Konsequenzen aus dem Fall Schavan

Annette Schavan wird offenbar nicht nur von weiten Teilen der Opposition geliebt, sondern auch von den bundesdeutschen Massenmedien. Jüngere und ältere Journalisten der führenden Blätter kommentieren heute einhellig, dass der Titelentzug „falsch“ bzw. „nicht richtig“ sei oder Schavan „bloß nicht zurücktreten“ solle. Noch heute Nacht war zu lesen, es gelte nach wie vor „bis zur endgültigen Klärung die Unschuldsvermutung„.

Mag sein, dass einige Journalisten tatsächlich ein Naheverhältnis zur Politikerin haben. Mag sein, dass andere bereits selbst der jüngeren Copy & Paste-Generation angehören und einige ältere ihre Qualifikationsschriften selbst im Modus Schavan verfasst haben. Mag aber vor allem sein, dass Journalismus halt so funktioniert, dass die Massenmedien eben jetzt einen neuen ‚Dreh‘ brauchen. Guttenberg war in der Bevölkerung sehr beliebt, aber Qualitätsmedien waren ihm gegenüber immer kritisch eingestellt. Bei Schavan scheint es eher umgekehrt zu sein: Sie wird vor allem von der Qualitätspresse geliebt, von der Süddeutschen bis zur FAZ. Nun erscheint sie als Opfer universitärer Willkür.

Viel entscheidender erscheint mir jedoch das Kommunikationsversagen der Wissenschaft: Es ist ihr, so auch gestern abend bei der ‚Urteilsverkündigung‘, überhaupt nicht gelungen, zu vermitteln, was ein Plagiat ist und warum das simulatorische Vorgehen von Frau Schavan, wenn es geduldet werden würde, den Wissenschaftsbetrieb früher oder später kaputt machen würde (genauer: in den vergangenen Jahren zu Teilen bereits ruiniert hat!). Zudem erlangen so laufend Menschen den Doktorgrad, die grundlegende Kompetenzen wie genaues Lesen, Zitieren, Kommentieren und Bewerten nicht beherrschen. Hat Schavan ähnliche „Flüchtigkeitsfehler“ bei der Entscheidung über und Vergabe von Forschungsmillionen begangen? Letztlich züchten wir uns eine intellektuelle Kultur des Als-Ob heran, in der der Schein dominiert und die Substanz sukzessive verschwindet. Die Universität Düsseldorf hat sich gestern für einen wissenschaftsgeschichtlich bedeutenden Befreiungsschlag in die richtige Richtung entschieden.

In den Massenmedien werden wir vielleicht eher über Schavans Mutter lesen oder womöglich krude Thesen hören wie jene, dass die Universität Düsseldorf den Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland mit dieser Entscheidung weltweit beschädigt und Deutschland schweren ökonomischen Schaden zugefügt habe.

Eigentlich sollten wir uns jetzt um ganz andere Dinge kümmern: Wir brauchen einheitliche Verfahren im Umgang mit Plagiatsvorwürfen, zuerst deutschlandweit, dann EU-weit. Die USA ist hier in fast allen Belangen viel weiter. Es kann nicht sein, dass eine Universität ein Plagiat nach 33 Jahren (korrekt) ahndet, andere Universitäten aber (inkorrekt) akademische Grade bei quantitativ noch umfassenderen und noch deutlicheren Plagiaten nicht entziehen und sogar paradoxe Auflagen erteilen wie etwa jene, eine plagiierte „Dissertation unverändert, aber mit korrekter Zitierweise vorzulegen“. Das macht den Wissenschaftsstandort Deutschland lächerlich und ist im Übrigen – im Gegensatz zur Schavan-Entscheidung – tatsächlich juristisch unhaltbar.

