In Deutschland geht es munter weiter mit Plagiatsvorwürfen – nun erstmals innerhalb ein und derselben Partei. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung erhebt einen Plagiatsvorwurf gegenüber der Dissertation „Die Aufgabenauslagerung in Landesbetriebe im Bundesland Brandenburg und anderen ausgewählten Bundesländern“ der CDU-Bundestagsabgeordneten Saskia Ludwig. Der Urheber des Vorwurfs ist selbst langjähriges verdientes CDU-Mitglied.
Quelle: https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/1718/file/funck_diss.pdf
In einer E-Mail an die Politikerin, die sie, Saskia Ludwig, selbst auf X gepostet hat, schreibt die F.A.Z. von „zahlreiche[n] Verstöße[n] gegen die gute wissenschaftliche Praxis in Gestalt sogenannter Bauernopfer […], also Textübernahmen, die nicht ausreichend belegt sind.“
Quelle: https://x.com/SaskiaLudwigCDU/status/1945923325454082118/photo/1
Kuriosum: Der Urheber des Plagiatsvorwurfs ist selbst langjähriges CDU-Mitglied
Ich werde mir die Dissertation von Saskia Ludwig nun ansehen und prüfen, ob der Vorwurf berechtigt ist. Die Plagiatsprüfung hat jener freie Mitarbeiter der F.A.Z. durchgeführt, der zuletzt meine Plagiatsfunde bei Robert Habeck, Anja Karlshaus und Friedrich Merz jeweils mit zunehmend bösartigem Ton für die F.A.Z. kleingeschrieben hat. Er war 2021 auch der erste Journalist eines großen Mediums, der aufkeimende Irritationen rund um Annalena Baerbock mit den Worten „Alles ging mit rechen Dingen zu.“ vom Tisch wischen wollte. Der freie Mitarbeiter der F.A.Z. ist seit 28 Jahren aktives Mitglied der CDU. Seine Plagiatsanalysen, die ich zum größten Teil kenne, sind absolut sauber und zuverlässig. Ich schätze ihn als äußerst korrekten Kollegen in Bezug auf die Plagiatsprüfung. Aber auch nur in Bezug darauf.
Quelle: https://www.cdubadbreisig.de/2022/10/21/340-jahre-cdu-mitgliedschaft-gefeiert
Derselbe CDU-Journalist wollte nicht, dass der Plagiatsvorwurf gegen Mario Voigt der AfD nutzen könnte
Allerdings verfolgt der F.A.Z.-Journalist, wie so viele Journalisten in Deutschland, eine klare politische Agenda: Als ich mit ihm die Plagiatsvorwürfe gegenüber dem späteren Thüringer Ministerpräsidenten Mario Voigt diskutiert hatte, bat er mich händeringend, diese nicht vor den Thüringer Wahlen zu veröffentlichen, da dies nur Björn Höcke und der AfD nutzen würde. In einer Mail vom 17.08.24 schrieb er an mich: „Meine dringende Bitte, damit bis nach der Wahl zu warten. […] Momentan zahlt es alles auf die AfD ein.“ Am Telefon rechnete er mir noch vor, wie viele Prozentpunkte die Publikation des Plagiatsvorwurfs vor den Wahlen wohl der AfD bringen könnte. Ich habe mich dann dennoch für eine Veröffentlichung entschieden. Das mache ich übrigens immer so, ungeachtet politischer Einflüsse.



Ist eigentlich mal jemand aufgefallen, wo die Doktorarbeit von Frau Ludwig geprüft wird?
An der Uni Potsdam, wo Frau Brosius-Gersdorf lehrt. Sicherlich ein Zufall, dass die dortige Uni im Fall Ludwig nicht wie sonst üblich nur sagt, dass geprüft wird. Nein, hier wird plötzlich von einem „hinreichenden Anfangsverdacht“ gesprochen, sprich vorverurteilt.
Übrigens sitzen in allen Gremien der Plagiatsprüfung (lässt sich alles online recherchieren) im Fall Ludwig direkte Kollegen von Frau Brosius-Gersdorf (alles Staatsrechtsprofessoren). Irgendwie ist klar, was rauskommt 😅.
