Teuerungen, Deutungskriege, Überregulierungen: Vom Unbehagen mit der Gegenwart

Das hat jetzt zwar nicht direkt etwas mit wissenschaftlicher Redlichkeit zu tun, aber mittelbar vielleicht doch. Denn die Frage muss erlaubt sein: Haben uns all die plagiierenden und sonst wie heuchelnden Absolventen der Hochschulen, die Trickser, Blender und Manipulateure (mit) in diese zunehmend missliche Lage gebracht? Die Liste der hier aufgedeckten plagiierenden „Lenker“ der Gesellschaft ist lang: Aschbacher, Baerbock, Habeck, Hahn, Harris, Matthä, Metsola, um nur die bekannteren Namen zu nennen. Betroffen waren und sind Spitzen der EU-Politik, der deutschen und der österreichischen Politik sowie der österreichischen Wirtschaft.

Teuerungen: Vom Wirtschaftsversagen

In meiner heimischen Fleischerei tätige ich keinen überschaubaren Einkauf für eine Person mehr mit einer Gesamtsumme von unter 20 bis 30 Euro. Rechtzeitig zur Gastgarteneröffnung war ich nun drei Tage hintereinander beim selben eher einfachen Wirt zu Mittag essen und zahlte jeden Tag für einen Mittagstisch mit einem Getränk und einer Nachspeise ebenso fast 30 Euro, wobei ich jedes Mal nach einem Häufchen namens Salat und den auch ansonsten überschaubaren Portionen noch Hunger hatte. Irgendetwas scheint in der Gastronomie nicht mehr zu funktionieren, zumindest hier in Österreich (im benachbarten Oberbayern ist es interessanter Weise noch weniger dramatisch). Ja, es ist alles zu teuer geworden, nicht einzelne – etwa die Gastronomie oder der Lebensmittelhandel isoliert – sind die Preistreiber, sondern da funktioniert etwas gesamtwirtschaftlich und global seit Corona und Ukrainekrieg nicht mehr. Ein befreundeter Großgastronom sagte mir neulich: „Die Gastro mocht oanfoch koan Spaß mehr.“ Der Gastronom des Kleinbetriebs von heute, mit dem ich über die Preisentwicklung (Tiramisu für 8,90 Euro!) angeregt diskutierte, machte seinem Ärger Luft: „Dort 600,– Euro Ausgaben, da 500,– Ausgaben jeden Tag. Und ihr Doktoren und Anwälte seid’s schuld!“

Ich habe das in letzter Zeit öfter gehört: Die manuell Arbeitenden, die Handwerker ‚an der Front‘ müssten das Versagen der in den Büros Sitzenden ausbaden. Ein Mechaniker eines weltweiten Konzerns sagte unlängst: „Wenn ich das Wort ‚hauseigene Informatik‘ nur höre, stellen sich bei mir alle Haare auf.“

Man muss kein Berufspessimist sein, um zur Feststellung zu gelangen: Da liegt etwas im Argen. Der gesellschaftliche Zorn aufeinander nimmt zu. Die Teuerung lässt auch mich langsam aber sicher an meinem Lebensentwurf zweifeln: Ich kann nicht jeden Tag 40 Euro fürs Essen ausgeben, das geht einfach nicht. Und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Betriebe in meiner Region, eigentlich einer Wohlstandsregion, kriseln, Kurzarbeit einführen oder gar in die Insolvenz schlittern – allesamt Betriebe, bei denen Freunde von mir arbeiten, die ihre Jobs bis vor wenigen Jahren für völlig sicher hielten. In meinem näheren geografischen Umfeld gibt es immer weniger Restaurants, Metzgereien und Bäckereien – und ein Brötchen oder eine Leberwurst werden langsam zu Luxusartikeln. Erst vor kurzem hat wieder ein Traditionsbäcker in der Nähe seine Pforten geschlossen, und vor wenigen Tagen mein Lieblingsitaliener, bei dem das Tagesgericht noch erschwinglich war. Und auch die wenigen, die durchhalten, mailen mir: „Es wird nicht leichter.“

Der Satz des Wirts von heute, „Und ihr Doktoren und Anwälte seid’s schuld!“, gab mir zu denken, und er war der Auslöser für diesen Blogbeitrag. Nun, ich darf mich mal aus dieser Kritik des Wirts herausnehmen, denn ich bin ja ein „Doktor“, der seit Jahren versucht, das System abseits des Systems, also von außen zu ändern. Was ist geschehen?