Wir brauchen weiter dringend ein deutschlandweites Institut zur Qualitätssicherung wissenschaftlicher Qualifikationsschriften. Dieses sollte nicht nur als „Kontrollbehörde“ oder „Letztinstanz“ fungieren, sondern selbst Forschung betreiben. Internationale Beispiele dafür gibt es einige, wie etwa das International Center for Academic Integrity. Es geht nicht an, dass irgendwelche ergrauten Emeriti unwissenschaftliche Thesen über einen angeblich korrekten Umgang mit laxen Zitaten und Plagiaten verbreiten können, während die Lehrbuchliteratur aus dem fraglichen Zeitraum etwas ganz anderes sagt (siehe mittlerweile auch das „berühmte“ Beweisstück). Auch das macht die Wissenschaft lächerlich.

Und wir brauchen an jeder Universität einen „Plagiatsbeauftragten„. Erfolgreiche Pilotversuche wie die „Freiwillige Plagiatskontrolle“ an der PH Freiburg können als Referenzprojekte dienen. Es ist auch ein unhaltbarer Zustand, dass ein aus Lehrenden bestehender Promotionsausschuss die mühsame Plagiatsdetektion und Quellenrekonstruktion neben der eigentlichen Arbeit, oft als eine Art abendliches Hobby mit Suchtpotenzial, erledigen muss. Wenn es Stellen für Gender-Mainstreaming gibt, sollten sich Universitäten auch Plagiatsbeauftragte leisten können.

Auf VroniPlag taucht eine plagiierte Doktorarbeit nach der anderen auf: von Anwälten, Ärzten, Wissenschaftlern, Politikern. Das wird nicht aufhören. Irgendwann werden wir bei der Zahl 100 angekommen sein. Der neue Bildungsminister wird handeln müssen. In oben skizziertem Sinne.

22 Kommentare zu “Konsequenzen aus dem Fall Schavan

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  1. Lily

    Nicht böse sein! Ich hatte Salzburg mit Klagenfurt verwechselt (so sind wir Deutschen nun einmal).
    Als Wiedergutmachung ein weiteres kleines Linkpräsent – falls die Verleiher des „Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst“ mal ein paar Fußtritte, äh, Fußnoten brauchen:

    Im Schneckenhaus Gottes

    Grüße Richtung Alpenrand

    Lily

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    1. admin

      Ja, ja, eh irgendwie ganz witzig. Übrigens ist der Gruß falsch: Salzburg (die Stadt) liegt auch noch diesseits der Alpen, von Ihnen aus gesehen.

      Ihr Leider-Nein-Schluchtenscheißer

  2. Kommentator

    Mal so ins Blaue gefragt. In der Deutschen Demokratischen Republik hatten doch viele Einrichtungen Promotionsrecht, die heute gar nicht mehr existieren (Akademie der Wissenschaften, Militärakademien, Hochschule des MfS, Einrichtungen der Partei der Arbeiterklasse usw.). In möglichen Plagiatsfällen gäbe es heute also gar keine zuständige Stelle mehr. Hätte ein Doktorgrad dann automatisch Bestand?

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    1. admin

      Das ist eine sehr gute Frage, die man mal einem kundigen Juristen stellen müsste. Ich kann sie im Moment nicht beantworten. Ich hatte selbst erst einen Fall einer in der DDR eingereichten Promotionsschrift zu bearbeiten, in diesem Fall existierte die Universität nach der Wende weiter.

  3. Olaf

    Hmm, also ist der wissenschaftliche Wert der Arbeit höchstens noch vor der Note relevant, danach geht es nur noch um die Form. Überspitzt gesagt: Wären dem Doktorvater (ich gehe mal von einem vertrauensvollen Verhältnis aus) diese Stellen schon beim ersten Lesen aufgefallen, wäre eine Korrektur noch möglich gewesen. Danach würde selbst aus der Relativitätstheorie nur noch eine Promotion mit Plagiaten.

    Dass die Juristen das so sehen, die ja „nur“ einen Berufungsantrag nach einem bereits entzogenen Titel abgelehnt haben, kann ich noch verstehen.

