Ich habe in diesem Blog aufgedeckt, dass Peter Weibel jahrelang seine angebliche Dissertation über Modallogik in seinen Lebensläufen angeführt hatte, ohne dass diese jemals eingereicht oder approbiert wurde. Ich habe geschrieben, dass dem Peter Weibel in der Folge von vielen ein Doktortitel angedichtet wurde. Doch ich habe mich geirrt – er hat es offenbar auch selbst getan. Ich habe mir mittlerweile einige Bücher von Peter Weibel genauer angesehen. Und wieder einmal bestätigte sich: Eine anfänglich entdeckte „Ungereimtheit“ weist häufig auf mehr hin. Je genauer man sucht, desto mehr findet man.
Peter Weibel hat im DuMont-Verlag 1987 den Sammelband „Clip, Klapp, Bum“ mit herausgegeben. Bereits auf Seite 1 steht in seiner Bionote: „Promotion über mathematische Logik.“ Ein Fehler des Verlags, ein unautorisierter Text von Weibel? Kann vielleicht einmal passieren, aber sicher nicht zweimal hintereinander. Denn drei Jahre später erschien wieder bei DuMont ein Sammelband von Weibel, „Vom Verschwinden der Ferne“. Und in der Buchinnenklappe steht erneut: „Promotion über mathematische Logik.“ Weibel ist, wie erwähnt, nicht promoviert – hätte das nicht schon beim ersten DuMont-Band auffallen müssen?
1992 erschienen zwei Bücher im Böhlau-Verlag, wieder mit herausgegeben von Peter Weibel, und wieder mit jeweils längeren Texten von ihm selbst. Ich zitiere aus dem Buch „Identität : Differenz“, Personenverzeichnis, Eintrag Weibel, S. 56: „Promotion über Modallogik.“ Ich zitiere aus dem Buch „Kontinuität und Identität“, S. 404: „Promotion über mathematische Logik.“ Hier findet sich Weibels nicht existierende Promotion übrigens im Verein mit besonders vielen anderen Wissenschaftlern, die eine (hoffentlich real existierende) Promotion angegeben haben.
Ich zitiere weiter ein Interview in „Texte zur Kunst“, Dezember 1998, S. 61: Vom Interviewenden wird Weibel als „promovierte[r] Mathematiker“ bezeichnet. Auf die Frage, warum er, Weibel, für die Leitung des ZKM besonders qualifiziert sei, verweist Weibel als erstes auf sich als „gelernter Mathematiker“.
Weibel hat mir geschrieben, er habe nie aktiv auf seinen Doktorgrad verwiesen. Und er hatte offenbar Recht! Das neue, noch schönere Paradoxon lautet nämlich: Er hat ja nur wiederholt auf seine Promotion verwiesen. Doch auch das ist strafrechtlich relevant.