„Kurier“-Interview zur Plagiatsforschung und zur „Quellen-Archäologie“ in voller Länge

Der „Kurier“ zitiert in seiner Printausgabe vom 19.01.22 einige Statements von mir aus einem gestern geführten längeren Interview (online in voller Länge hinter Bezahlschranke), das ich auch hier zur Gänze wiedergebe. Es wird nicht helfen, die immer gleiche Handvoll Twitter-Trolls umzustimmen, die nur Lust an der Hetze verspüren. Aber es werden eben auch intelligente Diskurse zum Thema geführt, wie etwa hier in meinem moderierten Blog.

KURIER: Erst Annalena Baerbock, dann Susanne Raab und jetzt Alma Zadić. Manch einer kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie sich seit dem Rücktritt von Christine Aschbacher an wissenschaftlichen Arbeiten von Politikerinnen abarbeiten. Verfolgen Sie eine Agenda oder was ist Ihre Motivation?

WEBER: Werfen Sie bitte einen Blick auf den Wikipedia-Eintrag über mich. Da ist auch eine Liste aller „Promis“, die ich bislang des Plagiierens oder des sonstigen Fehlverhaltens wie Titelmissbrauch überführt habe. Von 15 Personen von Johannes Hahn 2007 bis Armin Laschet 2021 sind es 11 Männer und 4 Frauen. Nun kamen zwei Frauen dazu, Frau Raab und Frau Zadić. Es waren Politiker der SPÖ, der ÖVP und der Grünen dabei sowie der Historikerbericht der FPÖ. Der Zusammenhang von Geschlecht oder Parteizugehörigkeit und wissenschaftlichem Fehlverhalten interessiert mich empirisch nicht. Mich interessiert die Veränderung der Zitierkultur und warum in Österreich oftmals so laxe Ansichten und Regeln herrschen.

KURIER: Auf Twitter schreiben Sie, mit Zadićs Arbeit beauftragt worden zu sein. „Kein Plagiat, da alle Quellen angegeben. Aber diskutable Zitierweise, da zu viel abgeschrieben.“ Wenn es sich um kein Plagiat handelt, warum gehen Sie damit an die Öffentlichkeit?

WEBER: Doktorarbeiten sind öffentlich zugänglich, mittlerweile für jeden kostenlos im Internet! Natürlich ist es von der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit her gedeckt, dass man sich mit diesen Arbeiten auch öffentlich beschäftigt. Eigentlich ist es absurd, dass man darauf überhaupt hinweisen muss, denn die Online-Veröffentlichung erfolgt ja zu diesem Zweck. Zur Dissertation von Frau Zadić, die ebenfalls als Volltext für jeden frei zugänglich ist: Eine Softwareprüfung hat im Jahr 2020 kein Plagiat zutage gefördert. Mittlerweile weiß ich auch, warum: Es liegt an der Art, wie Frau Zadić Synonymplagiarismus betrieben hat, d.h. die Ersetzung weniger Wörter pro Satz. Diesen Plagiatstyp erkennt nur das Hirn, der Verstand. Seit gestern trifft die Aussage „Kein Plagiat“ übrigens nicht mehr zu, denn ich habe vier Plagiatsfragmente gefunden, davon ein schwerwiegendes in der „eigenen“ Schlussfolgerung.

KURIER: Ähnliches gilt für die Arbeit von ÖVP-Ministerin Raab, die Sie teils als „Quatsch“ bezeichnet haben. Das ist keine wissenschaftliche Kategorie. Warum publizieren Sie Dinge, die laut Ihrer Expertise keine Plagiate sind und schaden damit den Geprüften wie wohl auch Ihrer eigenen Kredibilität?

WEBER: Nein, Ähnliches gilt nicht für Ministerin Raab. Das waren von vornherein Plagiate, das kann jeder auf meinem Blog nachlesen. Da sind die entsprechenden Stellen dargestellt. Und ja, wenn Frau Raab schreibt, dass sich der Begriff „freiwilliges Engagement“ am besten in den internationalen Sprachgebrauch einfügt, dann ist das Quatsch, weil im von Frau Raab falsch abgeschriebenen Original der Begriff „Volunteering“ steht. Und Viktor Frankl dreimal im Fließtext „Frank“ zu nennen, das ist auch peinlich. Sowas darf in einer öffentlich entlehnbaren Diplomarbeit einer Multiressort-Ministerin nicht stehen. Sorry, aber was ist hier aus Werten wie korrekter Quellenarbeit und Präzision geworden?

