„Rassistische“ Perchtenmasken bei Perchtenläufen in der Faschingszeit? Salzburg Museum-Direktor Hochleitner konnte bisher keinen Wahrheitsbeweis erbringen

Mein Interesse an der Redlichkeit vor der eigenen Haustür ist mit der offensichtlichen Erfindung der Erfindung der Salzburger Mozartkugeln erwacht. Nun steht der Verdacht im Raum, dass das Volkskundemuseum Salzburg – und damit in Letztverantwortung der renommierte österreichische Kunsthistoriker Martin Hochleitner – Perchtenläufe mit „rassistischen“ Perchtenmasken erfunden hat, um sich politisch korrekt, also dem Zeitgeist entsprechend von diesen abzugrenzen. Mit anderen Worten: Indem man etwas nicht zeigt, zeigt man auf etwas: Das nicht gezeigte Objekt, hier: eine „Mohrenmaske“, wird zum „sekundären semiologischen System“ nach Roland Barthes.

Konkret geht es um zwei Behauptungen, die im Kontext dieser nicht gezeigten „Mohrenmaske“ im Museum auf einer Schautafel verbreitet wurden:

  1. Es gab und gibt (sic!) im Salzburger Land Perchtenläufe zwischen Dreikönig und Faschingsdienstag.
  2. Bei diesen Perchtenläufen in der Faschingszeit wurden Ende des 19. Jahrhunderts auch „rassistische“ Masken wie etwa „Mohrenmasken“ getragen. „Rassistische Zerrbilder von Schwarzen (sic!) Menschen“ gebe es dort sogar bis heute.

Ad 1: Mir sind aktuell keine solchen Läufe bekannt, und ich bin ein begeisterter Besucher von Perchtenläufen. In historischen Darstellungen findet man vage Anspielungen, dass die Läufe im 18. Jahrhundert vereinzelt auch nach dem 6.1. stattgefunden hätten. Die Verlegung der Salzburger Perchtenläufe in die Zeit zwischen Dreikönig und Faschingsende erscheint mir bis auf den schlagenden Gegenbeweis allerdings als eine Geschichtsfälschung.

Ad 2: Der einzige Hinweis, den ich nach ausführlicher Recherche gefunden habe, ist dieser: Dieses „Mohrenpaar“ der Gasteiner Perchten trägt allerdings keine Masken! Hier dennoch „Rassismus“ zu sehen, bedarf schon einer gehörigen Portion Fantasie, und ich bin gespannt, ob sich die Gasteiner den Rassismus-Vorwurf des Volkskundemuseums gefallen lassen.

Hier ein Foto der aus „Pietätsgründen“ nicht gezeigten Maske:

(Wiedergabe auf eigene Verantwortung)

Ich habe nun einige Perchtenhauptmänner im Bundesland Salzburg kontaktiert und gefragt, ob sie sich erinnern können, dass jemals bei Perchtenläufen solche Mohrenmasken getragen wurden und dass diese Läufe nach 6. Januar stattfanden. Meine Vermutung ist nämlich, dass es sich um eine Fastnachtsmaske handelt.

Wenn beide Behauptungen des Volkskundemuseums nicht stimmen, sei die Frage gestattet: Was stimmt noch alles nicht in den Museen des Salzburg Museums? (Wird fortgesetzt)

7 Kommentare zu “„Rassistische“ Perchtenmasken bei Perchtenläufen in der Faschingszeit? Salzburg Museum-Direktor Hochleitner konnte bisher keinen Wahrheitsbeweis erbringen

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  1. Mario Kräft

    Eine vergleichbare Diskussion gab es in Bayreuth um die Mohrenapotheke. Der Besitzer kann ja schließlich nichts dafür, dass es wohl sein Familienname ist.

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    1. Mario Kräft

      Mario Kräft (Nachtrag zu meinem vorherigen Kommentar)

      Ich habe das inzwischen genauer überprüft: Die Bezeichnung „Mohren-Apotheke“ in Bayreuth geht keineswegs auf einen Familiennamen zurück, sondern auf ein apothekentypisches Signum aus dem frühen 17. Jahrhundert. Ursprünglich trug das Haus den Namen „Zum goldenen Greifen“, später „Zu den drei Mohren“ – ein klassisches Symbol, wie es damals viele Apotheken führten.

      Der Name hat also weder mit Kolonialgeschichte noch mit einer Person „Mohr“ zu tun, sondern war schlicht ein Erkennungszeichen – vergleichbar mit „Zum Löwen“ oder „Zum Adler“.

      Dass dieser historische Zusammenhang heute mancherorts als „Problem“ empfunden wird, zeigt weniger etwas über die Vergangenheit als über die Gegenwart.
      Oder, wie man es pointiert sagen könnte:

      Wer Geschichte löschen will, um sie zu reinigen, verschmutzt am Ende nur das Gedächtnis.


      Mario Kräft

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  2. Mario Kräft

    Über die Masken der Moral – oder: Wenn Kostüme zum Kulturverbrechen werden

    Dr. Stefan Weber (@SprachPhilo) hat wieder einmal einen wunden Punkt unserer Zeit präzise getroffen: Wir erleben eine Epoche, in der aus Neugier Verdacht geworden ist und aus Verkleidung eine Straftat wider das gute Gewissen. Der Begriff der „kulturellen Aneignung“ – ursprünglich aus postkolonialer Theorie stammend – wird inzwischen so dehnbar verwendet, dass selbst der Karneval zur ideologischen Gefahrenzone erklärt wird.

    Dabei war das Verkleiden nie ein Akt der Unterdrückung, sondern einer der Bewunderung. Wer sich als Samurai, Indianer oder Pharao verkleidet, will keine Kultur enteignen, sondern ihr nacheifern – im besten Fall mit kindlicher Faszination. Kostümierung war immer Ausdruck von Neugier, von Wertschätzung, manchmal auch schlicht von Spieltrieb. Wenn daraus ein moralisches Vergehen konstruiert wird, zeigt das weniger Sensibilität als kulturelle Selbstabschottung.

    Der eigentliche Skandal ist nicht die Verkleidung, sondern der Versuch, kulturelle Begegnung auf den Maßstab der Schuld zu reduzieren. „Aneignung“ ist schließlich die Grundlage jeder Zivilisation – ohne sie gäbe es weder Musik noch Technik noch Wissenschaft. Kein Fortschritt ohne Nachahmung, kein Lernen ohne Übernahme. Kultur ist per se appropriiert.

    Was heute als moralisches Tabu verkauft wird, war einst das, was Menschen verbunden hat: das Staunen über das Andere. Und wer das Staunen verbietet, verbietet im Grunde das Denken.

    Dr. Weber hält uns mit seinem Beitrag den Spiegel vor – und zeigt, dass manche Masken der Tugend gefährlicher sind als jedes Kostüm.


    Mario Kräft – Sachverständiger für Explosionsschutz und Gelegenheits-Ketzer im Dienst der Vernunft.

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  3. Herbert Toscany

    Wahrscheinlich muss sich auch die alteingesessene Brauerei Mohrenbräu noch umbenennen in „Dunkel pigmentierte“-Bräu. Die spinnen alle. Hat schon Asterix gesagt: delirant illi!

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Danke für den Hinweis. Auf Wikipedia steht, dass es tatsächlich immer wieder Rassismus-Vorwürfe gab. Der Gründer hieß zwar Herr Mohr, aber die Bildmarke war problematisch. In diesem Fall würde ich sogar zustimmen (bezüglich Bild, nicht Wort!).

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