Entspricht nicht der damaligen Doktoratsverordnung: Doch Ungereimtheit bei slowakischer Dissertation von Thomas Szekeres

Ich hatte heute die große Ehre, den amtierenden Ärztekammerpräsidenten Thomas Szekeres und seinen Rechtsvertreter, den Wiener Star- und Medienanwalt Peter Zöchbauer persönlich in Salzburg kennenlernen zu dürfen. Nicht etwa auf einem Symposium, sondern im Verhandlungssaal 409 des Salzburger Landesgerichts: Herr Szekeres hat mich geklagt. Allerdings für eine Behauptung, die ich nie aufgestellt habe, nirgendwo, nirgendwann und gegenüber niemandem: nämlich für die Behauptung, dass Herr Szekeres in seiner slowakischen Doktorarbeit (und/oder sonstwo) plagiiert habe und/oder er sich akademisch (sonst) etwas erschlichen habe: Beides sind unwahre Tatsachenbehauptungen, und ich habe sie selbstverständlich nie vertreten, weil ich das bei unwahren Tatsachenbehauptungen generell nie mache. Das wurde auch heute im Prozess, der mit einem schnellen Vergleich endete, so verschriftlicht. Herr Szekeres verzichtete auf alle weiteren Ansprüche aus dem Klagsbegehren. Man kann es auch so formulieren: Er ist mit seiner Klage eingefahren.

Eine Fehlbehauptung des Anwalts brachte den Stein ins Rollen

Warum mich Szekeres-Anwalt Zöchbauer überhaupt jemals damit konfrontierte, plagiatorisches Treiben behauptet zu haben, ist wohl seiner eklatanten Schlamperei zuzuschreiben, oder aber er wollte mich provozieren:

Soweit alles in Ordnung? –  Jein, denn jetzt kommt das „Aber“: Sehen wir uns die plagiatsfreie Dissertationsleistung des Klägers genauer an. Üblich sind bzw. waren folgende zwei Wege zur medizinischen Promotion: Erstens der des (alten) Rigorosenstudiums, bei dem ein Haufen großer Prüfungen abzulegen, aber keine Dissertation abzufassen war – so war es früher etwa an den medizinischen Fakultäten Wien, Innsbruck und Graz der Fall. Man konnte zwar auch eine Dissertation schreiben, aber fast alle Promovenden entschieden sich nur für mündliche Prüfungen. Dann gibt es zweitens das (neuere) Doktoratsstudium, das mit einer schriftlichen Diplom- oder Dissertationsarbeit endet.

Ein medizinisches Doktoratsstudium ohne irgendeine abgelegte Prüfung und ohne irgend einen neu geschriebenen Text – kann es das geben?

Von nun an handelt die Story vom osteuropäischen Billig(st)doktor. Im heutigen Prozess räumte Szekeres nämlich ein, vor der Defensio der Dissertation keine einzige Prüfung für sein Doktoratsstudium in Trnava absolviert zu haben. Tatsächlich gab es diesen Sonderfall laut Promotionsvorschrift aus dem Jahr 1997. Erst später mit Bologna wurde diese Doktor-Direttissima abgestellt. Szekeres hat also dort nie studiert, sondern lediglich ein Konvolut hingeschickt und dieses dann wie auch immer „verteidigt“. Doch nun zum Konvolut selbst. Es besteht aus elf bereits publizierten Papers, eine sogenannte „kumulative Dissertation“ also. So sieht das informationsgeizende Deckblatt aus:

Und so die erste Seite (Unkenntlichmachung des Fließtexts aus urheberrechtlichen Gründen):

Schon das Deckblatt ohne Nennung des ersten akademischen Grades, der Universität, des Orts, der Betreuer und des Jahres wirkt sehr komisch. Was zwischen Deckblatt und erstem Paper aber auf alle Fälle fehlt, sind ein Inhaltsverzeichnis und vor allem eine Einleitung. Die slowakische Promotionsvorschrift, die im gegenständlichen Fall einer kumulativen Dissertation anzuwenden ist, normiert klar (siehe kursivierte Zitate aus der Quelle „Verordnung des Ministeriums der Slowakischen Republik Nr. 131/1997 Slg. über das Doktoratsstudium“):

