Dubiose Summits: Was passiert eigentlich auf dem „Europäischen Forum Alpbach“, dem „Salzburg Summit“ und im St. Gallener „Square“?

Nun, das ist rätselhaft. Ich hatte ja unlängst in diesem Blog enthüllt, dass viele der Universitätsräte der 22 öffentlichen Universitäten in Österreich parteipolitisch eingefärbt sind, genauer: schwarz oder grün. In Österreich gilt das wohl auch für diverse „Gipfeltreffen“ der „Elite“ – und mit „Elite“ meine ich hier Personen wie Johannes Hahn oder Karoline Edtstadler.

„Salzburg Summit“

Beginnen wir im Lokalen mit dem „Salzburg Summit“: Der ÖVP-nahe, gefallene Journalist Rainer Nowak sitzt im „Advisory Board“, und in diesem Jahr treten folgende ÖVP-Politiker als „Keynote Speaker“ auf: Johannes Hahn, Karl Nehammer, Wilfried Haslauer und Karoline Edtstadler. Von der Regierung wird auch Martin Kocher als „Keynote Speaker“ dabei sein. Offenbar geht es hier nur darum, dass Schwarze miteinander Geschäfte machen, abgesegnet von der Politik. Für den wissenschaftlichen Anstrich sorgt die oberösterreichische Frohnatur Anton Zeilinger. Warum tut man dann aber so, als ginge es um „Europa“, um die „brightest minds“? Das ist doch reine Augenauswischerei, wenn es in Wahrheit eine Veranstaltung ist, die eindeutig einen parteipolitischen Bias hat.

„Europäisches Forum Alpbach“

Ebenso komisch empfinde ich seit Jahren das „Europäische Forum Alpbach“, vor einiger Zeit als „EFA“ gebrandet (das war doch mal das Kürzel für „Energie für alle“, oder nicht?). Ich war dort nur einmal und musste eine erschreckend schlechte Rede von ÖVP-Politiker Harald Mahrer ertragen, bei der mein damaliger Chef, der ÖVP-nahe Peter A. Bruck, in der ersten Reihe saß. Mir war damals, 2016, noch nicht recht klar, dass ich wieder auf einer Veranstaltung zugegen war, auf der sich primär die „eine“ Reichshälfte zuprostet und Personen anderer Parteien oder gar Parteilose eher Staffage sind. Das Forum Alpbach will ein inspirational place that opens minds and souls for Europe’s future“ sein. Wieder wirkt die Europa-Idee hier etwas vorgeschützt, wenn es in Wahrheit darum geht, dass Konservative networken. Hat dieses schöne Tal mit seiner distinkten Architektur nicht eine tatsächlich weltoffene Veranstaltung verdient?

Die Quadratur des Preises: „Square“ an der HSG

Und hier schließt sich der Kreis zur aktuellen Berichterstattung: Der ehemalige langjährige Generalsekretär des „Europäischen Forums Alpbach“, Philippe Narval, ist derzeit in der Schweiz in den Schlagzeilen: Es heißt, sein Abgang vom 65 Millionen-Schweizer-Franken-Projekt „Square“ der Hochschule St. Gallen sei nicht so freiwillig erfolgt, wie es die Hochschule in ihrer Pressemitteilung dargestellt hat. Eine interne Untersuchung sei im Gange, berichteten mehrere Schweizer Medien. Was wissen wir schon über die Interna! Wirklichkeit prallt auf Gegenwirklichkeit.

Was ich mir hingegen zutraue, ist die Behauptung, dass „Square“ ein Kraut-und-Rüben-Vorhaben ist, bei dem wohl schon einige Millionen Schweizer Franken der „Donatoren“ zum Fenster hinausgeschmissen wurden. Wenn es bei „Square“ in der Überschrift heißt, es gehe um die „Future of Learning“, und dann steht vier Zeilen später im Fließtext, es gehe um die „future of society and business“, dann mag man sich fragen, um wessen Zukunft es denn eigentlich geht. Und so findet man bei „Square“ Digitalisierung, Artists in Residence, Ukrainekrieg, Klimawandel: Alles und nichts. Hier wird wohl einfach nur Geld ausgegeben, ein roter Faden ist nicht zu erkennen. Die auch bereits in negative Schlagzeilen geratene „Credit Suisse“ zahlt mit, im Advisory Board sitzt die der unethischen Autorschaft überführte Maja Göpel. Man sollte sich das Ding genauer ansehen.

4 Kommentare zu “Dubiose Summits: Was passiert eigentlich auf dem „Europäischen Forum Alpbach“, dem „Salzburg Summit“ und im St. Gallener „Square“?

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  1. Ralf Rath

    Es ist kein Geheimnis, dass rund um den Globus die Regierungen und Industrien mit Macht seit langem vor allem die klügsten Köpfe dafür instrumentalisieren, für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Allen voran in Baden-Württemberg, das sich selbst gern als Europas Innovationsregion Nr. 1 rühmt, ist es sogar für den dortigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann von Beginn an erklärte Politik. Annalena Baerbock als einstige Kanzlerkandidatin ließ es sich denn auch nicht nehmen, anlässlich der Besichtigung des Zementwerks in Allmendingen von einer „Blaupause“ für die deutsche Bundesregierung zu reden. Unter dem hehren Ziel, den Klimawandel zu gewärtigen, bleibt insofern nichts Geringeres als die Freiheit von Forschung und Lehre auf der Strecke. Die gesellschaftlichen Verhältnisse in Österreich unterscheiden sich davon nicht. Ob nun man es nun „Salzburg Summit“, „Europäisches Forum Alpbach“ oder wie in der Schweiz „Square“ nennt, ist letztlich völlig beliebig. Umso bemerkenswerter ist, dass das deutsche Bundesverfassungsgericht in seinem erst jüngst am 5. Juli 2023 gefassten Beschluss derlei Umtriebe ausdrücklich kritisiert und ihnen exemplarisch einen schweren Riegel vorgeschoben hat.

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  2. Chris Newst

    Vielleicht wäre auch mal ein kritischer Blick auf die Österreichische Akademie der Wissenschaften interessant. – Sie würden bestimmt fündig und könnten sich damit bestimmt maximal unbeliebt machen, wenn das ihr Ziel sein sollte.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Interessiert mich. Bitte gerne um sachdienliche Hinweise anonym hier im Kommentarbereich oder über das Kontaktformular meiner Website (ebenfalls anonym möglich).

  3. Luxury in the province

    Scheinintellektueller small talk. Und daneben hofft man, ein paar (kleine) Geschäfte zu machen. Hier und dort ein Pöstchen. Oder auch nur auf Kosten des Steuerzahlers Urlaub gemacht.

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