Polizeiliches Plagiat: Masterarbeit des neuen Bundespolizeidirektors ist seitenweise aus dem Internet kopiert

Michael Takàcs, der seit Juli 2022 amtierende neue zweithöchste Polizist Österreichs und ehedem Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, ist seit 2006 Master of Science der Donau-Universität Krems. Doch nun stellt sich die Frage, ob er diesen Titel zurecht führt. Ein Blick in seine Masterarbeit nährt massive Zweifel. Denn diese ist schlichtweg seitenweise, jedenfalls zu mehr als zehn Prozent 1:1 aus dem Internet kopiert. Mit akademischer Ausbildung oder Wissenschaft hat das jedenfalls nicht das Geringste zu tun, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Takàcs, 2006, S. 16:

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at (online seit mindestens 2005):


Takàcs, S. 17:

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at:


Takàcs, S. 18:

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at:


Takàcs, S. 20:

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at:


Takàcs, S. 24:

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at:


Die als Plagiatsquelle bereits berühmt-berüchtigten Arbeitsblätter Stangl-Taller werden in der Arbeit des Bundespolizeidirektors mit keinem Wort erwähnt. Die in der Master Thesis wie Originale zitierten Quellen von Galtung bis Freud hat der Verfasser folglich mit Sicherheit nie gelesen, sondern bloß allesamt aus einer einzigen Internet-Sekundärquelle plagiiert. Dagegen findet sich in der Master Thesis diese „wahrheitsgemäße“ Versicherung (ohne Seitenzahl):

Das klingt ja fast so, als wäre die Internet-Quelle eine „den Betreuern bereits bekannte Hilfe[n]“ gewesen. War also seitenweises Plagiieren an der DUK anno 2006 am Ende erlaubt – und überall anders in der akademischen Welt unerlaubt? Und man beachte auch das Deutsch der Erklärung.

Kopien aus Wikipedia & dem Urheberrecht nicht genügende Quellenangaben

Mehrere Definitionen in der Arbeit wurden aus dem Online-Lexikon Wikipedia ohne Quelle kopiert. Im Literaturverzeichnis (S. 88 ff.) finden sich mehrere Verstöße gegen die urheberrechtliche Verpflichtung zur hinreichend genauen Angabe der Quelle. Da liest man etwa erneut erstaunlicher Weise Einträge wie diese:

Ich wundere mich immer wieder, mit welchen Abschlussarbeiten man in Österreich zu Spitzenpositionen gelangt. 2006 war übrigens das Jahr, in dem wir in Österreich das Plagiatsproblem bei Qualifikationsschriften bereits breit öffentlich diskutierten.

11 Kommentare zu “Polizeiliches Plagiat: Masterarbeit des neuen Bundespolizeidirektors ist seitenweise aus dem Internet kopiert

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  1. Heinrich Altbauer

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  2. Ralf Rath

    Das zutiefst existenzielle Problem des „Nicht-Sprechen-Können“, unter dem insbesondere Friedrich Pollok als die graue Eminenz der Frankfurter Schule laut seinem Biographen Philipp Lenhard litt, kann auch ein Grund dafür sein, wenn nicht zuletzt der amtierende Bundespolizeidirektor Österreichs sich außerstande sieht, etwas Eigenes zu sagen, wie der Computerwissenschaftler Joseph Weizenbaum vor allem von Hochschulabsolventen verlangt. Die von Michael Takàcs verfasste Masterarbeit wäre dann eine Folge gesellschaftlich äußerst inhumaner Verhältnisse. Erstickt die Freiheit des Denkens als auch die Kreativität und Spontanität bereits im Keim, nimmt es nicht wunder, wenn schon vorliegende Literatur lediglich dupliziert wird. Vorrangig ist es aber eine politische Aufgabe, mit solch einer äußerst destruktiven Handlungskonstellation rasch zu brechen. Ansatzpunkte dafür sind dabei längst ausfindig gemacht worden (D’Alessio et al., 2000). Es käme bloß noch darauf an, den Bruch endlich zu vollziehen.

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    1. Tayninh

      indirekt ist die Donau-Universität Krems, die Plagiat-Züchter, die jeder die Möglichkeit bietet einen Titel zu erschleichen

  3. tom

    indentiert? das klingt nach einer zahnmedinischen arbeit! das plagiat als implantat? egal, hauptsache intendiert 🙂

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  4. Pingback: Hacker-Angriff nach Bericht über Polizeidirektor-Plagiat

  5. Ralf Rath

    Der Hölderlin’sche Vers „So komm! daß wir das Offene schauen, / Daß ein Eigenes wir suchen, so weit es auch ist“ bleibt nicht nur für den Dichter selbst handlungsleitend, sondern könnte vor allem für eine wissenschaftliche Arbeit einschlägiger nicht sein. Fehlt es daran, etwas Eigenes sagen zu können, ist es unmöglich, wenigstens den ersten Schritt ins Offene zu tun. Wenn man so will, lässt sich daher kritisieren, dass sogar noch ranghöchste Polizisten in Österreich sich zweifelsohne in einer heillosen Verfangenheit in den Herrschaftsverhältnissen gefallen. Anstatt endlich Anstalten zu unternehmen, sich notwendig daraus zu lösen, fesseln sie sich eigenhändig darin bis zur völligen Bewegungsunfähigkeit.

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    1. Sextus Empirikus

      „Wo Gefahr ist, da wächst das Rettende auch.“
      Das Lösen der Fesseln übernimmt Herr Weber.

  6. Pingback: Plagiatsjäger Weber kritisiert Masterarbeit von Polizeidirektor Takàcs – Uni – Info Sweden

  7. Hubert

    Und die zweite Spitze des österreichischen Sicherheitsapparats (DSN) verfügt über einen Magíster universitario von der Emca Academy Technik+Wirtschaft in Leobersdorf/Universidad Católica San Antonio de Murcia (wertungsfreie Feststellung; keine Kritik oder Wertungsurteil indentiert). Die diversen Ausbildungswege führender Beamter sind wirklich vielseitig.

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    1. H. Gruber

      Kritik oder Wertungsurteil sind wohl sicherlich nicht indentiert, aber vielleicht doch intendiert?

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