Plagiatsvorwurf gegen den Sportunions-Präsidenten und Ex-ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald

Das Kapitel trägt die für Außenstehende durchaus bizarre Überschrift „Unternehmenskultur der Delphine als Wettbewerbsvorteil höherer Ordnung“. – Nachdem der ehemalige ÖVP-Generalsekretär, der gegenwärtige Präsident der österreichischen Sportunion und Manager bei Johnson & Johnson Medical, Peter McDonald, in seiner im Jahr 2002 an der Universität Linz approbierten Diplomarbeit auf den ersten fünfzig Seiten fast nur zitiert – genauer: fast nur falsch zitiert – hat, freut sich der Leser sehr auf ein komplett fußnotenfreies Kapitel in eigenen Worten. Und hier ist der Kapitelbeginn:

Quelle: Diplomarbeit Peter McDonald, S. 54 f.

Die konsequenteste Entzauberungsmaschine der Welt, Turnitin, zeigt auf: Alles, was hier steht, hat in Wahrheit die bekannte Unternehmensberaterin Barbara Heitger acht Jahre zuvor, nämlich im Jahr 1994 geschrieben. Deren Buchbeitrag „Chaotische Organisationen – organisiertes Chaos?“ wird in McDonald’s Diplomarbeit an keiner Stelle erwähnt, ebenso nicht der Sammelband, in dem der Beitrag erschienen ist:

Quelle: Barbara Heitger in: Thomas Sattelberger (Hg.): Die lernende Organisation. Konzepte für eine neue Qualität der Unternehmensentwicklung, S. 120.

Weiter geht es in der Diplomarbeit mit zumindest drei weiteren Textplagiaten und rund 40 Stellen systematisch falschen Zitierens (inhaltliche Zitate, die fast im Wortlaut ohne Anführungszeichen wiedergegeben wurden).

Die ÖVP sagt im „Österreichplan“: Leistung muss wieder zählen. Sie gibt offenbar zu, dass das früher bei Diplomarbeiten in den eigenen Reihen nicht so der Fall war.

So oder so sind das wirklich kulturelle Werte höherer Ordnung, die in all diesen inkriminierten Diplomarbeiten immer deutlicher zum Ausdruck kommen.

1 Kommentare zu “Plagiatsvorwurf gegen den Sportunions-Präsidenten und Ex-ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald

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  1. Ralf Rath

    Wer das, „worunter wir leiden“, laut den Gedenkworten von Max Horkheimer an Theodor Wiesengrund-Adorno als Bedingung aller Wahrheit nicht beredt werden lässt, führt vor allem die von Karl Jaspers bereits vor rund einem Jahrhundert formulierte „Idee der Universität“ geradewegs ad absurdum, deren Manuskript ehedem auch Eingang in das Jahrbuch der Österreichischen Karl-Jaspers-Gesellschaft fand. Voraussetzung dafür ist allerdings, einen Begriff davon zu haben, wie sich das menschliche Leid der wirklichen Welt von der sich inzwischen gesellschaftlich völlig überschlagenden Reproduktion dessen unterscheidet, was der französische Soziologe Pierre Bourdieu spätestens seit dem Jahr 1988 als das „leere Gerede“ kritisiert hat. Insofern könnte es keine vornehmere Aufgabe geben, Plagiate offen vor Augen zu legen, die nichts anderes als ein Verstummen derjenigen gewaltsam erzwingen, die etwas „Eigenes zu sagen“ haben, wie Joseph Weizenbaum in der deutschen Übersetzung seiner zuvor im Jahr 1976 in San Francisco erschienenen Monographie zur Frage von „Computer Power and Human Reason“ anmerkt. Auch eine Diplom-Arbeit, die für sich beansprucht, seriös zu sein, darf davon keine Ausnahme bilden. Nicht zuletzt der Ex-ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald wäre sonst nach Außen hin in das Gewand akademischer Würde gekleidet, die dabei aber nur schiere Scharlatanerie im Inneren überdecken würde.

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