Und Szekeres ist häufig nicht einmal als Erstautor, sondern als Letztautor der Papers genannt. – Die slowakische Juristin resümiert im Rechtsgutachten mit den Worten:

„Im konkreten Fall hätte daher die Dissertation des Absolventen den oben zitierten Anforderungen entsprechen sollen.“

Hat sie aber nicht. Rein formal betrachtet, dürfte die Promotionsleistung von Thomas Szekeres also ungültig sein, weil sie den in § 13 der Verordnung 131/1997 festgeschriebenen Anforderungen an eine Dissertation nicht vollständig genügt. Es war aber wohl nicht Szekeres, der sich hier Mehrarbeit bewusst sparen wollte. Es war das slowakische Hochschulsystem, das offenbar hier einen Gefälligkeitsdoktor ohne jede Gegenleistung (bis auf die Defensio bereits publizierter Papers, also auch nur einen symbolischen Akt) verschenkt hat.

Meine Frage lautet: Wenn man ohne Studium, ohne Prüfungsleistungen und ohne auch nur einen einzigen neuen Gedanken oder Text einfach so einen Ph.D. im Ausland „abholen“ kann, welchen Wert hat dann in diesem Fall der akademische Grad?

30 Kommentare zu “Entspricht nicht der damaligen Doktoratsverordnung: Doch Ungereimtheit bei slowakischer Dissertation von Thomas Szekeres

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  1. Dr. Andreas Skrziepietz

    Publikationspromotionen sind teilweise sogar schwieriger, z.B. in Berlin:
    „Kumulative Promotion an der Charité
    Seit Mai 2003 gibt es an der Charité in Berlin die Möglichkeit, eine sogenannte „kumulative Promotion“ zu beantragen. Allerdings ist das nicht für Jedermann geeignet: Die Anforderungen an der Charité sind so hoch, dass nur wenige Doktoranden von dieser Möglichkeit Gebrauch machen können. Drei wissenschaftliche Publikationen in einem international angesehen Journal muss der Bewerber einreichen, um die kumulative Promotion beantragen zu können. Bei mindestens einer dieser Publikationen muss der Doktorand Erstautor sein, die letzte Publikation sollte nicht länger als 1 Jahr zurückliegen.“
    https://m.thieme.de/viamedici/klinik-promotion-1525/a/publikationspromotion-4319.htm

    In Trnava scheint das aber nicht so zu sein. Immerhin sollten die Artikel doch ein Literaturverzeichnis enthalten, oder nicht?

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  2. Pingback: Szekeres-Klage gegen “Plagiatsjäger” endete mit einer Blamage für Ärztekammerpräsidenten – Unzensuriert – Welt25

  3. Dr Harb

    S.g. Herr Dozent!
    Ich muss gewissen Kommentatoren hier absolut widersprechen! Das, was Kollege Szekeres abgeliefert hat, ist zutiefst peinlich und beschämend! Wer nicht einmal fähig und/oder willens ist, einfachste Standards oder Formalitäten einzuhalten, sollte keinen solchen Titel führen. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle nicht prominenten Akademiker wie meine Frau und mich, die sehr sehr viel Arbeit in ihre Abschlüsse gesteckt haben. Hier geht es um ein desaströses Bild – die „da oben“ richten es sich, während wir Deppen uns abrackern. Nur weil gewissen Dinge erlaubt waren, muss man sie dennoch nicht so machen.
    Und was hier gelaufen ist, ist ja wohl klar. Szekeres hat sich einen Titel nachschmeissen lassen und war nicht einmal an irgendwelchem Input interessiert. Die notwendigen Kontakte hat und hatte er ja ebenfalls.
    Was soll das bitte für ein Vorbild für uns Ärzte sein, die wir eigentlich den höchsten wissenschaftlichen Standards verpflichtet sind?
    Und der Herr maßt sich auch noch an, anderen die Approbation zu entziehen bei Kritik an seiner Politik
    Wer hier als Apologet auftritt, ist entweder bezahlt oder versteht nicht einmal ansatzweise die Tragweite! MfG Mag.Dr.Harb

