„Art for Art“ oder doch „Art of Upgrading“: Was die Causa Spörl über die Besetzungspolitik in Staatsbetrieben aussagen könnte

Axel Spörl ist also zurückgetreten. Das Problem jener Seilschaft, die ihn in Zeiten einer durch das Coronavirus dahin darbenden Kunst- und Kulturszene in den 200.000-Euro-Posten gehievt hat, ist damit noch nicht einmal im Ansatz gelöst.

Wenn es jetzt von der Bundestheater Holding via APA heißt, niemand habe vor der Bestellung von den Verdachtsmomenten gewusst und alle Unterlagen seien durch einen externen Personalberater genau geprüft worden, muss man doch einiges zurechtrücken:

1) Diese Sachverhaltsdarstellung wegen Verdachts des Verstoßes gegen § 116 UG durch Herrn Spörl habe ich am 30.12.2019 der Bezirksverwaltungsbehörde, in diesem Fall dem Magistrat Wien und namentlich Bürgermeister Dr. Michael Ludwig geschickt. In den folgenden Wochen habe ich mehrfach urgiert und schließlich auch die Presseabteilung des Magistrats Wien eingebunden. Von allen Akteuren hörte ich wochenlang nichts. Es dürften also nicht nur politische Stakeholder ab Januar 2020 informiert gewesen sein. Viele Personen wussten bereits 2019 und früher Bescheid, sonst hätte man ja mich nicht irgendwann im Herbst engagiert. Aber alle zogen wohl vor, den üblen Verdacht zu beschweigen.

2) Wenn man sich den Lebenslauf von Herrn Spörl, insbesondere etwa die dritte Zeile von oben in der „Summary“ genauer ansieht, erkennt man selbst als Laie schnell, dass es auszuschließen ist, dass hier ein professionell agierendes Personalbüro eine Empfehlung für den Kandidaten abgegeben hat. Auch eine tiefergehende Prüfung kann keinesfalls stattgefunden haben, denn man hätte diverse peinliche Fehler, eklatante Deutschschwächen („eine neue Herausforderung, in einer Umgebung wo cih“) und Ungereimtheiten sofort bemerkt.

3) Die Promotionsurkunde ist also höchstwahrscheinlich eine Fälschung. Und mittlerweile stehen weitere gravierende Verdachtsmomente gegen Herrn Spörl im Raum: Zwei weitere Fälle von Titelbetrug durch Führen des Grades „DI“ und durch Führen des Grades „Executive MBA“ sowie zumindest drei (sic!) weitere Verdachtsfälle von Urkundenfälschung (Matrikenauszug, Pilotenschein, Abiturszeugnis), ev. mit Mitwissern.

Nun, das ist ganz schön viel für einen Spitzenjob in einem Staatsbetrieb. Nach Plagiator Roščić nun der mutmaßliche Serienbetrüger Spörl (es gilt die Unschuldsvermutung). Wer prüft die Bundestheater Holding?

1 Kommentare zu “„Art for Art“ oder doch „Art of Upgrading“: Was die Causa Spörl über die Besetzungspolitik in Staatsbetrieben aussagen könnte

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  1. Walter Maderner

    Welche Konsequenzen außer seinem Rücktritt hat dieser Sachverhalt? Er ist noch immer bei der WKO als der Herr Dr. Spörl geführt bzw. als Lektor bei der WU.

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