertation Voigt Seite 35

16 Kommentare zu “Plagiatsvorwurf gegen den Professor für Digitale Transformation und Politik an der Quadriga Hochschule Berlin, Mario Voigt

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  1. Francoise Demache

    Ich kann Herrn Weber nur meinen Dank ausdrücken für seine unermüdliche Arbeit, die vielen Enthüllungen und die tollen Videos, die ich mir gerne anschaue. Auch seine Kritik am Unissystem teile ich. Es ist großartig, einen solch kritischen Geist zu haben, bei all der Oberflächlichkeit und Arroganz der plagiierenden Politiker.

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  2. Patrick Häuser

    Abgeschriebene Danksagungen sagen zwar nichts über die Promotionsleistung aus, zum Gesamtbild gehören sie dennoch, vor allem bei Politikern. Auch ist nicht zu beanstanden, dass Herr Weber bei seinen Prüfungen einen strengen Bewertungsmaßstab anlegt.

    Zumindest in Deutschland kann sich ein Promovend nicht auf fehlerhafte Betreuerleistungen berufen, da er mit der Dissertation die Fähigkeit zu eigenständiger Arbeit nachweisen muss (VG Düsseldorf im Fall Schavan, Urteil v. 20.03.2014). Betreuer sind auch nicht befugt, irgendwelche Ausnahmen zu genehmigen und Regelungen der Promotionsordnung zu suspendieren (VG Braunschweig, Urteil v. 12.06.2018 – 6 A 102/16).

    Zitat aus dem letztgenannten Urteil:
    „Den Nachweis der Befähigung zu einer solchen Arbeitsweise muss der Doktorand allein erbringen. Dabei erweist er sich gerade auch dann nicht als zum selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten fähig, wenn er beispielsweise fehlerhaften Vorgaben des Betreuers zu den Grundsätzen wissenschaftlichen Arbeitens Folge leistet. Schließlich weist die Beklagte zu Recht darauf hin, dass man mit der Berücksichtigung fehlerhafter Betreuerleistungen im Rahmen des Ermessens Tür und Tor öffnen würde für die Rechtfertigung der schlimmsten Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens, nämlich für das kollusive Täuschen von Betreuer und Betreutem.“

    Ich frage mich übrigens, warum die Arbeit von Voigt schon einmal von Zenthöfer geprüft wurde. Irgendjemand muss diese Prüfung in Auftrag gegeben und auch bezahlt haben. Herr Weber ist also nicht die einzige Person, die kritisch an Voigts Arbeit schnupperte.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Sehr geehrter Herr Häuser! Herr Zenthöfer hat meines Wissens aus Eigeninteresse geprüft. Es ist aber festzuhalten, dass er zum Zeitpunkt seiner Prüfung nicht über jene Methoden verfügte, die wir aktuell im Plagiatsfall Voigt verwendet haben.

  3. Ernst Schwadisch sen.

    Mario Voigt gehört wiederum zu den „Plagiats-affinen“ Geburtsjahrgängen der 70er und 80er Jahre. Das sind die Jahrgänge, denen das Pfuschen leicht von der Maustaste ging: Denn sie schrieben ihre Abschlussarbeiten zwischen 1993 (WWW-Freigabe) und 2013 (erst Guttenberg 2011 und dann Schavan 2013). Es sind diejenigen Jahrgänge, die erstmals „elektronisch“ alle leicht handhabbaren Möglichkeiten hatten – …und die ZUGLEICH (!!!) noch kaum eine erwachsene Ahnung davon hatten, dass man eben auch mit „elektronischen“ Mitteln überführt werden kann. Diese Verlockung zu betrügen… einfach gigantisch. Egal, mit wem man vertraulich spricht aus diesen Geburts- und Abschluss-Jahrgängen: Jeder (JEDER und JEDE) aus dieser Gruppe weiß hinter vorgehaltener Hand zu berichten von diesen massenhaften Betrügereien – …ausnahmslos. Schätzungen von Kollegen aus dem Wissenschaftsbereich gehen von einem Plagiats-Infekt-Umfang von bis zu 80 Prozent aller Abschlussarbeiten dieser o.g. Jahrgänge aus, wenn man die „kleineren“ Fälle auch hinzurechnet, welche nicht zu einer Aberkennung des akademischen Grades, aber immerhin zu einer Schlechter-Benotung geführt hätten oder noch führen können. Wie konnte Mario Voigt nur so derartig naiv sein… Denn man darf nie übersehen, dass es auch schon damals immer einige Personen in der besagten Absolventen-Jahrgangsgruppe gab, die die Gefahren der Verlockung zum Betrug und zum Selbst-Betrug erkannten und dieser widerstanden.

