Da sucht man die Schriften des neuen Bundeskanzlers von Deutschland, Friedrich Merz, nach Plagiaten ab, und entdeckt vorwiegend das umgekehrte Phänomen. Das sollte man auch einmal dokumentieren.
„Nur wer sich ändert, wird bestehen“, lautet ein Buchtitel von Friedrich Merz aus dem Jahr 2004 (Zweitauflage 2006). Auf Seite 16 schreibt Merz gar Düsteres über Deutschland:
Und hier lesen wir, was ein österreichischer ÖVP-Landtagsabgeordneter im Dezember 2004 daraus gemacht hat. Das Protokoll der damaligen Landtagssitzung ist immer noch online:
Quelle: Landtagssitzungsprotokoll aus Vorarlberg, 2004, S. 31
In seiner kurzen Wortmeldung hat der gute Mann an insgesamt 35 (!) Stellen das Buch von Friedrich Merz plagiiert. Die Verlogenheit, mit der „Deutschland“ in den „Österreicher“ transkribiert wurde, ist schwer zu überbieten. Aus der „Volksseele“ bei Merz wurde die „Seele“, zum Ausgleich gab es an anderen Stellen Steigerungen der Dramatik. 15 Jahre lang war er Landtagsabgeordneter.
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Um den „Wachstumsmotor Gesundheit“ ging es Merz indes in einem Sammelband im Jahr 2008. Auf S. 2 hebt Merz an mit:
Das wiederum dürfte einem bundesdeutschen Zahnarzt so gut gefallen haben, dass er sich zwei Jahre später (Print 2010, online 2011) zu diesem Beginn eines Fachbeitrags über Zahnprophylaxe inspirieren ließ:
Merz stellte in seiner Einleitung dann drei Fragen (S. 3 f.):
Der Zahnarzt fragte sich das auch, aber fügte passenderweise das Wort „Prävention“ ein:
Warum nicht selber denken, lieber Herr Ingenieur und lieber Herr Doktor? – Es ist immer wieder erstaunlich, welche Formen des Textbetrugs mit Turnitin erhellt werden können.
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Nicht immer erfüllt hat das Zitiergebot jedoch auch Friedrich Merz selbst, wobei er sich bei diesen beiden Stellen auf das Abschreiben von bloßen Fakten hinausreden könnte:
(Ehrenamtliche Arbeit, wird fortgesetzt)
Irgendwie lustig, finde ich.
Und wenn schon an Universitäten Plagiate und dreiste Verstöße gegen die GWP ohne Folgen bleiben – was soll man sich dann von der Politik erwarten?
Ich finde diese Plagiate auch wahnsinnig lustig. Die ernsten in der Causa kommen noch!