Die perfekte Lebenslüge ist jene, die ausnahmslos in den Köpfen der anderen entsteht, bei der der Täuscher vordergründig nicht die Unwahrheit sagt und darauf vertrauen kann, dass diese erst durch eine Konnotation oder durch die Verbindung von Informationen beim Leser/Hörer konstruiert wird. Man betrachte dazu den Screenshot aus einem aktuellen Konzeptpapier für den Antrag eines DFG-Sonderforschungsbereichs (S. 174). Peter Weibel hat, wie hier angegeben ist, eine „Dissertation über mathematische Logik (Modallogik)“ verfasst und trägt (folglich?) den Doktorgrad: „Prof. Dr.“.
Nur Peter Weibel, ohne Zweifel einem der genialsten Männer der Welt, kann es gelingen, dass die folgenden Fakten nicht im Widerspruch zu den Angaben in der Biographie stehen:
1. Es gibt keine Dissertation von Peter Weibel an der Universität Wien und auch an keiner anderen Universität der Welt.
2. Peter Weibel hat nie einen Doktorgrad erworben, hat diesen auch nie beansprucht bzw. selbst angegeben.
Zur Auflösung dieser vermeintlichen doppelten Paradoxie:
Peter Weibel hat seine Dissertation zwar (Eigenangaben zufolge) geschrieben, aber nie zur Approbation eingereicht. Folglich gab es auch nie ein Rigorosum und nie die Verleihung eines Doktortitels. Formal betrachtet ist er Studienabbrecher. Der Schachzug ist, dass Weibel in seinem Lebenslauf immer nur auf die ‚Existenz‘ einer Dissertation verwiesen hat und auf nichts darüber hinaus. Damit führt er ein neues Wording in die akademische Welt ein: Wer behauptet, es gebe von ihm eine Habilitationsschrift zum Thema X, der behauptet damit gerade nicht, dass er auch habilitiert sei. – Die Promotion oder den Doktortitel (oder im Falle einer Habilschrift die Dozentur), das haben die anderen dazukonstruiert.
Den Rest klärt eine einfache Google-Recherche. Weibel wendet den Trick, nur seine (real bei ihm zu Hause offenbar existierende, aber akademisch bislang unbekannte/unverwertete) Dissertation, aber keine Promotion anzugeben, zumindest seit fast 20 Jahren an, siehe einen „ars electronica“-Katalog aus dem Jahr 1992, der von Weibel selbst mit herausgegeben wurde. Er kann sich zurücklehnen und sagen: Ein kleiner Gag von mir, die Promotion und meinen Doktortitel habt ihr mir alle angedichtet auf Grund einer wahren Angabe von mir.
Doch wie wahr ist selbst die Angabe der Dissertation? Ist eigentlich eine nicht-eingereichte Dissertation schon eine Dissertation? Jeder könnte ja auf ein Konvolut seiner Texte „Dissertation“ draufschreiben. Weibel betrachtet seine Dissertation (bis heute) als unfertig, wie er selbst sagt. Dann hätte er aber in allen Bionoten schreiben müssen: „Peter Weibel schreibt derzeit seine Dissertation über Modallogik“ anstelle von „schrieb“. Peter Weibel, der ewige Dissertant.
PS: Im Diskussionsbereich zu Weibels Wikipedia-Eintrag behauptet gar jemand, dass er Weibels Dissertation geschrieben hat. Dieser Jemand ist, wie eine Google-Recherche unschwer ergibt, der Wiener Mathematiker Werner DePauli-Schimanovich. Nun gehört das aber sicher in die Gerüchteküche und kann weder bewiesen noch widerlegt werden.
Liebe Frau „Ehrenfels“,
1) Ich habe die früheren beiden Blogbeiträge zu Peter Weibels Diss in den Papierkorb verschoben, weil mich Peter Weibel darum gebeten hat. Der Beitrag stellt in der jetzigen Fassung lediglich eine pointiertere Neu-Narrativisierung des Sachverhalts dar, der inhaltliche Kern ist derselbe geblieben. Ich finde – ganz im Gegensatz zu Ihnen -, dass es immer eine „Leistung im akademischen Sinne“ ist, ja sein MUSS, auf Täuschungen und Täuschungsversuche in der Wissenschaft – auch subtilerer Natur, wie im vorliegenden Fall – hinzuweisen. Freilich kann man nun eine Diskussion darüber führen, ob wir mit dem Konzept der Ehrlichkeit bzw. Redlichkeit, wie ich es hier durchaus ’streng‘ vertrete, überhaupt weiterkommen und eine Analogie zur Natur bemühen, wo ja auch Täuschung und Tarnung überlebensnotwendig sind (oder zu sein scheinen). Diese Debatte führe ich gerne mit Ihnen!
