Die „gute wissenschaftliche Praxis“, das ist so etwas wie der Grundstock der Wissenschaft. Zu meiner Studienzeit, als es den Begriff noch gar nicht gab, war den allermeisten intuitiv klar, was wir alles nicht dürfen: Abschreiben ohne Anführungszeichen und Quellenangaben; Fragebögen einer empirischen Erhebung selbst ausfüllen; missliebige Ergebnisse ignorieren. Dann allerdings kippte das System, immer mehr große Fälschungs- und Plagiatsfälle wurden bekannt. Es kam zu den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis (GWP-Regeln, ab 1998).
Österreich tut sich mit diesen Regeln und ihrer Einhaltung seit 25 Jahren besonders schwer. Darauf weise ich seit langem hin. Die österreichische Universitätenkonferenz uniko widmet sich etwa aktuell unter anderem den Themen „Gender & Diversity“ oder „Digitalisierung“. Die „gute wissenschaftliche Praxis“ oder auch nur die „Qualitätssicherung“ an den 22 öffentlichen Universitäten, die sie vertritt, ist laut Webseite aber kein Thema:
Quelle: Website uniko
Seit Jahren versuche ich, mit den jeweiligen uniko-Präsidenten in einen rationalen Diskurs einzusteigen und sie von der Wichtigkeit der GWP-Thematik zu überzeugen. Da war zunächst der Altrektor der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger. Dann die Altrektorin der TU Wien, Sabine Seidler. Beide waren uniko-Präsidenten, aber beide würgten GWP-Initiativen sogar ab, anstelle sie zu fördern.
Die Dramaturgie ist dabei immer dieselbe: Ich stelle sachliche Anfragen und äußere mein ehrliches Interesse an Diskurs und Forschung, um in der Sache etwas weiterzubringen. Meine Anfrage wird dann entweder ignoriert oder personalisiert.
Aktueller uniko-Präsident ist Oliver Vitouch, auch ihn schreibe ich schon seit 2017 (!) an. In verschiedenen Rätselmails an mich und Peter Hilpold oszilliert auch Vitouch aktuell zwischen den Strategien Ignorieren und Personalisieren: Einmal kündigt er einen Kommunikationsstopp mit mir an, um dann wieder aus dem Nichts zu ehrverletzenden Behauptungen gegenüber uns beiden auszuholen.
Warum fühlt man sich bei der Thematik der GWP nur so auf den Schlips getreten?
Ich begreife es einfach nicht, warum die Spitzen der Universitäten nicht willens sind, das Thema ernstzunehmen, dazu einen Diskursraum zu eröffnen und auch Forschung zu dem Thema zu ermöglichen. Sitzen zu viele Übeltäter in den eigenen Reihen?
Zumindest Berthold Huber als ehedem kommissarischer Vorsitzender des Aufsichtsrats der Volkswagen AG plädiert seit langen Jahren für eine Formulierung, die sich nicht im trostlosen Ungefähr verlieren darf, sondern notwendig „präzise“ (ders., 2010: 31) zu sein hat. Bleibt insofern nicht zuletzt die österreichische Universiätskonferenz uniko die Antwort darauf schuldig, indem vor allem eine gute wissenschaftliche Praxis (GWP) auch künftig nicht benannt ist, erfährt wenigstens die im Salzburger Land ansässige Familie Porsche/Piëch eine kalte Enteignung. Dadurch, dass Europas größter Industriekonzern ohnehin schon einer Sperrminorität des Landes Niedersachsen unterliegt, wäre gleich welches Privateigentum an jedwedem Unternehmen vollends unmöglich geworden. Im Handumdrehen eine Verstaatlichung gesellschaftlicher Schlüsselressourcen am demokratisch gewählten Parlament vorbei zu betreiben, überschreitet jedoch die von Natur aus gesetzten Grenzen der Autonomie bei weitem. Angesichts dessen sind die jeweiligen Präsidenten der uniko besser beraten, darin innezuhalten, über das Ziel hinauszuschießen.
…. Sitzen zu viele Übeltäter in den eigenen Reihen?
… ja m. E. wohl allein schon deshalb, wenn der Sprachverhunzung mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird als korrektem wissenschaftlichen Arbeiten.
… ja m. E. auch deshalb, weil das politische Buckeln dort wichtiger ist, als Ihr kritisches und oft ehrenamtliches Engagement für redliche wissenschaftliche Arbeit anzuerkennen.
Aber: Bleiben Sie und Peter Hilpold gelassen und engagiert – denn steter Tropfen höhlt den Stein!