Plagiatsvorwurf gegenüber der stellvertretenden Chefredakteurin der „Süddeutschen“, Alexandra Föderl-Schmid, ist zutreffend

Das deutsche Start-up „MEDIENINSIDER“ überraschte heute mit einem Plagiatsvorwurf gegenüber der allseits anerkannten österreichischen Journalistin Alexandra Föderl-Schmid. Auch meine ersten Reflexe waren „Das hätte sie doch gar nicht notwendig gehabt.“ und „Der Vorwurf muss falsch sein.“.

Ich habe mich nach Bekanntwerden der Story mit dem Journalisten des „MEDIENINSIDER“ unterhalten und ich habe die publizierten Übereinstimmungen überprüft. Ich kann kurz und bündig sagen, dass der Plagiatsvorwurf zutrifft. Der Plagiarismus macht offenbar doch vor fast niemandem halt – so, wie ich es immer sage. Das ist tragisch.

Alexandra Föderl-Schmidt war „Standard“-Chefredakteurin und ist vielfach dekoriert. Erst vor wenigen Wochen wurde sie mit der „Goldenen Medienlöwin 2023“ ausgezeichnet. 2013 veröffentlichte sie ein Buch mit diesem Titel:

Nun muss sie sich an dieser hohen Latte auch messen lassen. Es wäre nicht korrekt, wenn Mainstream-Medien oder progressive Medien den Plagiatsvorwurf ignorieren würden. Genauso absurd ist es freilich, wenn der „Süddeutschen“ zum Vorwurf gemacht wird, dass sie etwa über Plagiatsverdachtsfälle wie den Fall Alice Weidel berichtet, während die eigene Führungskraft plagiiere. Es gibt eben beides. Plagiate treten bei Rechten und Progressiven auf, bei Politikern und Journalisten. Und: In Dissertationen, Sachbüchern und journalistischen Artikeln.

Die Tragödie ist, dass die Wissenschaft und der Journalismus keine Kriterien und softwaretechnischen Maßnahmen etabliert haben, um dieser Entwicklung vorzubeugen. Ich warne davor seit vielen Jahren. Schon 2007 schrieb ich an zwei Chefredakteure: „Ich halte es für eine gesellschaftliche Fehlentwicklung, wenn Journalisten plagiieren.“ Damals wurde ich etwa vom FWF-Präsidenten für meine Aussagen zum Plagiatsverdacht zum Arzt geschickt.

Nun haben wir den Salat. Da die Gesellschaft nicht gelernt hat, wachsam gegenüber Plagiaten zu sein und diesen wirksam einen Riegel vorzuschieben, werden Plagiate nunmehr – politisch dumm – einseitig instrumentalisiert.

3 Kommentare zu “Plagiatsvorwurf gegenüber der stellvertretenden Chefredakteurin der „Süddeutschen“, Alexandra Föderl-Schmid, ist zutreffend

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  1. Der Doktorant

    Danke Herr Dr. Weber

    Ich bin Dissertant an der Universität Wien und weiß ihre ehrliche Arbeit zu schätzen. Die Omnipräsenz des Plagiarismus gefährdet die Integrität des gesamten Wissenschaftsbetriebs. Während Menschen wie ich harte wissenschaftliche Knochenarbeit mit minimalen finanziellen Mitteln leisten, zahlt es sich anscheinend aus den kürzeren Weg zu wählen um die Karriereleiter so schnell wie möglich zu besteigen. Der Betrug und die Freunderlwirtschaft an den Unis sind der Sargnagel für wissenschaftliche Forschung die diese Bezeichnung tatsächlich verdient, und im Journalismus sieht es ähnlich aus. Einfach billig wie hier versucht wird einen eindeutigen Sachverhalt zu relativieren, indem auf politisch-ideologische Differenzen verwiesen wird. […] Einfach erbärmlich was hier stattfindet. Beleidigungen, Einschüchterungsversuche, persönliche Angriffe und Verleumdungen von Dr. Stefan Weber sollten unbedingt juristisch geahndet werden.

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