Vieles beginnt im Elternhaus, bei Eltern, die ihre Kinder zu verwöhnten Fratzen erziehen, bei Eltern, die „alles für ihre Kinder tun“ würden, wobei es ab einem gewissen Lebensalter der Kinder doch genau andersrum sein sollte. Das setzt sich dann fort in der Schule: Vom Verlust der Autoritäten bis zu offen gelebter Gewalt, jeder Schüler ist ein späterer YouTube-Star und ESC-Gewinner, bei schlechten Noten kommt der Anwalt des Elternhauses zum Schuldirektor. Die erste und zweite Erbengeneration ist mitunter eine Generation undankbarer Feinde der Leistung geworden. Andere Kulturen und Lebensarten tun an den Schulen dann ein Übriges. Die Misere gipfelt an den Hochschulen: Hier regiert, zumindest an den staatlichen Universitäten, zu weiten Teilen das Prinzip der Leistungsfeindlichkeit: Es herrscht der Typus „Professor Untat“ (so Uwe Kamenz bereits 2007). Eine Qualitätskontrolle der Prüf-Elaborate fand über viele Jahre hinweg unzureichend oder gar nicht statt. Auf nichts anderes weise ich immer wieder hin.

Und nun doch der Link zur guten wissenschaftlichen Praxis: Wir wundern uns über den Zustand der Gesellschaft, vergessen dabei aber oft, dass etwa die EU von zwei Plagiatorinnen angeführt wird: Ursula von der Leyen (die in ihrer Dissertation noch dazu arg geschlampt hat) und Roberta Metsola. Die Universitäten haben in den vergangenen Jahren der Gesellschaft vorgeführt, dass Betrug sehr häufig ohne Konsequenzen bleibt, zuletzt kam es sogar zum demonstrativen Schulterschluss mit den Plagiatoren, siehe die Fälle Alexandra Föderl-Schmid und Robert Habeck. Und das alles zahlt der Steuerzahler. Vielleicht hat das auch irgend etwas mit dem Zustand unserer Gesellschaft und im Speziellen unseres Wirtschaftssystems zu tun. Denkt einfach mal darüber nach. Jaja, die Doktoren und Anwälte sind schuld. Aber welche?

Deutungskriege: Vom Medienversagen

Zu den Teuerungen in vielen Lebensbereichen (zu erleben von der Metzgerei und vom Restaurant über den Wahlarzt bis zur Tankstelle) kommt etwas hinzu, das mir auch zunehmend Unbehagen bereitet. Wir leben in einem Zeitalter der steigenden Rechts/Links-Polarisierung der Medienwelt. Das war nicht immer so, der Ton radikalisiert sich, die ideologischen Scheuklappen verdunkeln immer mehr. Man erlebt das nicht nur bei „rechten“ Medien wie NIUS oder exxpress, die historisch betrachtet als privatwirtschaftliche Reaktionen auf ein Phänomen zu verstehen sind, das schon seit Jahren zu beobachten ist: Die ideologische Aufladung der öffentlich-rechtlichen Medien und der ‚meinungsführenden‘ Tages- und Wochenzeitungen bzw. Magazine. Das Phänomen betrifft Österreich (ORF, Standard, Falter) genau so wie Deutschland (ARD und ZDF, Süddeutsche Zeitung, Spiegel). Während etwa in Deutschland der ÖRR am liebsten nur noch über „rechtsextremistische“ Straftaten berichten würde, würden „rechtspopulistische“ Medien am liebsten nur noch über „Messerkriminalität“ berichten. Es ist eine Tragödie unserer Medienwelt, dass es auf beiden Seiten zu dieser Einengung, dieser selektiven Wahrnehmung der Welt gekommen ist. Wir reden längst nicht mehr über Faktenlagen, sondern befinden uns in einem Deutungskrieg. Die Medienwissenschaften, die ihre Theorien dafür hätten (selective exposure), sagen dazu interessanter Weise gar nichts.