KURIER: Wie viel bekommen Sie für eine Plagiatsprüfung wie jene von Zadićs‘ Dissertation bezahlt?

WEBER: Die kursorische Softwareprüfung im Jahr 2020 wurde von einer Privatperson bezahlt, mit einer Summe im weit unteren vierstelligen Bereich. Die derzeitige Plagiatsprüfung dieser Dissertation erfolgt unbezahlt. Es ist die wissenschaftliche Neugierde, der Ansporn, den Subtext unter dem Text freizulegen, der mich antreibt. Das ist für mich so eine Art Text-Archäologie, ich verstehe das auch als wissenschaftliches Arbeiten.

KURIER: Zu Zadićs Arbeit äußerte sich Ingeborg Zerbes, stv. Vorständin des Instituts für Strafrecht und Kriminologie, an dem die Arbeit 2017 eingereicht wurde. Zerbes sagt, die von Zadić verwendete Zitierregel sei „lege artis“. Sie sprechen indes mittlerweile von einem „klaren Plagiat“, das Sie wie belegen? Heißt das im Umkehrschluss, dass Zerbes‘ Urteil falsch ist?

WEBER: Ach, kann das Frau Zerbes innerhalb kürzester Zeit beurteilen? Sie war doch weder Betreuerin noch Begutachterin. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder Frau Zerbes toleriert selbst falsche und sinnfreie Zitierregeln, die es so weder in Deutschland noch England noch Amerika gibt, oder sie stellt sich einfach mal schützend vor Kollegen. Oder natürlich beides.

KURIER: Kann es sein, dass Ihre heutigen Qualitätsmaßstäbe für wissenschaftliches Arbeiten an Fakultäten nicht mehr gelehrt wie gelernt werden?

WEBER: Das Gegenteil ist der Fall! Seit 2012 gilt etwa für juristische Arbeiten in Deutschland diese Richtlinie: https://www.vdstrl.de/gute-wissenschaftliche-praxis Da würden einige in Österreich schaudern. Ich bin dran, hier mit dem Ministerium die Zitierstandards besser zu kommunizieren. Man ist hier auch sehr an zukünftiger Qualitätssicherung interessiert, und ich verstehe es auch, dass mein derzeitiges „Geschäftsmodell“ der Plagiatsprüfung missfällt. Es spricht ja nichts dagegen, daraus endlich eine Wissenschaftsdisziplin zu machen.

14 Kommentare zu “„Kurier“-Interview zur Plagiatsforschung und zur „Quellen-Archäologie“ in voller Länge

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  1. Andy Dufresne

    Sehr geehrter Herr Weber!

    Ich darf Sie ersuchen, vielleicht kurz auf diesen Kommentar einzugehen, da mich Ihre Meinung als DER Experte beim Thema wissenschaftliche Arbeiten interessieren würde.

    Beim Thema ‚Anführungszeichen oder nicht‘, ‚Ab wann ist eine Paraphrase eine Paraphrase‘, ‚Wohin gehört die Quellenangabe‘ (letzteres ist eher eindeutig beantwortbar) usw stellt sich mir immer wieder die Frage, weswegen es überhaupt soweit kommt, dass gewisse Texte – respektive gewisse bereits vorhandenen Gedanken – ÜBERHAUPT in einer Arbeit zitiert werden müssen. Dies beziehe ich allerdings jetzt nicht nur auf juristische Arbeiten.

    Was meine ich damit:

    Etwa bei Seminararbeiten (Geisteswissenschaft) wurde mir beigebracht, sofort ‚zur Sache‘ zu kommen. Sprich: Etwa bei der Analyse eines literarischen Werkes bloß keine Biographie des Autors, bloß keine Ausführungen über die betreffende literaturgeschichtliche Strömung, bloß keine inhaltliche Zusammenfassung des betreffenden Werkes etc. (Sinnvoll!)