2) Zum Plagiatsvorwurf im Peter-Haber-Blog: Kollege Haber wollte, wie er mir schrieb, nur auf die Schwierigkeit der Verwendung von ’strengen‘ Plagiatskriterien hinweisen. Freilich wäre es völlig absurd, ernstlich ein Plagiat bei einem allgemein formulierten Lehrveranstaltungstitel oder einem Buchuntertitel (der übrigens so nicht einmal stimmte) zu unterstellen – die diesbezügliche Diskussion im Blog hat dies auch recht klar ergeben, wie ich denke. Auch hier wieder ist eine allgemeine Debatte, wie sie ja auch zwischen mir und Haber im Blog ansatzhalber nachzulesen ist, durchaus interessant.
Ich war also bislang tatsächlich in viele Plagiatsfälle „verstrickt“, aber eben nur in jene, die ich selbst bei anderen aufgedeckt habe, und dies insbesondere dann, wenn von meinen eigenen Arbeiten unzitiert abgeschrieben wurde.
3) Ich bitte Sie schließlich um Verständnis, dass es Sinn und Zweck dieses Blogs ist, Fälle von wissenschaftlichem Fehlverhalten aufzuzeigen und eine meinungsbildende Debatte darüber zu initiieren. Deshalb blockiere ich grundsätzlich keine Postings, außer diese enthalten eindeutig rufschädigende Bezeichnungen oder unwahre Behauptungen.
LG
sw
„ist“, danke für den Hinweis, aber wir wollen uns nicht an Belanglosigkeiten festklammern, sowas kann bei „copy paste“ Anwendugen schnell mal vorkommen;-)´
Was mich sehr verwundert hat, dass der Herr Dr. Weber die vorherigen Blogs über die Vorwürfe, die er zu Weibel-Dissertation machte, gelöscht hat. Offensichtlich waren die gemachten Vorwürfe nicht ganz so haltbar und unwahr oder einfach schlecht recherchiert!
Anbei ein Auszug eines Falles, worin der geschätzte Plagiatjäger in eigener Sache verwickelt ist. Er soll nämlich fremdes geistiges Eigentum (konkret ein Buchtitel oder sogar mehre) verwendet haben ohne dabei die Quelle genannt zu haben. Vollständig nachzulesen unter: http://www.weblog.histnet.ch
„…Umso mehr mussten wir schmunzeln, als wir sahen, dass er bei seinen eigenen Buchtiteln nicht so gar strenge Masstäbe anzusetzen scheint, wenn es darum geht, einen originellen und auch noch originären Titel zu finden. Letztes Jahr erschien sein vielbeachtetes Buch mit dem Titel “Das Google-Copy-Paste-Syndrom“, ein schöner Mix aus “Google-Syndrom“, das wir vor Jahren als Begriff eingeführt hatten und dem Allerweltsausdruck “Copy/Paste” (was aber immerhin der Titel eines Seminars von mir vor Jahren war …). Als ich augenzwinkernd über diesen kleinen Schönheitsfehler berichtete, schrieb er mir postwendend zurück, das sei ihm nicht bekannt gewesen …
Auch mit seinem neuen Buch ist der Plagiatsjäger – zumal seinen eigenen Kriterien gemäss – vermutlich in die Plagiatsfalle getrampt. “Die Medialisierungsfalle. Kritik der Neuen Medien” heisst das für 2008 angekündigte Buch. Wir freuen uns schon heute auf die Lektüre und runzeln ob des phantasievollen Titels die Stirn: “Kritik der Neuen Medien. Ein eschatologischer Essay” nannte Uwe Jochum, der demnächst in Basel auftreten wird, sein hübsches und provokatives Büchlein, Jahrgang 2003.
Und weil wir grad dran sind: Auch Lehrveranstaltungen laden zum – wie sollen wir das nun nennen? – Sich-inspirieren-lassen ein …: das da hat doch mit dem respektive dem eine gewisse Ählichkeit, oder haben wir etwas übersehen? Naja, das seminarbegleitende Weblog fehlt immerhin.“…(zit. aus histnet. 2007/08)
@Regina Ehrenfels:
1. Papier ist geduldig, das Internet auch. Nennen Sie glaubhafte Quellen anstatt vage Behauptungen aufzustellen.
2. Dieser Satz kein Verb. Und der längste Satz des Postings ergibt keinen Sinn.
Sehr geehrter Herr Dr. Weber,
kehren Sie mal vor Ihrer eigenen Tür! Im Netzt finden sich auch genug glaubhafte Darstellungen, dass Sie selbst an Plagiatsfällen verstrickt wären. Ich hoffe, dass Herr Prof. Weibel seine Lehrveranstaltungen in Zukunft an Lehrende überträgt, die objektiver besser recherchieren können, den wissenschaftlichen Standard und Umgang beherrschen, das inkludiert Ethik und auch dne gebührenden Respekt gegenüber anderen und nicht derartige plumpe Weise andere Kollegen anzuschwärtzen. Das nach meinem Empfinden tatsächlich keine Leistung im akademischen Sinne.
Regina Ehrenfels