Die mediale Öffentlichkeit dichotomisiert sich, sie teilt sich in Trump-Fans, Putin-Versteher (in Differenzierungen), Klimakrisen-Relativierer bis -leugner und Migrationskritiker hier und Trump-Feinde, Putin-Hasser und Freunde der multikulturellen Vielfalt dort. Tertium non datur. Wir sollten uns fragen, wie es dazu kam, dass wir das gemeinsame Faktensubstrat (so es dieses jemals gegeben hat, das ist eine durchaus erkenntnistheoretische Frage!) verloren haben und wir es täglich mit Deutungskriegen zu tun haben: in Deutschland etwa die Kommentare im ÖRR versus jene von Julian Reichelt – wobei ich hier offen zugebe, dass meine Sympathien seit einiger Zeit Julian Reichelt und Co. gehören und nicht mehr den regierungsnahen Apologeten im ÖRR. (Und es kommt nicht von ungefähr, dass mich und meine Arbeit insbesondere die Linken in den vergangenen drei Jahren zum Teil mit unglaublichen Lügen verfolgt haben und Medienmacher wie eben Julian Reichelt die Plagiate von Baerbock, Föderl-Schmid und Habeck exklusiv veröffentlicht haben.)

„Führende“ Journalisten leben in Österreich täglich ihren Hass auf die jeweils ‚andere‘ Reichshälfte auf X aus, wobei festzustellen ist, dass der Tonfall der linken Journalisten viel galliger und verletzender ist als der der rechten. Vor Lügen wird nicht zurückgeschreckt. Aber auf beiden Seiten ist die Wahrnehmung hochgradig selektiv wie früher bei den Parteizeitungen – nur, da wusste man noch, was drauf stand.

Ich denke, dass auch hier die universitäre Ausbildung eine Wurzel des Problems ist: Die Studenten etwa der Journalistik lernen dort nicht mehr – so wie ich noch in den 1990er Jahren – einfach ihr Handwerk, die „gute journalistische Praxis“, sondern sie lernen, Haltung zu haben, Stimmung zu machen, ihren Werken tendenziöse Botschaften zu unterjubeln. Gesellschaftskritik heißt dann aber nicht, Probleme zu identifizieren, diese offen auszusprechen und nach neuen Lösungen zu suchen, sondern sich hinter einer Mainstream-Ideologie, sich hinter einem neuen Konformismus zu verschanzen: Und das ist an den Universitäten, die ich beobachte, seit rund 25 Jahren eine herrschende links-grüne Ideologie, oft erstaunlicherweise wieder unterfüttert mit neomarxistischer Theorie, stets aber garniert mit Gender-Neusprech & Co.. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass das alles mit Wissenschaft wenig bis nichts zu tun hat, dass das meist Mittel zum Zweck für den Machterwerb und Machterhalt eines sich selbst bestätigenden Klüngels ist. Furchtbar schade um die Wissenschaft, die damit den Weg der Anti-Aufklärung beschreitet (wir gehen nicht nur in Fragen der Autorschaft zurück ins Mittelalter).

Auf den Punkt gebracht: Ich sehe einen klaren Zusammenhang zwischen einer Re-Ideologisierung der Wissenschaft und einer Rechts/Links-Polarisierung der medialen Öffentlichkeit. Die Jungjournalisten, die Cultural Studies und Gender Studies studiert haben, sind die Ideologietransporteure auf X & Co.

(Ja, auch ich habe bei Peter A. Bruck Kritische Theorie und Cultural Studies gelernt, aber wir hatten vor 35 Jahren eine intellektuelle Äquidistanz, die der aktuellen Generation „Akadämlich“ offenbar abhanden gekommen ist.)