    Bei der Diplomarbeit hingegen hieß es, dass sie (theoretisch) auch von jemandem gelesen werden könnte, der nicht vom Fach ist und sich somit nicht ‚auskennt‘.
    Ergo: Ich bekam seinerzeit bei meiner Diplomarbeit diverse Vorgaben (meine Meinung dazu in Klammern)
    :
    Beispiele:

    A) Zuerst musste die entsprechende literaturgeschichtliche Strömung realtiv ausführlich umrissen werden (ergo: reine Paraphrasiererei – natürlich mit Quellenangabe – von Inhalten aus Büchern, die – abgesehen von meiner Diplomarbeit – in anderen Worten in jedem besseren Literaturgeschichtebuch stehen. Neuer Schöpfungswert: Null komma Null).

    B) Die Inhalte der literarischen Werke, die ich unter einem bestimmten Aspekt analysierte, musste kurz umrissen werden (meiner Meinung nach minder sinnvoll – denn jemand, der die Originalwerke nicht kennt, ist wohl kein potentieller Leser meiner Arbeit).

    C) Es mussten Kurzbiografien der Autoren in die Arbeit rein (böse gesagt: auf Wikipedia steht inhaltlich auch nicht viel Anderes als in den Paraphrasierungen aus einer zitierfähigen Literaturgeschichtepublikation, die sich schlussendlich in meiner Arbeit wiederfinden – meiner Meinung nach noch sinnbefreiter als A und B, aber so wurde es eben verlangt).

    Ad A) Hierbei ergibt sich – und da bin ich kein Einzelfall – folgende Skurrilität: Das, was ich in diesem einleitenden Kapitel schrieb, wusste ich zu einem wesentlichen Teil bereits alles vorher (man besuchte ja Vorlesungen und absolvierte einschlägige Prüfungen usw. Jeder ‚vom Fach‘ kennt sich da grundsätzlich aus bzw sollte sich da auskennen). Nun konnte ich das Kapitel aber nicht ‚aus dem Kopf heraus‘ schreiben, da das Wissen – für ‚Nicht-Fachleute‘ – halt doch zu spezifisch ist und a priori belegt werden musste, da diverse Ausführungen ohne Quellenangaben wohl ein eindeutiges Plagiat dargestellt hätten. Normalerweise erfolgt zuerst die Recherche und Lektüre, dann der Schreibvorgang. In meinem Fall erfolgte hier zuerst das grobe Verfassen, und dann ein ‚Schauen, in welchen Büchern das bereits geschrieben steht‘, um diverse Fakten mit ‚vgl. XY‘ belegen zu können – garniert mit Zitaten und belegten Paraphrasen aus dieser zitierfähigen Literatur. (Sinnvoll? Wohl kaum).

    Mit anderen Worten: Ein fachlich affiner Leser, der einen neuen Aspekt erfahren möchte (was ja wohl der Sinn der Arbeit ist), braucht meine Arbeit erst ab Seite 35 zu lesen beginnen. Und die kurzen Kapitel am Anfang der Arbeit sind wohl jene – leider typischen – Teile, die für das inhaltliche Gesamtergebnis der Arbeit keine bzw kaum eine Relevanz haben.

    Mir scheint generell, dass dies alles inoffiziell dazu dient, dass ein gewisses Prestige aufrecht erhalten wird – im Sinne von ‚Bei uns schreiben die Studierenden Arbeiten, die meist über 100 Seiten lang sind‘. Dabei könnte man sich meiner Meinung nach ungefähr das erste Viertel dieser Arbeiten vom schöpferischen Neuwert her getrost sparen. Denn dort wird wie oben ausgeführt primär bereits vorhandenes Wissen paraphrasiert und zitiert (auf das dann im Hauptteil der Arbeit Bezug genommen wird, aber trotzdem…..)

    Sollten hier nicht ganz allgemein die quantitativen Seitenzahlen-Auswüchse mal grundlegend hinterfragt werden? Warum muss eine ‚gute Arbeit‘ – beziehungsweise eine Arbeit, die überhaupt angenommen wird – mindestens so-und-so-viele Seiten aufweisen, wenn am Beginn dieser Arbeiten häufig nur bereits vorhandenes Wissen neu formuliert und reproduziert wird?

    Ich finde, diverse Richtlinien wie etwa ‚Der Inhalt der Arbeit sollte auch von einem Laien verstanden werden‘ (so wurde mir das ebrn von meinem – nebenbei von mir äußerst hochgeachteten – Betreuer erklärt) sollten in etwa folgendermaßen reformiert beziehungsweise neu überdacht werden:

    1. Es sollte davon ausgegangen werden, dass die Leserschaft eine fachlich affine ist. Definitionen von in einschlägigen Fachkreisen bekannten Termini, Zusammenfassungen von historischen Gegebenheiten etc sollten dezidiert als überflüssig deklariert werden.