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    1. Sven Schroder

      „2010“ plus/minus paar Jahre: Arbeiten, die als PDF in diesen Jahren publiziert und zugänglich sind, werden von mir bevorzugt untersucht, da (nicht selten) zahlreiche (dreiste) „Fremdtextüberahmen“. Eine stat. Gesetzmäßigkeit? Nein, nur eine subjektive Beobachtung.

    2. Stefan Weber Beitragsautor

      Lieber Herr Schwadisch!

      Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Ich bin mir sicher, dass um die Jahrtausendwende in der DACH-Region tausende schwerwiegend plagiatsinfizierte Diplomarbeiten und Dissertationen entstanden sind. Eine Erklärung dafür, warum die Universitäten das nicht erforschen wollen, warum sie sich dem nicht stellen wollen, ist, dass es bereits x-fache Hinweise auf die Validität dieser Hypothese gibt. Meine Arbeit, aber auch die von VroniPlag Wiki, ist also nichts anderes als ein „Einzelfall-Ticker“ (Zitat Julian Reichelt).

  4. Karl-H David

    Die Webersche Analyse ergibt durchaus Ansätze, die einen Plagiatsvorwurf rechtfertigen könnten, dessen Gewichtigkeit im Ergebnis die Entziehung des Doktortitels rechtfertigen würde.

    Es lassen sich in der Analyse allerdings Zitierfehler von unterschiedlicher Gewichtigkeit und Beachtlichkeit finden, aus meiner persönlichen Prüfersicht, die nicht unbedingt mit den von Gerichten angelegten Bewertungskriterien übereinstimmen.

    Das Einleitungsplagiat ist zweifellos sehr ins Auge fallend. Wenn die Arbeit aber sonst beachtliche Ergebnisse zu Tage gefördert haben sollte, ist es eher Ausweis einer kapitalen Unfähigkeit, nach Abschluß der Arbeit noch einmal zu reflektieren, was und warum man die Arbeit angefertigt hat. Dazu muß man sich freilich nicht bei fremden Autoren Formulierungs- und Motivationshilfe holen.

    Die zweite Fallgruppe der Plagiate betrifft das weitläufige Zitieren von Wikipedia-Texten bei einigen Rahmengrundfakten, die eigentlich nicht wissenschaftlich strittig sind. Wer das heute textnah zu Wikipedia macht und meint, das merke niemand, daß er sich da Formulierungshilfe geholt hat, ist etwa auf dem Bewußtseinstand eines Siebentklässlers, der meint, der Lehrer merke nicht, dass er bei der Hausarbeit bei Wikipedia abgeschrieben habe. Was aber, wenn die Dissertation ansonsten wissenschaftlich sehr beachtliche Einsichten und Erkenntnisse enthält, wie sie überlicherweise Dissertationen kennzeichnen? Ist dann noch Raum für eine Abwägung?

    Gravierend dagegen die Gruppe 3 der Übersetzungsplagiate. Also man hat eine passende englischsprachige wissenschaftliche Textstelle, überträgt sie wörtlich oder modifiziert ins Deutsche und verschweigt, wo man die Aussage herhat. Derartige wissenschaftliche Profilierungsversuche gehören bestraft.

    Aus Prüfersicht ist zu sagen, daß alle diese Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens für die Prüfer ohne digitale Suchprogramme, Assistenz etc. im Prüfungsalltag nicht leicht zu erkennen sind. Da muß man sich als Prüfer weitgehend auf die eidesstattliche Versicherung des Doktoranden verlassen und dieser muß bei Fehlverhalten die Konsequenzen tragen.

    Warten wir das weitere Verfahren ab!