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    1. LH

      Addendum: nur weil es erlaubt ist, solche Blatteln als Arbeit eingereicht zu haben, entbindet das nicht von Kritik und ob er an gewissen Papers mitgewirkt hat, auch nicht. Wobei man sich schon vorstellen kann, wie diese Mitwirkung ausgesehen hat…
      Einfach ein paar Paper zusammenheften und abgeben, reicht dennoch nicht. Wo bleiben hier Moral und Anstand?

    2. Andy+Dufresne

      Sehr geehrter Herr Dr. Harb!

      Vorab: Ich kann Ihre Gedanken absolut nachvollziehen! Ich sehe diese Titelmühlen auch sehr sehr kritisch und auch für mich wirkte es auf den ersten Blick so, als ob ich – überspitzt ausgedrückt – in meinen Keller gehen könnte, dort ein paar alte Seminararbeiten aus einer Schachtel nehmen, um diese dann zusammenkopiert etwa als Masterarbeit irgendwo im Ausland einzureichen. Dennoch sind diese ‚Blatteln‘, aus der diese PhD-Arbeit bestehen, nicht ‚irgendein Schmarrn‘, sondern peer-reviewed Fachartikel, die inhaltlich bestimmt gehaltvoll sind. Das sollte – trotz fragwürdigster Formalia – nicht vergessen werden. Hätte der Verfasser genau diese Artikel sauber gelayoutet und das ganze mit Ein- und Überleitungstexten garniert in Wien eingereicht, würde dies niemand verurteilen, würde ich meinen. Dass diese Artikel dilettantisch zusammenkopiert wurden, ist der eine Aspekt. Dass in diesen Artikeln aber sehrwohl seriöse Forschung umd Arbeit steckt, ist ein anderer Aspekt. Da ich aber nicht aus dem medizinischen Bereich komme, lasse ich mich gern eines Besseren belehren und bitte Sie um einen Kommentar.

    3. H.T.

      Sehr geehrter Herr Dr. Harb!
      Während der vergangenen 2 Jahre habe ich mich immer wieder gefragt, wie, um Himmels Willen, ist es in unserem Land möglich, dass jemand wie „Dr. Szekeres“ an der Spitze der Ärztekammer sitzt und seinen Kollegen nicht nur mit der Entziehung der Approbation droht, sondern dass diese Drohung meines Wissens auch in einigen Fällen in die Tat umgesetzt wurde, und zwar gegen Ärzte, die sich weigerten, „seinem“ beruflichen Ethos zu entsprechen. Ich, als nicht Akademiker, will mir nicht anmaßen, über medizinische Standards zu urteilen, aber für mich und viele andere war von Anbeginn der Pandemie klar, dass hier etwas nicht stimmt. So gesehen, kommen wir zur selben Schlussfolgerung. Nichtsdestotrotz, Plagiat hin oder her, kann oder will ich mir gar nicht vorstellen, warum gar so viele Ärzte, bei der äusserst „dürftigen Bewältigung“ der Corona Krise, nach seiner Pfeife tanzten…
      Mfg
      Hermann T.

    4. Harb

      S.g. Herr Dufresne!

