Und wieder einmal stellt sich in Österreich die Frage, ob ein vorgeblich wissenschaftlicher Text Wissenschaft oder Nicht-Wissenschaft ist, ob die wissenschaftlichen Qualitätsstandards eingehalten oder so deutlich unterboten wurden, dass ein Text schlichtweg nicht den grundlegenden wissenschaftlichen Standards entspricht. Dies wurde schon unlängst bei einer FPÖ-Studie, bei einer mit rassistischem Vokabular argumentierenden Bachelorarbeit und etwa auch beim Fall Karl Mahringer zum öffentlichen Thema. In allen Fällen war die Frage nicht: Ist das schlechte Wissenschaft? Sondern: Ist das überhaupt Wissenschaft?
Ich wurde vom „Kurier“ gebeten, die an sich schon ominöse 32-seitige „Zusammenfassung des Rohberichtes“ der FPÖ-Historikerkommission zu untersuchen. – Das Ergebnis ist vernichtend: Hier wurden grundlegende Standards der Wissenschaft nicht eingehalten. Der Text enthält ein – eine Seite umfassendes – Plagiat aus der Wikipedia. In der Zusammenfassung werden Forschungsfragen, Theorien und Methoden nicht erwähnt. Stattdessen loben sich die Beiträge selbst („wohlfundiert“, „überzeugend“).
Hier das lange Plagiatsfragment:
Die Wissenschaft formuliert immer schärfer und deutlicher ihre Integritäts- und Qualitätsstandards, siehe etwa hier und hier. Parallel dazu gibt es aber auch immer mehr Versuche, mit Ideologie, Pseudowissenschaft und Schabernack die Wissenschaft zu unterwandern. Ein weiteres aktuelles Beispiel liegt nun vor.
Ich bin gespannt auf die Plagiats- und Qualitätsprüfung des kompletten Konvoluts. Sofern es das Licht der Öffentlichkeit jemals erblicken wird.