Dass das ungeheuerliche Ausmaß des Plagiierens, das in den Wikis fortwährend akribisch dokumentiert wird, kein alleiniges Problem von (Spitzen-)Politikern ist, ist jedem Szene-Kenner bekannt. Es gibt nicht wenige Professoren, die glasklare Plagiate fortwährend relativieren, bagatellisieren oder gar ganz in Abrede stellen. Diese Leute werden oder wurden dafür gut bezahlt, wiederholt am Bruch der wissenschaftlichen Spielregeln mitzuwirken – oft auch unter Hinweis auf angebliche ‚größere‘ Weltprobleme, siehe etwa zuletzt die Statements hier und hier.
Ein bislang wenig beachtetes Problem sind auch plagiierende Professoren. So hat etwa Ihr werter Plagiatsgutachter mit seinem Gutachten die Aberkennung eines Doktorgrades für eine amtierende deutsche Hochschulprofessorin initiiert (Details unterliegen meiner Verschwiegenheitspflicht). Und ein anderer Fall zeigt, wie man noch vor einigen Jahren mit Plagiats(verdachts)fällen umgegangen ist: Beschuldigte Wissenschaftler konnten ihre Karriere völlig unbeschadet fortsetzen. In dieser Rezension findet sich ein Plagiatsvorwurf gegen einen deutschen Philosophiehistoriker, in Fußnote 5 sogar der dezente Hinweis darauf, dass es sich vielleicht um einen Serienplagiator handeln könnte – analog zu anderen großen Fällen in der jüngeren deutschen akademischen Philosophie (etwa Forschner). Eine „weitgehend wortwörtliche Abschrift“ von 50 Seiten am Stück durch einen Dresdner Universitätsprofessor? Nicht schlecht. Und Plagiatsfragmente ausgerechnet in einem Buch über das deutsche Promotionswesen? Unglaublich! Konsequenzen: Keine.