    2. Für fachlich nicht versierte Leser, die sich dennoch aus irgendeinem Grund der Lektüre der Arbeit widmen wollen, sollte es – statt dieser elendslangen Paraphrasen-Einleitungskapitel – vielleicht obligatorisch eine rein aus Quellenverweisen bestehende Einleitung geben. Im Sinne von: ‚Für die Lektüre dieser Arbeit wird Wissen über …………. und die Kenntnis von ……… vorausgesetzt. Dies kann beispielsweise nachgelesen werden in ‚Autor, Buchtitel, Seiten X bis Y‘ und im Artikel ‚Autor, Titel, DOI in Fußnote‘ ‚ und so weiter. Und auf Seite 3 der Arbeit gehts in medias res (und nicht erst auf Seite 35). Die gesamte Arbeit umfasst dann eben nur 80 und nicht 110 Seiten.

    3. Bei empirischen Arbeiten sollte etwa ein aktueller Forschungsstand bzw der Forschungsstand im Wandel der Zeit nur dann in ein einleitendes Kapitel geschrieben werden, wenn bei der Beschreibung der ‚eigentlichen‘ eigenen Forschungsergebnisse der Arbeit explizit vergleichend darauf Bezug genommen wird. Ansonsten sollte die bloße Nennung vorhergehender Studien als Hinweis in der Einleitung als Lektüreempfehlung ausreichen.

    4. Im medizinischen Bereich sollte etwa die (in Fachkreisen einschlägig bekannte) Anatomie eines bestimmten Organs nicht ausgeführt werden müssen, wenn in der Dissertation eine bestimmte diesbezügliche Behandlungsmethode erforscht wird.

    5. In Germanistik sollte etwa bei einer literarischen Analyse davon ausgegangen werden, dass dem Leser der Arbeit die Primärquellen bekannt sind und er über einschlägiges literaturgeschichtliches Kontextwissen verfügt. Diesbezügliche Erläuterungen sind daher nicht notwendig…..

    ….. und so weiter…..

    Mir ist völlig klar, dass man dies alles nicht auf alle Studienrichtungen oder Themenfelder ummünzen kann. Aber können Sie, Herr Weber, diesen Gedanken ganz allgemein etwas abgewinnen?

    Antworten
    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Bitte werten Sie meine Adhoc-Nichtantwort nicht als Desinteresse. Ich habe die nächsten Tage null Zeit. Bitte also um etwas Geduld. Danke!

  2. Mareike Streeruwitz

    Apropos Twitter-Trolle: Haben Sie deretwegen Ihren Twitter-Account gelöscht? Ich finde es ein bisserl schade, kann es aber auch verstehen, denn das Klima dort ist sehr toxisch, besonders wenn man politische Personen und Vorgänge kommentiert. So etwas kann Lebenszeit vergeuden. Alles Gute!

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Siehe Kommentar zu Herrn Arbes. Ja, ich habe erkannt, dass ich von Twitter nicht profitiert und keine Informationen bezogen habe, sondern nur ‚bad feelings‘. Das ist ein Null-Medium, bei dem es nicht um Informationen geht. Selbst schlaue Köpfe wie Armin Wolf polarisieren dort und haben einen politischen Bias („I want my money back“ etc.). Dann darf man sich letztlich nicht wundern, wenn es dort auch Leute gibt, laut Eigenangabe auch noch Akademiker, die über die aktuelle Regierung wörtlich schreiben: „Die Leichensäcke füllen sich.“ Die Rhetorik auf Twitter erinnert mitunter an die dunkelsten Zeiten der Menschheitsgeschichte. Twitter ist ein grässliches Symptom unseres gegenwärtigen Diskurses, ich war viel zu lange Teil dieses Mediums (was ich bereue) und möchte mit Twitter nie wieder etwas zu zun haben. Das Medium würde von seiner Anlage her (Möglichkeit anonymer Kontenerstellung, keine Löschmöglichkeit) in einer aufgeklärten Gesellschaft verboten gehören. Unerträglich!