Natürlich wird in Potsdam geprüft, da hat ja Frau Ludwig promoviert.
Bezeichnend ist wieder mal, dass im Gegensatz der Berichte zu Frau Brosius keine Zeitung bei Berichten zu Frau Ludwig eine Unschuldsvermutung erwähnt, welche hier ja gleichermaßen gilt.
Benötigt Frau Ludwig ein Gutachten, dass die Vorwürfe substanzlos sind, kein Problem.
Ich zähle einfach die Worte und wenn es nur ein paar Prozent des Textes sind, bekommt sie das.
Dann befinde ich mich jedenfalls in „guter“ Gesellschaft mit den Anwälten der Frau Brosius.
Das wird ja lustig: Frau Ludwig, die viele hinter den Entwicklungen der letzten Woche sehen, nun möglicherweise selbst im Fokus des Geschehens. Man wird ihr zugute halten müssen, ihre Haltung zur angeblichen Unwählbarkeit von Verfassungsrichtern mit einer durch eigenes Erleben eingeengten Sicht der Dinge erklären zu können. Der Vorwurf einer Unwählbarkeit fällt damit allerdings auf sie selbst zurück. Gewisse Kreise übersehen leider immer noch, dass die Wahl von Verfassungsrichtern im Ergebnis die freiwillige Aufgabe von Machtbefugnissen durchaus auch gegen die eigene politische Überzeugung sein kann. Das ist deshalb wichtig, weil ohne ein solches Vorverständnis die Kontrolle durch Karlsruhe nicht funktionieren kann, wie ein Blick auf alte Zeiten östlich der Elbe zeigt. Eine vorgeschlagene Verfassungsrichterin muss einem nicht gefallen, um sie zu wählen. Man wählt sie, wenn man mit ihr leben kann.
Bei Doktorarbeiten versandet die Diskussion regelmäßig in der Definition von Zitierregeln und ähnlichem. Oftmals ist der Begriff „Plagiat“ überhaupt nicht passend, wie im Fall Brosius-Gersdorf, bei dem es wohl eher um unerlaubtes JointWork geht. Das ist dann näher am Ghostwriting.
Es geht nicht darum, einzelne Plagiate in Doktorarbeiten aufzustöbern. Kern jeder Überprüfung ist die Frage, ob ungekennzeichnete Fremdbestandteile die Arbeit quantitativ und qualitativ prägen. Nur so lässt sich die alles entscheidende Frage beantworten, ob eine eigenständige schriftliche Prüfungsleistung erbracht wurde. Hierzu gibt es in Deutschland eine umfangreiche Rechtsprechung, mit der sich jedoch weder die Plagiatsjäger noch die Medien befassen. Selbst den Universitäten scheint diese fremd zu sein.
Stefan Weber kennt doch die Rechtsprechung und zitiert sie doch regelmäßig…
Frau Ludwig ist der CDU aufgrund ihrer Positionen offenbar unbequem.
Es gehört für mich zu den größeren Skandalen der jüngeren Vergangenheit in Deutschland, dass die Medien den Plagiatsfall Mario Voigt, jetzt immerhin Ministerpräsident, absolut unter den Tisch haben fallen lassen. Daran kann man erkennen, wie weit sich Deutschland bereits zu einer Bananenrepublik entwickelt hat. Wäre auch nur ein Mini-Plagiat bei einem AfD-Landtagskandidaten gefunden worden, der ganze politmediale Zirkus hätte den Bürgern wochenlang die Bedeutung der Einhaltung von Zitierregeln gepredigt.
Danke an Herrn Weber, dass Sie daran erinnern und Licht ins Dunkel bringen!
Ja, wir sind in einer Second-Order-Welt.
Anstatt dass wir über das grassierende Plagiatsproblem an Universitäten reden, werden Plagiatsvorwürfe politisch instrumentalisiert. Vorher war aber das Versagen des Wissenschaftssystems. Das geht niemand an, weder in der Forschung noch in der Entwicklung.
Anstatt dass wir über die Positionen von Frauke Brosius-Gersdorf reden, reden wir über „rechte Hetzkampagnen“ und „linke Unterwanderungen“.
Sehr schade, die kollektive Dummheit und Dreistheit.