Überregulierungen: Vom Politikversagen

Über allem steht der Nationalstaat und über diesem steht in unseren Breitengraden die EU. Niemand darf sich wundern, dass sich der Bürger im Alltag von den Akteuren in den Bürotürmen in Brüssel und Straßburg zunehmend sekkiert fühlt: Der EU und ihrer absurden Datenschutz-Grundverordnung (alleine schon der ekelige Begriff!) haben wir es etwa zu verdanken, dass wir mittlerweile mehrere großflächige Pop-up-Fenster wegklicken müssen, die noch nie jemand gelesen hat, um zu den eigentlichen Informationen auf Webseiten zu gelangen. Warum wird das nicht wieder abgeschafft? Ebenfalls der EU haben wir Autos zu verdanken, deren Tempomate den ganzen Tag piepsen (wer fährt schon auf der einsamen Landstraße beim Bauern mit maximal 20 km/h?), die uns permanent mit Not-Stopps quälen und uns mit ebensolchem Gedöns in der Spur halten.

Während die EU wirklich alles tut, um im Alltag der Bürger als dämliches Bürokratie-Monster dazustehen, gibt der Nationalstaat kein viel besseres Bild ab: Bei Dingen wie der „ID Austria“, der sogenannten ÖNACE-Klassifikation oder der Tourismusabgabe fragt man sich auch, welche Beamte in Wien dieses und jenes erfunden haben, um uns Selbstständige in den Wahnsinn zu treiben. Vielleicht ist es immer eine Mischung aus fachlicher Unfähigkeit und Zynismus aus dem ersten Bezirk mit seinem Freimaurer-Epizentrum. Ich frage mich: Was ist los in dieser Welt, wenn ich eine E-Mail der „Statistik Austria“ erhalte, deren PDF-Attachment aber nicht die eigentliche Information enthält, sondern nur eine Information darüber, wie ich zur eigentlichen Information online über eine komplexe Zwei-Faktor-Authentifizierung mit zwei Endgeräten gelange? Um vertrauliche Daten geht es dann aber keineswegs, sondern nur um die Klassifikation meiner beruflichen Tätigkeit im ÖNACE-System.

***

Die Gastronomen sagen: Uns ist die Freude an ‚der Gastro‘ vergangen. An Tankstellen hört man nur noch die Klage: Diese Neuwägen haben uns die Freude am Autofahren verdorben. An Universitäten ist zu hören: Wen freut es noch, selber zu texten? Gottlob haben wir ChatGPT und Grok. Die sozialen Systeme sind zu Spaßbremsen geworden.

Wie sagte der Handwerker aus dem Nachbarland neulich zu mir? „Software und Deutschland, das passt nicht zusammen.“ Vielleicht sollte man den Gedankengang erweitern zu: „Digitalisierung und EU, das passt nicht zusammen.“ – Machen es andere Länder, andere Kulturen besser?

Ist meine Prognose düster? Ich weiß nicht, wie wir da wieder herauskommen. Wenn es mit der Teuerung in fast allen Lebensbereichen und der polarisierenden „Verdämlichung“ an Hochschulen und in der Medienlandschaft so weitergeht, dann ist meine Prognose in der Tat düster. Hat jemand Ideen? Immer mehr meiner Kollegen wandern aus: Nach Dubai, Mallorca, Asien. Schade, dass wir keine verpflichtenden Intelligenzimpfungen haben.

8 Kommentare zu “Teuerungen, Deutungskriege, Überregulierungen: Vom Unbehagen mit der Gegenwart

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  1. Konrad Schrempf

    Lieber Herr Weber, Ihren extrem negativen EU-Bias verstehe ich nicht. Denn Bürokratie ist das Gegenteil von Willkür. Vergleichen Sie doch einmal die Professionalität des Europäischen Forschungsrates (ERC) mit Förderprogrammen in Österreich (z.B. FWF). Beim ERC gibt’s –nach dem Verhandeln des Budgets für viele Jahre– keinerlei politischen Einfluss. Es werden auch nicht Äpfel mit Birnen verglichen, ein Algebra-Antrag (in der Mathematik) muss nicht mit einem Plagiats-Antrag (Politikwissenschaft, etc.) konkurrieren …

    Bezüglich dem Lesen von Information(smeldungen) denke ich an Notfall- und Evakuierungsanleitungen und Pläne (z.B. im Brandfall), die ja auch „niemand“ liest. Und doch würde man sie nicht als sinnlos bezeichnen. Um das auf die adäquate Ebene zu heben verweise ich auf Karl Poppers Drei-Welten-Modell „It is the objective thought content of a conjecture or theory on which the scientist’s subjective thought process work. They are at work to improve the objective thought contents by way of CRITICISM.“ [K. Popper, 1978, „Three Worlds“, The Tanner Lecture On Human Values, Abschnitt X, Seite 156, meine Betonung] (In meiner Masterarbeit https://utheses.univie.ac.at/detail/71912 gehe ich detaillierter darauf ein.)