      Net bös sein, aber wenn ich es nicht einmal der Mühe wert finde, gewisse Formerfordernisse einzuhalten, dann darf ich keinen Abschluss bekommen und/oder ihn annehmen. Wie sieht das denn aus? Und wissen Sie was – mir hat man wegen Kleinigkeiten meine Arbeiten x-Mal zurückgeworfen! Mit so einem Wisch bekommen Sie auf der MedUni nicht einmal einen Bakk und Kollege Szekeres hat einen PhD dafür abgeräumt. Und noch was – haben Sie die Papers gelesen? Und selbst wenn diese passabel sind, ist dennoch ungeklärt, wie hoch der Anteil von Szekeres war. Sie mutmaßen hier einfach!

    5. Andy+Dufresne

      Sehr geehrter Herr Dr. Harb!
      Nochmal: Ich verstehe sehrwohl, was Sie meinen. Auch ich hatte mich an Standards zu halten und hätte eine Arbeit niemals so einreichen können. Dennoch würde ich – obgleich ich kein Mediziner bin – meinen, dass Formalia wie Inhaltsverzeichnis zwar obligatorisch sind, aber ein solches in kürzester Zeit erstellt wäre (und nur dessen VORHANDENSEIN in die Note einfließt, dieses aber von jedem Laien erstellt werden könnte), und dass die Hauptarbeit bestimmt in den Artikeln liegt (über deren Qualität ICH nicht zu urteilen vermag, doch ich vertraue hier auf die Expertise des Peer-Reviewers. Wenn es ein Text in eine anerkannte wissenschaftliche Zeitschrift schafft, wird dieser wohl tendenziell nicht schlechter sein als die Inhalte irgendwelcher Dissertationen, deren Inhalte nie irgendwo publiziert wurden. Wenn man davon nicht ausgehen könnte, wäre dies ein Armutszeichen für die Wissenschaft). Ebendiese Artikel hätten an einer österreichsichen Universität wohl genauso als kumulative Dissertation eingereicht werden können – zwar selbstverständlich mit Inhaltsverzeichnis etc, aber dennoch sind diese Formalia doch nicht die primäre wissenschaftliche Leistung. Ein sehr blöder aber anschaulicher Vergleich: Wenn diese Artikel der Motor, die Zündkerzen und das Lenkrad eines Fahrzeuges wären, wäre das Inhaltsverzeichnis die Metallic-Lackierung. Die Artikel sind das inhaltlich essentielle Herzstück, das Inhaltsverzeichnis die Kosmetik. Obgleich ich selber in so einer schlampigen Form nicht einmal eine Proseminararbeit abgegeben hätte, bin ich dennoch der Meinung, dass diese Arbeit trotz dilettantischer Zusammenfügung von unterschiedlichen Texten vermutlich immer noch wesentlich gehaltvoller ist als hunderte Arbeiten an diversen Fakultäten, die zwar formal gesehen wissenschaftlichen Standards und Normen entsprechen, aber deren Inhalt mehr als dürftig ist. Sofern tatsächlich ein thematischer roter Faden erkennbar ist (indem all diese einzelnen Aufsätze tatsächlich insofern thematisch verwandt sind, als dies den Titel der Arbeit als Überbegriff legitimiert) würde ich mit dieser Arbeit nicht ALLZU hart ins Gericht gehen. Denn solange kein Plagiat vorliegt und die Zitierweisen innerhalb dieser Artikel redlich sind, bin ich der Meinung, dass es nichts bringt, sich zu ärgern, „nur“ weil einem der eigene Betreuer die Arbeit „zig mal um die Ohren gehaut hat“ wegen formaler Kriterien, die weder die wissenschaftliche Redlichkeit der Arbeit noch den inhaltlich-schöpferischen Wert der Arbeit mindern, sondern „kosmetisch“ halt „dazugehören“. Und nochmal: Ich finde es ja auch einen absoluten Wahnsinn, dass eine Arbeit in dieser Form angenommen wird! Zum Fremdschämen! Ich sage lediglich, dass man den Verfasser nicht etwa mit einer Frau Aschbacher gleichsetzen sollte, denn dieser hat seriös erforschte Inhalte in seiner Arbeit kumulativ zusammengefügt und sich das Inhaltsverzeichnis und ähnliche Dinge halt „gespart“, weil es halt seitens der Institution nicht verlangt wurde. Das Nicht-Vorhandensein eines Inhaltsverzeichnisses schmälert aber den INHALTLICHEN Wert der Artikel nicht im Geringsten – und dieser sollte – neben korrekten Quellenangaben – im Vordergrund stehen. Und was den Anteil von Szekeres bei den Artikeln anbelangt, möchte ich an Sie die Frage stellen (ernst gemeint, ich weiß es wirklich nicht): Wird ein solcher Anteil denn hinterfragt, wenn eine kumulative Arbeit an einer „anerkannten“ österreichischen Universität eingereicht wird? Solange Erst- und Zweitautoren nicht verschleiert werden, so ist es doch legitim, Aufsätze einzureichen, an denen mehrere Verfasser beteiligt waren. Oder ist es obligatorisch, in Form einer Einleitung offen zu legen, welcher Autor welchen ganz konkreten Beitrag zum Text geleistet hat? Wird das denn hinterfragt? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bitte Sie, wenn Sie wollen, nochmal um eine Antwort und möchte betonen, dass ich hier weder provozieren noch mutmaßen möchte, sondern nur gerne einen sachlichen Diskurs darüber führe.

