Die Behinderung wertvoller Forschungstätigkeiten zu guter wissenschaftlicher Praxis durch die ÖFG-Gremien

Die folgenden Dinge wäre die 2021 gegründete ARGE „Gute wissenschaftliche Praxis im Wandel“ der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) mit viel positiver Energie als nächstes angegangen, als die bisherige Leitung von ÖVP-nahen Professoren im Wissenschaftlichen Beirat der ÖFG urplötzlich gecancelt wurde:

  • Fix eingeplant war für 2023 ein neuartiges Prozesshandbuch „Gute wissenschaftliche Praxis“ im Jan Sramek-Verlag, Zielgruppe Studierende und Lehrende in Österreich. Das Manuskript hätte bereits im ersten Quartal 2023 stehen sollen, an fortwährende Aktualisierungen war gedacht.
  • Ebenso fix eingeplant war ein Themenheft zur internationalen Entwicklung der GWP-Regularien in der Zeitschrift für Hochschulentwicklung (ZFHE), am Call for Papers wurde gemeinsam mit DUK-Professor Attila Pausits gerade gefeilt, als die Abberufungsnachricht kam. In der Ausgabe der ZFHE wollte ich auch die Ergebnisse der Befragung zu GWP-Lehrveranstaltungen publizieren.
  • Die Diskussion der Lücken des derzeitigen UG hätte auf einer eigenen Diskussionsplattform stattfinden sollen, für die wir bereits die technische Basis geschaffen haben.
  • Gestorben sind wir auch um die Synergien und Vernetzungen, die sich im Anschluss an das Webinar mit David Rettinger, USA und Edwin Constable, Schweiz ergeben hätten.

Des Weiteren waren geplant:

  • Erstmalige Erstellung einer Gesamtbibliografie „Forschung zu guter wissenschaftlicher Praxis in Österreich“ – von den Rechtswissenschaften bis zur Informatik, um einmal den Status quo zu kennen (mit unserer Research Associate Sanja Cancar)
  • Erstellung einer Gesamtübersicht der aktuellen GWP-Regularien in den Satzungen aller vier Hochschultypen in Österreich (mit unserer Research Associate Sanja Cancar)
  • Dokumentation der Entwicklung der GWP-Richtlinien, ev. auch unter Verwendung eines spannenden Tools, das Textänderungen visualisieren kann
  • Das Jahresprogramm für 2023 sah das Thema studentische Software-Selbsttests vor. Wir hätten aber wohl das auch im Antrag genannte Thema „künstlich generierte Texte“ vorgezogen und das Jahr 2023 dem Thema ChatGPT gewidmet. EIn brisantes Thema, bei dem sich die ÖFG nachhaltig als innovativ hätte positionieren können.

Was ist das sachliche Argument von Reinhold Mitterlehner, Helmut Schmidinger, Christiane Spiel und anderen, dass all diese Dinge zumindest unter meiner Leitung nun plötzlich gecancelt wurden? Ich kann diese Frage nur hier im Blog stellen, da niemand der ÖFG-Verantwortlichen mit mir spricht.

Auch für die Katz‘: Unser geplantes GWP-Discussion Board

7 Kommentare zu “Die Behinderung wertvoller Forschungstätigkeiten zu guter wissenschaftlicher Praxis durch die ÖFG-Gremien

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  1. Kletzer

    Na Gottseidank wurde es gecancelt. Sie sind eine Katastrophe für die österreichische, wissenschaftliche Welt und eine Anschuldigung nach der anderen von ihnen wird als falsch überführt.
    Sie sollten sich einen anderen Job suchen, beim Billa und Spar werden gerade Mitarbeiter gesucht, entspricht genau Ihrer Qualifikation.

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    1. Todos caballeros!

      Dozent Weber hätte doch tatsächlich fast die Seepocken ausgerottet. Was fällt dem ein! Glücklicherweise haben das unsere Freunde in Bratislava verhindert. Die Seepocken mögen leben, gedeihen, sich vermehren, über Österreich hinaus! Kein Buch über GWP, das schadet den Seepocken, da bekommen sie Angst und verkriechen sich. Kein Forscher bekommt sie mehr zu Gesicht! Eine Katastrophe für die weltweit führende österreiche wissenschaftliche Welt!

      Freiheit für die Seepocken, ins Verlies mit Dozent Weber!

  2. Ralf Rath

    „Lebendiges aus Totem … hervorgehen zu sehen“ (Du Bois-Reymond, Emil: Die sieben Welträtsel, 1880, S. 70, in: Max-Planck-Institute for the History of Science, Berlin, ), ist ohne eine gute wissenschaftliche Praxis niemals ermöglicht. Anstatt also mit einem offenem Blick durch die Welt zu gehen, scheinen es in Österreich parteipolitische Präferenzen gegenwärtig zu erzwingen, dass Forscher sich gleichsam mit fest geschlossenen Augen den Gegenständen nähern, deren Verständnis und Erkenntnis für eine zum Wohle aller gedeihliche Zukunft unverzichtbar ist. Die Frage, wie auf diese Weise Aufschluss darüber gewonnen werden kann, was gesellschaftlich notwendig zu bewahren und zu verändern ist, wenn man nicht einem „blöden Optimismus“ (Horkheimer, M., 1935) das Wort reden will, muss insofern weiterhin auf eine Antwort warten.

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  3. Pilot

    Grundsätzlich sehe ich schon gute Chancen, dass die ÖAWI hier interveniert. Was hier vorgefallen ist, ist ja tatsächlich „ictu oculi“, wie oben gesagt. Aber wird sich die ÖAWI trauen? Wenn da eine Ablehnung mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausflüchten kommen sollte, wäre das schlichtweg ein Skandal.

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  4. Ictu Oculi

    Dozent Weber glaubt, wie es scheint, dass auch in Österreich Posten nach Qualifikation vergeben werden sollten, dass Qualfikation zählen sollte, Studierende (und Dozierende!) Grundregeln der GWP einhalten sollten, dass für die Auftragsvergabe Qualität zählen sollte, dass gute Argumente berücksichtigt werden sollten, wenn Fehlverhalten angeprangert wird.
    Ha: Und am 24. Dezember kommt das Christkind!
    Soeben Ö1 gehört, Interview mit dem Korruptionsexperten Dr. Kreutner: So funktioniert Postenvergabe in Wirklichkeit in Österreich! Ok, Dr. Kreutner vermerkt, dass die Verärgerung in der Bevölkerung über diese Zustände immer größer wird. But who cares?

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Ja, ich gehöre wohl zu jener aussterbenden Spezies, die glaubt, dass spannende Inhalte zählen, kreative Ideen, gute Forschungsfragen… Ich hätte halt zum Kartellverband gehen müssen oder zu einer Partei, gell. Aber ich habe VSStÖ und AG zu Studentenzeiten durchgemacht und gesehen, wie da Parteigelder für nichts verbrannt werden. Klar, alle, die sich dort damals wichtig gemacht haben und dran blieben, haben heute Jobs im System. Ich hingegen bin ja „persona non grata“. Komisch, oder?

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