    Mit anderen Worten: Das, was nicht dokumentiert ist, kann man nicht kritisieren und daher auch nicht verbessern. (Damit sage ich nicht, dass manches nicht überbordend sein kann; dass zu viel oder die falschen Dinge reglementiert sein können; etc.) Und üblicherweise geht jeder wesentlich neuen Reglementierung (z.B. AI Act) ein langer Prozess voraus, an dem sich JEDE:R beteiligen kann! Freilich, im Nachhinein zu schimpfen ist einfacher als sich vorher die Hände „schmutzig“ zu machen um ausführliche Kommentare zu verfassen und elendslange Weißbücher –meist ohne literarischer Qualität– durchzuackern … (Und nein, nicht nur aus mathematischer Sicht ist KI viel träger als es scheint, der Großteil der Probleme war in der Wissenschaft schon vor 2019 bekannt.)

    Und was hindert Sie eigentlich daran, sich an die entsprechende Stelle der EU zu wenden und z.B. eine Evaluierung einer konkreten Reglementierung vorzuschlagen? Falls Sie das noch nicht gemacht haben und Unterstützung brauchen, melden Sie sich bitte einfach. Ja, es ist nicht immer einfach, sich als einzelne Person in einer Organisation für hunderte Millionen (!) Gehör zu verschaffen. Aber jedenfalls ist es dann dokumentiert und es kann darauf –für Verbesserungen– Bezug genommen werden …

    Mit etwas Ironie kann man also schon behaupten, dass die Doktor:innen schuld sind ;-). Denn eigentlich sollten genau die es sein, die sich ausdrücken können. Die komplexe Sachverhalte analysieren und Handlungsempfehlungen (z.B. an die EU-Kommission) abgeben können (oder sich konkret an Diskussionen auf EU-Ebene über Rückmeldungen zu Vorhaben beteiligen). Die Forschungsanträge für Themen stellen, die weit in die Zukunft reichen (z.B. mögliche gravierende gesellschaftliche Auswirkungen des Plagiierens?) und nicht (nur) jammern, wenn etwas nicht so funktioniert, wie sie es sich sowieso nicht erwartet haben …

    Zum Journalismus gäb’s viel zu sagen, aber ich picke jetzt ein kleines –scheinbar unwichtiges Detail– heraus: Am Donnerstag wurde um 5 Uhr auf Ö1 berichtet, dass Walmart 1500 Mitarbeiter kündigt um Kosten einzusparen: https://oe1.orf.at/player/20250521/794983 Die journalistische Relevanz verstehe ich nicht, denn Walmart hat über 2 Millionen (!) Mitarbeiter:innen. Für z.B. Spar (in Österreich) mit um die 50.000 Mitarbeiter:innen würden das etwa 40 sein, wesentliche Kosten (wie es im ORF behauptet wurde) lassen sich damit nicht einsparen. Und nicht einmal Medien, die sich gar nicht als seriös sehen, würden darüber berichten (und kostbare Sendezeit verschwenden). In diesem Fall mag es nicht als wichtig erscheinen. Aber was ist bei einer nächsten Pandemie, wenn Zahlen (wieder) zur Manipulation verwendet werden?

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  2. Ernst-Willem von der Tams

    Sie schreiben: „Zuletzt kam es sogar zum demonstrativen Schulterschluss mit den Plagiatoren.“ Einer der Gründe, warum das so ist, lautet: Ein großer Teil der Schulterschließenden hat selbst geferkelt bei der Abschlußarbeit oder zumindest beim aufgehübschten Lebenslauf. Von mir durchgeführte Stichproben kommen bei ungefähr 30% des Jubel-Mobs auf harte Verdachtsfälle.