    6. Andy+Dufresne

      Lieber Herr Hermann T.,
      Wenn schon diverse Politiker die Wirksamkeit von Entwurmungsmitteln gegen Corona propagieren und ein signifikanter Anteil der Bevölkerung diverses im Internet verbreitetes Geschwurbel gegen die Impfung kritiklos glaubte, wäre es grob fahrlässig gewesen, Ärzte walten zu lassen, die in abgeschwächter Form ebenso schwurbeln und die Bevölkerung noch mehr verwirren. Aber eine Debatte darüber würde am Thema hier vorbeigehen.

  4. Pingback: Ungereimtheiten bei Doktortitel: Szekeres mit Klage gegen Plagiatsjäger “eingefahren” – Aktuelle Nachrichten

  5. Andy Dufresne

    Es bleibt die Frage: Wenn diese Artikel qualitativ einer Dissertation würdig sind (wovon ich bei peer-reviewed. Fachzeitschriften ausgehe): Warum reicht man sie dann nicht an einer österreichischen Universität ein?
    Generell sah sich der Verfasser eventuell auch als ‚Opfer‘ des Titelwahns (der dringend gestoppt werden sollte) und wählte den auf Formalitäten bezogenen ein wenig einfacheren Weg. 2003 waren diese Universitäten bestimmt noch nicht so verpönt. Das ist zwar nur eine Annahme meinerseits, aber wir wissen ja, dass Annahmen wie Seepocken sind… Ergo: Heute ist ein dort erworbener Grad eh nur mehr peinlich.

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    1. Andy Dufresne

      „In einer der Schriftsätze steht, slowakische Wissenschaftler hätten ihm den Weg empfohlen.“

      Das würde mich nicht mal wundern. Immer noch besser als die Hohe Warte…

  6. Andy Dufresne

    S.g. Herr Weber,
    Natürlich haben Sie nicht behauptet, dass kumulative Dissertationen nicht erlaubt seien. Ich hatte weder vor, Sie zu kritisieren und habe an Ihrem Posting nichts auszusetzen. Wollte es lediglich gedanklich ergänzen. Ich verstehe Sie vollkommen. Das ist bei Ihnen wohl anders angekommen – sorry. Ihr Handeln ist natürlich nachvollziehbar! Und was ich grundsätzlich von solchen Universitäten halte, bedarf wohl keiner Ausführung 😉