    Oder, im Bezug auf den ursprünglichen Artikel im Blog: „Es ist ihr, so auch gestern abend bei der ‘Urteilsverkündigung’, überhaupt nicht gelungen, zu vermitteln, was ein Plagiat ist und warum das simulatorische Vorgehen von Frau Schavan, wenn es geduldet werden würde, den Wissenschaftsbetrieb früher oder später kaputt machen würde (genauer: in den vergangenen Jahren zu Teilen bereits ruiniert hat!).“
    Ja, warum denn? Wenn die Form den Inhalt schägt macht das den Wissenschaftsbetrieb zumindest nicht besser.

    Ich habe jedenfalls im Netzt noch keine Inhaltliche Beurteilung des Umfangs der Plagiate bei Frau Schavan auf den wissenschaftlichen Wert ihrer Arbeit gefunden.

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  4. Matthias Lohse

    Ja, Olaf, die Juristen bewerten das Delikt an und für sich, nicht den Umfang.
    Bei einem mehrfachen Mord werden auch nicht die Körpergröße, das Gewicht etc. in die Urteilsfindung einbezogen…

    Damit ist gemeint, dass die Verfehlung des Plagiirens nicht gewichtet sondern gewertet wird.

    Nun, sie ist zurückgetreten; jetzt geht es um dir Plagiate der Frau Dr. Merkel etc…

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  5. Olaf

    Aus dem oben erwähnten Wikipedia artikel über Plagiate (http://de.wikipedia.org/wiki/Plagiat#Plagiate_in_wissenschaftlichen_Abschlussarbeiten)
    Ausdrücklich hob der VGH in einem Leitsatz hervor: „Auf den Umfang der abgeschriebenen Stellen sowie auf die Frage, ob die Arbeit auch ohne das Plagiat noch als selbständige wissenschaftliche Arbeit hätte angesehen werden können, kommt es grundsätzlich nicht an.“

    Könnte mir das mal jemand erklären? Mir kommt es so vor, als würde hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Hier wird doch die Beurteilung wissenschaftlicher Arbeiten nur noch auf die Form reduziert, oder?

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  6. Matthias Lohse

    Betrifft den Artikel „SCHAVAN ALS SYMPTOM“.

    Vor einigen Jahren war ich als Qualitätsmanagementbeauftragter verantwortlich für die Begleitung eines Studenten zur Diplomarbeit. Zur Verteidigung derselben wurde ich von der betreffenden Hochschule als Gast geladen.
    Der junge Mann musste richtig über diese seine schriftlich eingereichte Arbeit reden!
    Soweit zur Beurteilung des Wissensstandes einer zu beurteilenden Person.
    Oder findet an Universitäten diese mündliche Verteidigung der schriftlichen Arbeiten etwa nicht stat?

    Würde mich wundern…

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  7. konsumer

    Nach Aberkennung des Doktortitels – Schavan ist zurückgetreten
    Politiker aller Parteien haben den Rücktritt von Annette Schavan kommentiert.
    Die FDP bedauerte die Entscheidung, der parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann, spricht dagegen von einem “Akt der politischen Konsequenz”.
    http://www.konsumer.info/?p=26414

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  8. Martin Bürkle

    Hallo Herr Doktor Weber,

    ich kann Ihren Ausführungen leider nicht folgen. Nachdem ich mir selbst ein Bild von den Plagiatsvorwürfen gemacht habe kann ich leider nur feststellen, dass hier eine Textstelle verwendet wurde und diese umgestellt wurde. Das widerspricht schon den Anforderungen, die einer Facharbeit gerecht werden sollen.

    Liebe Grüße
    Martin Bürkle

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  9. Martin

    Sehr geehrter Herr Dr. Weber,

    eins müssen Sie mir bitte dringendst erklären:
    In Ihrem Interview auf tagesschau.de erklären Sie:
    Wir wollen nicht die Vergangenheit mit den Kriterien der Gegenwart beurteilen, wir wollen die Vergangenheit mit den Kriterien der Vergangenheit beurteilen.

