Schlagwort-Archive: Johannes Hahn

Novelle des Universitätsgesetzes: Österreich plant studienrechtliche Verjährung von Plagiaten nach 30 Jahren

Laut der bevorstehenden Novelle des Universitätsgesetzes (UG 2002) sollen an österreichischen Universitäten Plagiate nach 30 Jahren studienrechtlich verjähren. Das berichteten ORF und Austria Presse Agentur (APA) gestern, die auch weitere Details zur Anhebung der Zahl sogenannter „prüfungsaktiver Studierender“ aus dem Gesetzesentwurf durchsickern ließen. Die Novelle des Universitätsgesetzes kommt Anfang November in die sechswöchige öffentliche Begutachtung.

Wohlgemerkt, es verjährt nicht der Tatbestand eines Plagiats. Dieser würde auch weiter öffentlich aufgezeigt werden können. Es geht um eine Verjährung in Bezug auf die studienrechtlichen Folgen einer Nichtigerklärung der […]

Veröffentlichung oder Geheimhaltung von Plagiaten und Titelaberkennungen? Zur überholten „Amtsverschwiegenheit“ in Österreich

Als der deutschen Ex-Bildungsministerin Annette Schavan 2013 der Doktorgrad aberkannt wurde, begab sich der Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Düsseldorf, Bruno Bleckmann, nicht nur in die Öffentlichkeit, um den Verfahrensstand mitzuteilen, sondern auch, um forsch das Ergebnis des Verfahrens samt Abstimmungsdetails vor laufenden Kameras zu verkünden.

In Österreich wäre dies nur im Falle einer Nicht-Aberkennung möglich gewesen, da diese kein eigener Verwaltungsakt gewesen wäre, sondern nur die Bestätigung eines bereits in der Vergangenheit vorgenommenen Aktes. Das heißt: Wenn eine Person des öffentlichen Lebens ihren […]

Plagiat, Widerruf des Grades und das intervenierende Moment

Ob ein Plagiat vorliegt oder nicht, hat in Österreich offenbar nicht wirklich viel mit dem Text selbst zu tun. Ob ein akademischer Grad widerrufen wird oder nicht, hat in Österreich offenbar nicht wirklich viel mit dem Plagiat selbst zu tun. Anders als in Form dieser beiden Arbeitshypothesen kann ich mir im Moment folgende Erfahrungen der vergangenen zehn Jahre nicht erklären: * Ein Magister der Universität Salzburg plagiiert mehr als ein Drittel seiner Diplomarbeit von einer ungenannten Quelle, er behält seinen Grad. Ein Magister der Universität […]

Die „marktschreierische Wichtigtuerei selbsternannter Plagiatsjäger“?

Im Zuge meiner Recherchen zur Ignoranz der Themen gute wissenschaftliche Praxis und Plagiarismus bei führenden österreichischen Wissenschaftsorganisationen stieß ich erst gestern auf einen schon etwas älteren Kommentar des FWF-Präsidenten Christoph Kratky. Das ist schon ein starkes Stück! Schuld sind offenbar die in der Sache nicht kompetenten Politiker, vor allem aber die „selbsternannten Plagiatsjäger“. Da es zum Zeitpunkt des Kommentars erst einen dieser Spezies gab, werde damit wohl ich gemeint sein.

Wen bedient dieser Kommentar von Kratky, wen spricht er an? Man lese die Untertöne. Auf […]

Zitierregeln und Plagiat – wie war es früher?

Die derzeitigen Debatten in Österreich um die Doktorarbeiten von Johannes Hahn, Peter Pilz und womöglich auch bald Christa Them werfen eine hochinteressante Frage auf: Herrschten früher, vielleicht vor 2000, vielleicht vor 1990, tendenziell Wildwuchs und Beliebigkeit in den textorientierten Wissenschaften? Wurden verbindliche Zitierregeln, ja am Ende die Grundregeln der Kennzeichnung fremden Textmaterials erst nach 1990 oder gar erst nach 2000 eingeführt?

Die von Ihrem werten Plagiatsgutachter aufgestöberten alten Lehrbücher zum wissenschaftlichen Arbeiten, die etwa auch schon in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts glasklar darauf […]

Anti-Intellektualismus österreichischer Art

Nun ist also mein Gutachten zu Johannes Hahn Journalisten übergeben und online publiziert worden. Die Reaktionen sind im Wesentlichen seit Jahren dieselben, wenn in Österreich Plagiatsfälle aufgedeckt werden, und so kam es auch diesmal: FAKTENIGNORANZ. Obwohl die Anschuldigungen schwarz auf weiß dokumentiert werden und von jedermann/frau nachvollzogen werden könnten, hat sich die Mehrheit der Netz-Poster bereits ihre Holzhammer-Meinung gebildet, oft mit haarsträubender Fakten-Unkenntnis, obwohl das PDF nur einen Mausklick weit vom Webforum entfernt wäre (nachzulesen etwa hier). Webforen sind in Österreich tatsächlich virtuelle Erweiterungen der […]

Die „besten“ Ausreden der abschreibenden Zunft

Aus aktuellem Anlass eine kleine Sammlung: 1. Er habe die Dissertation selbst verfasst, was durch ein handgeschriebenes Konvolut bewiesen werden könne (Johannes Hahn, EU-Kommissar). 2. Er habe ein „Diskettenproblem“ gehabt, es handle sich somit um ein „elektronisches Versehen“ (Hubert Biedermann, Montanuniversität Leoben). 3. Er habe bei „80 Disketten“ den „Überblick verloren“, habe eine „chaotische Arbeitsweise“ gehabt (Karl-Theodor zu Guttenberg). 4. Sein Word habe einen Hinweis im Vorwort getilgt, dass die folgenden rund 90 Seiten sich an N. N. anlehnen […]