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  7. Andy Dufresne

    Was andererseits nicht vergessen werden sollte: Die 11 papers schrieben sich ja nicht von selbst. Szekeres hat hierfür bestimmt intensiv geforscht. Eine kumulative Dissertation ist im medizinischen Bereich absolut usus. Demnach würde ich nicht behaupten, dass Szekeres für den PhD nichts leisten musste. Auch hierzulande werden in kumulativen Dissertationen bereits verfasste Artikel als Dissertation eingereicht. Koklmponenten wie Inhaltsverzeichnis, Einleitung usw sind bestimmt nicht die Hauptleistung, sondern die (im Unterschied zu den Artikeln) leicht erfüllbaren Formalia. Diese fehlen hier (was sich aber eher auf Faktoren wie die Note auswirkt). Die Hauptleistung sind und bleiben die inhaltlich bestimnt gehaltvollen Artikel. Auch wenn dieser PhD auf den ersten Blick billig erscheint, so möchte ich nach ein bisschen Reflexion manche Inhalte meiner vorhergehenden Kommentare revidieren, da diese Aufsätze bestimmt mit anspruchsvoller Arbeit verbunden waren, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, dass für diese Arbeit nur ein Kopiergerät bedient werden musste. Die Texte hat dennoch keine Maschine geschrieben…

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Lieber Andy! Dass kumulative Dissertationen gerade in der Medizin und oft auch in den Naturwissenschaften völlig Usus sind und die neue Einleitung (sofern sie geschrieben werden muss, es geht manchen Vorschriften zufolge auch ohne!) eine Fingerübung ist, hat niemand ernstlich bestritten, zumindest ich hier nicht. Nun: Wenn der Ärztekammerpräsident (mit Anschrift der Ärztekammer) eine Privatperson auf ca. 50.000,– Euro klagt, dann wird man als Beklagter schon auch schauen dürfen, ob alle Formalia der slowakischen Promotionsvorschrift eingehalten wurden. Oder würden Sie das nicht tun, wenn Sie geklagt werden?

    2. Andy+Dufresne

      @Arzt im Speckgürtel:

      Herr Szekeres war bereits fertig in Wien ausgebildeter Mediziner und hat sich – aus welchen Gründen auch immer – halt diesen ‚Wisch‘ noch zusätzlich abgeholt. Demnach sehe ich hier keine Personengefährdung wie in Ihrer Metapher. Dass er diesen PhD nötig hatte, verstehe ich auch nicht, aber darum gehts mir nicht. Ich selber hab aber ein größeres Problem mit einer aus heißer Luft und Schwachsinn bestehenden, aber formal korrekten Arbeit, als mit einer Zusammenfügung wissenschaftlich redlicher und inhaltlich substanzieller Texte mit formalen Mängeln. Ergo: Wie bereits in ähnlicher Form hier gebloggt: Bei der metaphorischen Rostlaube fehlt nicht die Bremse, sondern meinetwegen der Heckspoiler. Das Ding ist wegen der evidenzbasierten Artikel immer noch ‚fahrtauglicher‘ als sonstige Ergüsse, die als Arbeit wohl leider häufig eingereicht werden.
      Was mich allerdings schon stutzig macht: Etwa eine Einleitung ist häufig nur ‚bla bla‘, aber: Zumindest eine Forschungsfrage hätte doch formuliert werden müssen! Dass das nicht verlangt wurde, ist befremdlich. Und: Das Inhaltsverzeichnis ist – für mich persönlich – nicht ausschlaggebend, weil es den Inhalt qualitativ nicht verändert. Was den Verfasser allerdings davon abgehalten hat, die Artikel mit ‚Seite 1‘ beginnend zu nummerieren (meinetwegen mit der Hand – peinlicher als Aschbachers Grafiken wärs auch nicht gewesen) und ein Inhaltsverzeichnis zu verfassen (da ist ja absolut nix dabei), erschließt sich mir nicht.