    Und in der vorletzten Antwort:
    Mit den damaligen Mitteln hätte man diese Form des Plagiierens von Sekundärliteratur kaum entlarven können.

    Das heißt also, Sie wollen, nur weil Sie sich die damalige Literatur bestellt haben, die damaligen Zitierregeln nicht nur kennen sondern auch mit den heutigen Mittel überprüfen? Das leuchtet mir nicht ein.
    Ich halte es da eher mit einem der Vorschreiber: Man liest viel, macht sich seine Gedanken und bringt diese zu Papier. Mit eigenen Worten, die aber durchaus an andere Texte erinnern können. Ich bin mir sicher, dann niemand nach mehr als zehn Jahren noch objektiv sagen kann, dass in einer Arbeit plagiiert wurde und das auch beweisen kann. Selbst wenn man sich die Literatur der damaligen Zeit bestellt hat.

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    1. admin

      Lieber Martin,

      danke für Deine aufmerksame Lektüre. Wie aus dem Kontext hervorgeht, bezieht sich der erste zitierte Satz auf die damals gültigen Zitierregeln. Damals wie heute war es nicht erlaubt, Sekundärliteratur ab- und umzuschreiben und dann nur die in dieser bereits zitierte Primärliteratur wie originäre Quellen anzuführen, vgl. etwa Böttcher/Zielinski: „Wissenschaftliches Arbeiten“, Düsseldorf: Droste, 1973, S. 81. Ich sehe keinen Widerspruch zu meiner zweiten Behauptung. Ich wollte damit sagen, dass der Betreuer, Herr Wehle, vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen ist, dass ihm so nur etwas vorgegaukelt wird (sicher nicht nur von Frau Schavan übrigens!). Ich schließe aber nicht aus, dass er auch selbst so gearbeitet haben könnte.
      Selbst jüngere Verwaltungsgerichtsurteile zeigen: Begutachter machen oft nur Stichproben von Zitaten. Sie kamen bis vor kurzem oft gar nicht auf die Idee, dass das Nicht-Zitierte auf diese oder andere Weisen abgekupfert sein könnte. (Freilich können das auch Schutzbehauptungen sein, weil die Begutachter die Arbeiten überhaupt nicht gelesen haben.) Das wird sich jetzt ändern müssen.
      So oder so: Eine Fakultät kann im Nachhinein eine Täuschung feststellen, auch (ja eigentlich: gerade) wenn diese zum Entstehungszeitpunkt nicht oder nur schwer erkennbar war.

      LG
      sw

  10. Matthias Lohse

    Nie will ich hören, ein Kreuzzug solle erfolgen! Wie sind sie denn alle ausgegangen?

    Doch sie SIND im Gange!

    Herr Müller, es ist Ihre Einschätzung sehr richtig! Mir geht es um diese Art und Weise dieser Kreuzzüge, welche ja offensichtlich mit Verve bestimmte Persönlichkeiten betreffen. Oder war da mal was in Presse und Rundfunk über ein Dr. Lieschen Meier? Bringt doch keine Schlagzeilen.
    Weiters haben Sie völlig recht in Ihrer Eischätzung der Bereitschaft der Hochschullehrer, sich Vorwürfen auszusetzen, gegen welche sie kaum eine Handhabe besitzen, von Studenten, welche einfach durch die exzessive Beschäftigung mit einem Thema ihre Gedanken in die Bahnen anderer Autoren gelenkt haben – siehe meine Ausführungen weiter oben. Aber Ihre Befürchtungen sind doch längst Realität – seit Guttenplag ist die Hexen- oder Hexerjagd ja im Gange!