  3. Ulrich Arbes

    Herr Dr. Weber, ist Ihnen bewusst, daß Sie auf Twitter nicht mehr zu finden sind? Haben Sie Twitter aus freien Stücken verlassen oder sind Sie das neueste Zensuropfer geworden?
    Mich würde auch brennend interessieren, wie es mit Ihrer Anfrage bezüglich des etwas obskuren Titels unseres hochgeschätzten Ärztekammerpräsidenten Szekeres weitergegangen ist? Ich hoffe, Sie bloggen bald ein bisschen darüber.
    Mit freundlichen Grüßen
    U. Arbes

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Ich habe Twitter aus freien Stücken verlassen. Das ist leider von der Anlage her kein Medium des rationalen Diskurses. Twitter ist Gift für unseren sozialen Zusammenhalt und den gesellschaftlichen Dialog. Poster können sich hinter ihrer Anonymität verschanzen und das Löschen ihrer Hasskommentare ist nicht möglich. Egal, wie stark die Beleidigungen oder auch wie rufschädigend sie sind, Twitter greift selbst offenbar so gut wie nie ein. Das österreichische Gesetz gegen Hate Speech scheint mir hier eine wirkungslose Alibiaktion zu sein. Die Zeichenlimitierung führt zu Missverständnissen und Vorurteilen am laufenden Band. Ich bin sehr froh, nicht mehr Teil dieser sinnlosen antidemokratischen Eskalationsspirale dieses Mediums zu sein. Man sieht ja, dass das Medium zu Klagen, zu Kündigungen usw. führt. Andere mögen Twitter zur Absatzsteigerung benötigen, ich verzichte darauf. LG

  4. Martin Dworschak

    „Der Zusammenhang von Geschlecht oder Parteizugehörigkeit und wissenschaftlichem Fehlverhalten interessiert mich empirisch nicht“.

    Es sollte Sie aber interessieren, da dergleichen gravierende Fehlentwicklungen im Bildungssystem aufzeigen kann. Quotenpersonen (Geschlecht, Ethnie, Sexualität) und parteinahe Professoren untergraben jedwedes wissenschaftliche Qualitätsstreben – auch wenn es Ihnen wenig opportun erscheinen mag, das zu thematisieren.

    Da Sie freilich jemand sind, der etwa auch brav gendert, wundert es mich nicht, dass Sie einen bestimmten Meinungskorridor lieber nicht verlassen wollen. Sie haben halt weniger die Geradlinigkeit eines Torpedos, sondern agieren mitunter eher wie eine Flaschenpost, die mit der Strömung treibt – wenn Sie mir diese Analogie gestatten.

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Ich sehe das Gendern sehr kritisch, was die Ästhetik und Verständlichkeit der Sprache anbelangt. Mir wurde aber klar gemacht, dass ich keine (Lehr-)Aufträge erhalte, wenn ich es nicht mache. Ich kann nur verlieren, wenn ich es nicht tue. Der gesellschaftliche Impact dieser Verweigerung wäre null.

  5. Andy Dufresne

    Ach ja: Bitte nennen Sie mir die Quelle des Screenshots aus dem Link. Ich würde das gerne nachlesen (ich nehme an, das synonymplagiat wird dort genauer definiert)

    Antworten
    1. Stefan Weber Beitragsautor

      „Academic Plagiarism Detection: A Systematic Literature Review“
      TOMÁŠ FOLTÝNEK, Department of Informatics, Mendel University in Brno, Czechia and University of Wuppertal, Germany
      NORMAN MEUSCHKE and BELA GIPP, University of Wuppertal, Germany and University of Konstanz, Germany