  8. Leo F.

    Herr Weber!
    Herr Dr. Szekeres hat nun einmal das geschafft, was bei Ihnen schmerzlich vermisst wird: Publikationen in international anerkannten peer-reviewed journals. Ihm jetzt wegen einer fehlenden Einleitung einen Strick drehen: lächerlich! Aber STOP: Auch das Titelblatt genügt nicht den Anforderungen lt. Weber…..nun, ob das für eine Aberkennung ausreicht?

    Was hätten Sie sich den gewünscht? Dass ein fertiger Arzt nochmals in den Seziersaal muss und dicke Wälzer studiert und wiederkäut?

    Antworten
    1. Andy Dufresne

      Aberkennung wird der Verfasser nicht bekommen. Anerkennung aber auch nicht…..

    2. Stefan Weber Beitragsautor

      Siehe meine Antwort auf Andy. Ich will hier niemandem „den Strick drehen“, bitte unterlassen Sie eine solche Sprache! Wie würden Sie reagieren, wenn Sie wegen eines Plagiatsvorwurfs geklagt werden, den Sie nie erhoben haben; genauer: wegen Tweets, in denen Sie schreiben, dass Sie den Plagiatsvorwurf nie erhoben haben?

  9. Andy Dufresne

    Noch ein anschaulicher Denkanstoß: Wenn erwa in Griechenland mit alten Autos gefahren wird, die in Österreich nie und nimmer durch den Tüv rutschen würden, so sind ja nicht die Autofahrer zu verurteilen, sondern die Richtlinien! Kann mMn metaphorisch auf die Thematik umgemünzt werden!

    Antworten
    1. Arzt im Speckgürtel

      Denken Sie ihre Metapher mal zu Ende. Der Fahrer dieser griechischen Rostlaube hat ein technisches Gebrechen am Auto, kommt in´s Schleudern, erfasst Ihr Kind und es wird tödlich verletzt. Verurteilen Sie dann auch noch locker die Regeln, oder hielten Sie es für unverantwortlich mit einem kaputten Auto andere zu gefährden?

  10. Andy Dufresne

    Bei solchen Themen denke ich stets: Verurteilen Sie nicht den Spieler, sondern die Spielregeln!
    Abgesehen von der Hintergrundgeschichte mit der Klage: Das Individuum (Szekeres) hat lediglich die (lächerlichen) Anforderungen dieser Institution erfüllt und ist damals damit ‚durchgekommen‘. Und das ist der eigentliche Skandal. Dies war auch bei Aschbacher mein erster Gedanke. Das Problem ist ein strukturelles dieser Titelmühlen! Und hier sollte man ansetzen, anstatt sich auf Individuen zu fokussieren, die im Grunde nichts anderes getan haben, als mit Minimalaufwand ein Elaborat eingereicht haben – wissend, dass dieses an solchen Institutionen völlig ausreicht. Aschbacher, Szekeres und Konsorten haben nicht betrogen, sondern haben die Spielregeln dieser Titelmühlen legal erfüllt. Und ebendiese Spielregeln sind die eigentliche Chuzpe!
    Um dennoch auf Ihre Frage nach dem Wert des Grades einzugehen: Dieser ist natürlich wertlos!

    Antworten
    1. Nippes

      Nur weil man mit etwas durchkommt, heißt es noch lange nicht das man es auch machen sollte. Was das hier vor allem aufzeigt ist die Einstellung dieser Leute.
      Das hier ist nicht ein rein strukturelles sondern vor allem ein moralisches Problem. Die Regeln verschärfen und zusätzlich noch Gitter am Fenster anbringen kann man im Nachhinein immer ändert aber nichts mehr aber was schon passiert ist, ist passiert.

    2. Stefan Weber Beitragsautor

      Also mir wäre ein weiteres Doktorat mit bloß zusammengeklebten Kopien von älteren Aufsätzen ohne irgendeine weitere/neue Leistung schlichtweg peinlich. Würde ich nicht wollen. Interessante Frage: Was sagen solche Schenkungsdoktorate über die Einstellung der Beschenkten?

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