    Wenn ich jetzt Ihre durchaus zutreffenden Worte deute, so DARF eigentlich kaum jemand des Plagiierens bezichtigt werden. Es sollte ein Strich gezogen werden…

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  11. Claus Müller

    Ich frage mich, welche Konsequenzwen die Datenbankorientierte Plagiatsuche noch bringt:
    1. Es wird kein Professor mehr als Doktorvater zur Verfügung stehen, da er immer mit dem Vorwurf konfrontiert sein wird, eine Täuschung nicht erkannt zu haben.
    2. Es wird kein verantwortungsbewuster Student an einer deutschen Universität eine Dissertation oder Habilitation einreichen, da immer irgentjemand den Plagiatfinger erheben wird.
    3. Es werden alle wissenschaftlichen Titel aberkannt, da die Datembankrecherchen immer ausgefeilter werden. Schon der Prediger wusste, dass es nichts neues unter der Sonne gibt, demnach hat jeder bei jedem schon plagiatisiert.
    In Diesem Sinne viel Spaß bei dem Kreuzzug gegen die deutsche Bildungselite.
    Claus Müller

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  12. Matthias Lohse

    P.P.S.: Verwunderlich – nicht einmal hier ist man vor Anonymous sicher. Aus welchem Grund verraten diese Menschen nicht, wer sie sind? Feigheit? Unvermögen?

    Antworten
  13. Matthias Lohse

    Sehr geehrter Herr Dr. Weber,

    in Anbetracht der Euphorie bezüglich der Kampagne gegen Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten im Allgemeinen und gegen Frau Dr. Schavan im besonderen habe ich eine einfache Anregung:

    Die Computertechnik oder verkürzt IT ist heutiges Tages leicht in der Lage, die – nicht nur damaligen – wissenschaftlichen Arbeiten plagiatsrelevant zu analysieren. Deshalb soll schnellstmöglich eine umfassende Datenbank mit sämtlichen relevanten oder besser mit allen wissenschaftlichen Arbeiten – Dissertationen, Habilitationen sowie Sach- und Fachveröffentlichungen – gefüllt werden als Grundlage des wissenschaftlichen Vergleiches auf unrechtmäßige Übereinstimmungen. Das ganz große Thema im Vorhinein wird allerdings sein, eine einheitliche Bewertungsgrundlage zu definieren.

    Warum wird so etwas nicht geschehen?

    -Es besteht die Gefahr der Deintellektualisierung der wissenschaftlichen Körperschaften (zu einem erheblichen Teil nur noch Abiturienten etc.).

    -Es wird aus eben diesem Grunde keine Einigung auf „eine einheitliche Bewertungsgrundlage“ [vgl. obigen Absatz] geben.

    Wie ist eigentlich die Situation der Prüfenden einzuschätzen? Sind diese Gremien nicht im besonderen prädestiniert oder gar gefordert, Plagiate zu erkennen und abzulehnen? Es mag ja sein, dass es Handreichungen in Form von Literatur oder Anweisungen zur Abfassung einer qualifizierenden Arbeit gibt. Hie und da las ich auch schon über die Faulheit der Doktorväter und -mütter, diese Anweisungen in die Beurteilungen der Arbeiten einzubeziehen. Doch dann ist ja wohl die Möglichkeit der unbewussten Plagiatierung gar nicht mehr von der Hand zu weisen!

    Ist es Ihnen nicht auch schon passiert, dass Sie nach einer intensiven Beschäftigung mit fremder Literatur sich plötzlich dabei ertappen, in deren Gedanken und Formulierungen zu denken und zu sprechen?

    Ich kenne derartige Situationen während der Auseinandersetzung mit meinem geliebten Hermann Hesse…

    Mit freundlichen Grüßen

    Matthias Lohse

    Altenhof 46

    A-5622 Goldegg/Pongau

    P.S.:

    – Ich bin Industriekaufmann und Industrieelektroniker mit beglaubigten Abschlüssen vorbehaltlich der Prüfung auf Plagiate.

    – Ich werde weiterhin Frau Schavan den Titel voran setzen, bis zur endgültigen Klärung der Sachverhalte.

    -Wir sind alle Plagiateure, denn alle Gedanken und alle Schlüsse sind mehr oder minder komplex schon gedacht und gezogen worden.