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  3. Ralf Rath

    Als gelerntem Mechaniker, dessen Aufgabe es zuvörderst ist, physikalische Prinzipien wie nicht zuletzt das der Unbestimmtheit feinwerktechnisch zu verifizieren, stellt sich auch mir in der Tat die Frage, weshalb Praktiken, die solch eine Leistung nicht einmal im Ansatz erbringen, inzwischen sehr viel höher im Kurs stehen? Hat die eigene Arbeit dadurch nur einen verschwindend geringen Marktwert, obwohl sie gesellschaftlich unverzichtbar ist, nimmt es nicht wunder, dass sich ein Unbehagen mit der Gegenwart unter der Bevölkerung ausbreitet. Bedenkt man außerdem, dass die Stärke der Ausschläge des psychischen Apparats stets ökonomisch bedingt ist, kommt zumindest der steile Anstieg des Krankenstandes in den Betrieben nicht von ungefähr.

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  4. Anton Bucek

    Ein großartiger Artikel, dem ich nur vollinhaltlich zustimmen kann!
    Ich würde mir wünschen, dass solche Beiträge und Denkanstöße auch in den Tageszeitungen zu lesen wären.
    Wir werden durch Zwangsdigitalisierung und Reglementierung in höchstem Maße unterdrückt. In den 1970er Jahren hätte sich die Bevölkerung so eine Unterjochung nicht gefallen lassen.
    Jene, die die Freiheit der Nachkriegszeit bewusst erlebt haben, sind schon tot oder sterben in den nächsten zehn Jahren aus. Irgendwie freut man sich schon auf den Abschied und beneidet beim x-ten Scheitern, die ID-Austria zu installieren, die bereits analog Dahingegangenen.

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  5. BA MA

    Schöner Beitrag von Weber.
    Wer mit dem akademischen Bereich zu tun hat und sieht, was für Missstände dort herrschen, könnte tatsächlich auf die Idee kommen zu fragen, ob die enorme Teuerung auch mit solchen Ineffizienzen zusammenhängt, immer unter der Voraussetzung, dass die genannten Missstände auch anderswo eine Entsprechung finden.

    Zu JCA:
    Ist es zu einer „Entpolitisierung“ der Universitäten gekommen?
    Ja und nein. Ein breiteres politisches Desinteresse unter den Studierenden ist tatsächlich wahrnehmbar. Wer aber im akademischen Bereich politische Kontakte hat (die „richtigen“), kommt sehr gut voran, unabhängig von Leistung und Einsatz. So ist eigentlich eine übermäßige Politisierung der Universitäten festzustellen.

    Ist eine Ökonomisierung der Universitäten eingetreten?
    Ja und nein. Es laufen tatsächlich viele BWL-Fritzen herum, die dem schnellen Geld nachhecheln. Aber kompetente Ökonomen sind nicht an der Überzahl. Ökonomisches Denken würde etwa auch bedeuten, dass man Plagiatoren zur Rechenschaft zieht, denn diese missbrauchen öffentliche Ressourcen für Täuschungshandlungen. In diesem Sinne wäre eine Ökonomisierung der Universitäten wünschenswert.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Richtig, die Situation ist komplexer. Öffentliche Universitäten können es sich leisten, Betrug nicht zu ahnden – hier werden dann die Paradigmen Hochschulautonomie und Wissenschaftsfreiheit missbraucht.

  6. JCA

    Also abgesehen von dem rechtsgerichteten Habitus: dass an Universitäten eine linke „Verdämlichung“ stattfinden soll, ist wirklich eine selektive Wahrnehmung: das sind vielleicht irgendwelche lauten Spitzen. In Wirklichkeit ist die Universität entpolitisiert, verdämlicht ökonomisiert und bildet kurzsichtige wirtschaftsdienliche Angepasste heran.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Oh ja, diesen Trend unterschreibe ich auch: Das sind dann die, die über „Die Vorteile von E-Learning für KMUs“ schreiben…

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