  6. Andy Dufresne

    Interessant, danke! Aber Sie haben das früher selbst irgendwo in Ihrem Blog sinngemäß mal als ‚weit verbreiteten Irrglauben, der verboten gehören sollte‘ bezeichnet. Deshalb die Frage.
    Ich bin außerdem der Meinung, dass es einen Unterschied machen sollte, ob so etwas in dem Teil, den ich als das ‚Herzstück‘ von Arbeiten bezeichnen würde (das ‚Neue‘ und die Conclusio), befindet, oder in einleitenden Anfangskapiteln. Das Herzstück der Arbeit MUSS wohl aus primär eigenkreierten Inhalten bestehen, die durch dosiert eingesetzte Zitate bzw Paraphrasen aus Quellen nur UNTERMAUERT werden. Sprich: Ein Absatz ist grundsätzlich ohne Quellen selbst geschrieben, und hie und da steht ein einzelner Satz aus einer unmittelbar danach angeführten Quelle. In einleitenden Kapiteln jedoch finden sich häufig ausschließlich Aneinanderreihungen von Inhalten aus Quellen (Begriffsdefinitionen, Überblick über diese und jene Epoche, usw). Dies wird eben von Betreuern verlangt, damit sich auch ein ‚laie‘ beim lesen der arbeit auskennt, bevor es dann – salopp gesagt – irgendwann auf seite 25 mit der eigentlichen eigenen forschung ‚losgeht‘. Wird da nicht unterschieden, ob ‚unsauber‘ bei inhalten zitiert wurde, von denen der verfasser gar nicht der urheber sein KANN, da man diese inhalte auch andernorts nachlesen könnte, oder ob jemand im besagten herzstück der arbeit ’so tut, als ob er selbst der urheber der dort verschriftlichen gedanken wäre‘?
    Sollte man sogenannte plagiate nicht primär inhaltlich-schöpfungswerttechnisch auf die jeweilige passage im kontext abwiegen? Mir kommt vor, dass gerade in der causa zadic viel zu sehr um eine rein formale analyse betrieben wird, anstatt dass man abwiegt, wo aus dem kontext eindeutig hervorgeht, dass dieser und jener inhalt nie absichtlich als ‚eigenkreation‘ vorgetäuscht wurde, und wo nicht. Bei einem Satz wie – jetzt schreib ich irgendetwas – ‚Das Gesetz XY trat 1997 in Kraft‘ würde auch ganz ohne quelle niemand auf die idee kommen, dies als vorgetäuschte urheberschaft des verfassers zu werten. Fehlt allerdings etwa bei einer ANALYSE der sinnhaftigkeit dieses gesetzes die korrekte quellenangabe (die auch von der verfasserin stammen KÖNNTE), wiegt das meiner meinung nach schwerer.
    Was meinen Sie dazu? (Bitte nicht auf die Sinnhaftigkeit meiner Satzbeispielwahl eingehen – ich habe von juristischen Angelegenheiten nur sehr wenig Ahnung und ich meine diese Inhalte metaphorisch zu Anschaulichkeitszwecken).

    Antworten
  7. Andy Dufresne

    Interessantes Interview, aber: Nur eine Frage aus Interesse: Sie sprachen einerseits (abgesehen von der Conclusio) vor wenigen Tagen von keinen Plagiaten. Gleichzeitig sprechen Sie hier aber von ‚SynonymPLAGIATEN‘. Mir gefällt der Terminus nicht, da es sich hierbei – wenn ich es richtig verstanden habe – ja nicht um Plagiate im Sinne von vorsätzlicher Täuschungsabsicht handelt. Es sollte a priori anders bezeichnet werden. Denn hierbei handelt es sich meiner Meinung nach um einen weit verbreiteten Irrglauben (so wie das absatzendezitat) dass ein satz nach einer ‚kleine umformulierung‘ eben nicht mehr als direktzitat gekennzeichnet werden muss, der aber weitgehend konsequenzenlos ist. Absatzendezitate werden ja auch konsequenzenlos ‚verziehen‘, da offenbar nicht jedem bekannt war, dass dies unredlich ist. Absatzendezitate wiegen für mein empfinden aber schwerer (weil im unterschied zum systemplagiat die nachvollziehbarkeit der quelle am absatzbeginn ‚leidet). Wie sehen Sie das, Herr Weber?

    Antworten
    1. Vermutlich...

      Hallo,
      Herr Weber hatte das Absatz- oder Abschnittsendezitat in Zusammenhang mit der Kritik am Fall Althusmann, aber auch schon fünf Jahre zuvor in einem Artikel bei Heise kritisiert, jedoch nie als Plagiat bezeichnet. Das ist es auch mE nicht. Das Belegen am Ende der Übernahme war und ist häufig usus. Ich denke aber, wenn es über mehrere Seiten geht, und am Ende steht dann (vgl. Weber 1919) sollten die meisten Betreuenden schon stutzig werden. Ein (vgl. Weber 1919, 12 f. ) ist schon etwas besser. Den Autor am Anfang und am Ende zu nennen und die Übernahme kurz zu halten, ist natürlich optimal und setzt sich sicher immer mehr durch.
      https://spl.univie.ac.at/index.php?id=11424

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