    – Wir denken und sprechen grundsätzlich aus den Sphären unserer Interesses- und Lebensgebiete, also grundsätzlich in Plagiaten. Siehe dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Plagiat.

    – Diese Worte und Gedanken entspringen nicht einer Verteidigung der Frau Dr. Schavan, sondern einfach aus dem Zorn heraus, wieder einer prominenten Person – vielleicht auch berechtigt – Schwierigkeiten zu bereiten. Und wann? Eben gerade vor einer wichtigen Wahl!

    – Es lebe die Partei der Piraten!

    – Vielleicht…

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  14. Erbloggtes

    Lieber Stefan Weber,

    vielen Dank für die zusammenfassende Würdigung der jüngsten Presseproduktion. Ich finde diesen unglaublichen Schulterschluss ja das interessantere Phänomen, nachdem ich mich intensiv mit den gefundenen Plagiaten und der Arbeitsweise von Annette Schavan auseinandergesetzt habe. Erstaunlicherweise erklären etwa Preuß und Schmoll den Entzug für rechtmäßig (nur nicht gnädig genug). Schmoll räumte ein: Düsseldorf handelte zur „Wahrung der wissenschaftlichen Grundregeln des Erkenntniserwerbs. Dass sie in Frau Schavans Dissertation verletzt wurden, ist unzweifelhaft.“[1] Preuß dekretierte: „Die Entscheidung ist juristisch vertretbar, dennoch ist sie nicht richtig.“[2] Denn der „Grenzfall“ ergebe sich nicht etwa aus einer faktischen Grenze, sondern daraus dass Schavan Wissenschaftler aufbieten könne, die sie verteidigten. (Ich spare mir mal die hier unnötige Fußnote. Im Gegensatz zu Schavans Plagiatsmethode kann man in meiner Formulierung ja sehen, dass ich das nicht als eigenen Gedanken ausgebe.)

    Die HHU erklärte vielleicht nicht, wie Sie bemängeln, „warum das simulatorische Vorgehen von Frau Schavan, wenn es geduldet werden würde, den Wissenschaftsbetrieb früher oder später kaputt machen würde“. Aber sie stellte ausdrücklich fest, *dass* es so ist:
    „Der Fakultätsrat lehnt es ab, für diese spezielle Dissertation ein Plagiatsverständnis anzuwenden, das von der allgemeinen, auch Anfang der 1980er Jahre gültigen Meinung abweicht. Dies schien ihm auch vor dem Hintergrund einschlägiger Erfahrungen aus dem alltäglichen akademischen Prüfungsbetrieb nicht verantwortet werden zu können.“[3]

    Sehr skeptisch stehe ich aber nach den Erfahrungen dieses Falles Ihrer Forderung gegenüber, „einheitliche Verfahren“ und eine Zentralstelle zu etablieren. Denn 1. handelt es sich dabei um eine Forderung, die auch Schavan und ihre Anhänger erhoben haben, um das richtige Ergebnis manipulieren zu können, und 2. wäre Schavan heute noch Doktor, wenn es eine solche Zentralstelle, beaufsichtigt vom BMBF, gäbe: Die Hörigkeit und der Machtmissbrauch in diesen milliardenschweren Netzwerken ist so erschreckend, dass ich lieber den mittelalterlichen deutschen Partikularismus unterstütze als die Einheitsstaatlichkeit in der Hand eines einzigen korrupten Elitennetzwerks. Was ist dann mit Fällen wie dem an der TU Berlin, werden Sie fragen? Ich sage: Die Unis dürfen sich selbst lächerlich machen. Die Wissenschaft ist unabhängig davon, und solange substantiierte Plagiatsvorwürfe nicht justiziabel sind, so lange muss man die plagiatsfreundlichen Unis nicht zur richtigen Entscheidung zwingen. (Dass man sie mit Fördermitteln überschütten sollte, damit sie diesen Kurs durchsetzen, das sage ich natürlich auch nicht. Aber wer weiß, vielleicht bekommt die TU Berlin ja demnächst ein paar Zuschüsse, die die Uni Düsseldorf dann nicht mehr kriegt.)