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  5. Interessierter Leser

    Was sagen Sie zu folgendem:

    Sie nehmen den Satz „Ohne die Diskussionsbereitschaft und Unterstützung zahlreicher Freunde und Kollegen wäre diese Arbeit nicht zustande gekommen.“ in ihre Plagiatsdokumentation auf.

    Durch googeln finde ich etwa:

    „ohne die jahrelange Unterstützung durch unzählige Freunde und Kollegen wäre diese Arbeit nicht zustande gekommen“ (https://epub.ub.uni-greifswald.de/frontdoor/deliver/index/docId/2532/file/Jensen_Christian_Dissertation.pdf Seite 134).

    oder

    „Ohne die in den unterschiedlichsten Formen erfolgte Unterstützung meiner Lehrer, Freunde und Kollegen wäre diese Arbeit nicht zustande gekommen.“ (https://www.academia.edu/21447342/2011_karneval_der_götter)

    Das bedeutet aber, das Wort, an dem Sie das Plagiat festmachen, ist die „Diskussionsbereitschaft“. Nun wird es aber sehr kleinlich. Man kann damit gegen jeden einen Plagiatsvorwurf erheben.

    Auch zum Satzfragment „wäre diese Arbeit in der jetzigen Form nicht möglich gewesen“ bekommt man Treffer, wenn man googelt.

    Ich persönlich finde auch das Monieren von Literaturübernahmen aus Wikipedia wie etwa auf Seite 7 (wenn auch nicht korrekt) zu kleinlich! Diese Dinge erwecken eher den Eindruck, dass alles unternommen wird, um die Dokumentation künstlich aufzublähen.

    Sie mögen jetzt sagen, ich picke mir hier einzelne Beispiele heraus, die am Gesamteindruck nichts ändern. Aber meiner Meinung ist diese überpenible Art schädlich für die Plagiatsforschung. Ich finde es ist extrem wichtig, dass das Problem nicht verwässert wird, da Plagiatsanzeigen sonst Gefahr laufen, überhaupt nicht mehr Ernst genommen zu werden – wie es in Österreich fast schon der Fall ist. Dies wäre letztlich zum Nachteil der ehrlich arbeitenden Studierenden, deren Arbeiten plagiiert werden.

    Kann es also sein, dass nicht nur die Freimaurer, der Cartellverband und Sylvia Ettl-Huber an der aktuellen Situation schuld sind? Möglicherweise trägt auch das Skandalisieren von Banalitäten, die übertriebene Genauigkeit und das Ignorieren der Verhältnismäßigkeit dazu bei, dass man im Schnitt alle drei Tage von einem neuen Plagiatsvorwurf hört, was die Substanz des Themas ruiniert.

    Eine These, die Sie nicht in ihrem Blog veröffentlichen müssen.

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  6. Sven Schroder

    Voigts Dissertation „Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf. George W. Bush gegen John F. Kerry“ war 2010 veröffentlicht worden. Generalsekretär Herrgott teilte dazu Donnerstagabend mit, im Frühjahr 2024 habe Voigt seine Arbeit dem Journalisten, Juristen und Plagiatsexperten Dr. Jochen Zenthöfer zur Verfügung gestellt. Zenthöfer schlussfolgere in seiner schriftlichen Analyse: „Es gibt keine Hinweise auf Verstöße gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis in ihrer Dissertation.“

    aus: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/cdu-mario-voigt-plagiat-vorwurf-102.html

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  7. Interessierter Leser

    “Ob das… Dankeswort Teil der Promotionsleistung war“ Häää?

    Also diese Danksagungsfloskeln zu monieren… Ich weiß ja nicht.

    Was denken Sie, wie viele sich jetzt mittels ChatGPT Formulierungshilfen für die Danksagung holen? Ist das moralisch denn soooo verwerflich, wenn es das zum Ausdruck bringt was man zum Ausdruck bringen will? Worum geht es hier? San hier die Inhoite wuascht ;)?

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    1. Sebastian

      Ich denke da anders. Ein Spitzenkandidat der CDU als möglicher Ministerpräsident hat nicht mal seine Danksagung selbst geschrieben. Sogar die musste er plagiieren.

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