Wie die TU Wien die Öffentlichkeit seit Monaten zu „guter wissenschaftlicher Praxis“ anlügt – und das Ministerium dabei tatenlos zusieht

Am 17. Januar 2023 gab es ja diese Presseaussendung der TU Wien anlässlich des Plagiatsfalls Niki Popper. In dieser war unter anderem zu lesen:

Nun, wo bleibt dieses Projekt? Gibt es eine Website, irgend einen Outcome, eine Veranstaltung, eine Publikation? Die Zeit läuft ja bald ab, wo sind denn die „Instrumente und Prozesse“, die von allen genutzt werden können?

Der „Code of Conduct“ zur guten wissenschaftlichen Praxis an der TU Wien stammt etwa immer noch aus dem Jahr 2007. Die juristisch längst nicht mehr gültige Plagiatsrichtlinie stammt weiter aus dem Jahr 2014. Die Lernplattform TUWEL wurde zwar grundlegend modernisiert, aber wieder nicht an die Plagiatssoftware Turnitin angeschlossen. Sind das die „Instrumente und Prozesse“, die allen anderen Universitäten helfen sollen? Offenbar passiert an der TU Wien genau das Gegenteil.

(Screenshot einer neu angelegten TUWEL-Aufgabe vom 04.09.23. Hier müsste sich eine Option „Ähnlichkeitsprüfung“ befinden.)

Nun, es ist natürlich herrlich für Studierende an der TU Wien, die betrugswillig sind, wenn ihnen ein Rektorat signalisiert, dass in Sachen guter wissenschaftlicher Praxis und Softwareeinsatz genau nichts passiert. Man höre und staune: Kein Softwareinsatz an einer Technischen Universität!

Das Ministerium, das für das Projekt in dieser Laufzeit mehr als eine halbe Million Euro zur Verfügung gestellt hat, schaut beim Nichtstun der TU munter zu.

So etwas mag einen selbstständigen Steuerzahler wie mich dann schon etwas verwundern. Man kann es auch Hochschulkorruption nennen, wenn Gelder einfach verschwinden, ohne dass etwas getan wird. Mehr dazu in wenigen Tagen in meinem neuen Buch.

2 Kommentare zu “Wie die TU Wien die Öffentlichkeit seit Monaten zu „guter wissenschaftlicher Praxis“ anlügt – und das Ministerium dabei tatenlos zusieht

Neuen Kommentar verfassen

  1. Ralf Rath

    Eine gute wissenschaftliche Praxis (GWP) orientiert sich stets an der Einsicht, dass von der Sorgfalt und Genauigkeit sowie von der Zuverlässigkeit der individuell erbrachten Arbeitsleistungen das Leben vieler Menschen abhängt. Für die deutschsprachigen Regionen Europas sind dazu erstmals Berechnungen veröffentlicht worden (Mühlichen et al., 2023, in: Social Science & Medicine 329(115976): 1-17). Demnach hat inzwischen fast jeder Fünfte unter der jeweiligen Bevölkerung einen zusätzlichen und insofern vermeidbaren Tod zu sterben. Bei insgesamt rund 92.100 Todesfällen im Jahr 2022 beispielsweise in Österreich sind das in absoluten Zahlen mehr als 18.400 Menschen, die heute noch leben könnten. Bereits daran lässt sich ablesen, welch unsagbares Leiden nicht zuletzt die TU Wien befördert, solange weiterhin Untätigkeit in solch einer zutiefst existenziellen Frage vorherrscht. Die Hochschulangehörigen quälen sich dadurch aber zuvörderst selbst bis zur völligen Besinnungslosigkeit. Angesichts dessen müsste Aufschluss darüber gewonnen werden, weswegen man nicht allein dort mit Macht die Morbiditäts- und Mortalitätsrate in von keinem Arzt mehr erreichbare Höhen schnellen lässt und dafür auch noch Abertausende Euro an Steuergeld in Anspruch nehmen darf.

    Antworten
  2. Mei Red

    Heute morgen, Ö1, Interview mit Minister Polascheck: Glaubt wirklich jemand, dass sich unter diesem Minister, bei dieser Regierung in der Bildungs- und Wissenschaftspolitik noch etwas ändern wird?

    Köstlich das Resümee des ORF-Jounalisten am Ende, nach einem langen, ergebnislosen Interview: „Also, Sie werden es sich anschauen?“

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die maximale Dateigröße für den Upload: 20 MB. Sie können hochladen: Bilddatei, Dokument, Spreadsheet, Textdatei. Links zu YouTube, Facebook, Twitter und anderen Dienstanbietern werden automatisch eingebunden. Dateien hierhin ziehen