    Freundliche Grüße
    Erbloggtes

    P.S.: Seit wann ist es eigentlich üblich, in Briefformen mit Fußnotenzeichen zu arbeiten 😉

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  15. Alfons G.

    Herr Doktor Weber,

    ich habe auf Ihre Stellungnahme zu Ministerin Schavan gewartet.
    Lange beobachte ich schon Ihr Vorgehen und ich muss leider erkennen, dass Sie der interessierten Öffentlichkeit nicht jene Antworten geben, die Sie als selbsternannter Experte für Plagiatsforschung eigentlich schuldig wären.

    Wer die auf schavanplag.wordpress.com veröffentlichten, des Plagiats verdächtigen Stellen nachvollziehen möchte, wird sehr bald erkennen, dass „die Suppe“ nicht nur sehr „dünn“ ist – nein, es ist sogar lächerlich, Frau Ministerin Schavan einen wirklichen Plagiatsvorwurf zu machen.

    Eine gute Orientierung sollte immer die Verhältnismäßigkeit bleiben. Und die Konsequenz der Universität Düsseldorf für Frau Ministerin Schavan steht in wirklich gar keinem Verhältnis zu dem, was sie getan hat.
    Es steht hier jedem frei, sich selbst ein Bild über die Vorwürfe zu machen. Bitte tun Sie das alle, werte Leser!
    Nur dadurch ist erfahrbar, auf welcher Grundlage die Universität hier eine Sanktion folgen ließ, die das Leben eines Menschen und damit den Menschen selbst an den Abgrund stellt.
    Für Frau Ministerin Schavan war Redlichkeit und Ehrlichkeit das allerhöchste Gut. Und wer ihre Dissertation selbst auf der vorgenannten Plagiats-Dokumentation-Website auf die Verdachtsstellen hin untersucht, wird erkennen, dass man es bei dieser Autorin eben nicht mit einer Fälscherin oder einer Betrügerin zu tun hat.

    In Wahrheit hat diese Frau gute Arbeit geleistet. Und sie hatte ein Studium absolviert, das nicht allein aus einer Dissertation bestand. Sie hatte wohl unzählige Prüfungen abzulegen. Und das hat sie offensichtlich mit Bravour erledigt.

    Sie selbst, Herr Doktor Weber, hätten in genau diesem Fall das Wort ergreifen können und fair darauf hinweisen, welche Parallelen es zu „Wissenschaftsbetrügern“ eben NICHT gibt.
    Sie hätten hier Ihre Qualität sowohl menschlicher als auch fachlicher Natur unter Beweis stellen können.
    Und was haben Sie daraus gemacht? Urteilen Sie selbst!

    Ich habe mir jedenfalls eine andere Antwort von Ihnen erwartet, Herr Doktor Weber.
    Sie hätten die Erfahrung gehabt, aufzustehen und aufzuklären. Und es wäre Ihre große Stunde gewesen, sich klar gegen eine unverhältnismäßige Sanktion, wie sie Frau Ministerin Schavan jetzt zu tragen hat, zu stellen. Und damit hätten Sie nicht nur bei mir wieder ehrliche Anerkennung für Ihre Arbeit gewinnen können.

    Nur leider ist die Entscheidung der Universität Düsseldorf eben auch Wind für Ihre Mühlen. Und da denkt man halt zuerst einmal an sich, nicht wahr?

    Mir ist Menschlichkeit, Fairness und Rücksicht für andere Menschen wichtiger, als Anführungszeichen.
    Und deswegen setze ich ein Zeichen und ziehe mich von Ihrer Plattform zurück.
    Sie haben sich selbst ins Abseits katapultiert.

    Auf dass Ihnen die Menschen in Ihrem Umfeld stets milder gestimmt sein werden, als Sie selbst es Ihrem Umfeld gegenüber sind!

    Ihr Alfons

    Antworten

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