Vorneweg: Der 2019 verstorbene französische Politologe und Theologe Yves Bizeul, der an der Universität Rostock gelehrt hatte, wurde im Buch „Das konservative Manifest“ (2018) von Plagiatsstaatsminister (sic) Wolfram Weimer an keiner Stelle erwähnt. Und jetzt schauen Sie mal, was Herr Weimer mit dem Essay von Yves Bizeul aus dem Jahr 2006 gemacht hat. Weimer hat diesen nämlich ganz bewusst für sein vorgeblich „eigenes“ Wording, die Beschreibung des prototypischen Konservativen, zweckentfremdet:
| Wolfram Weimer, 2018 | Yves Bizeul, 2006 |
| Der Konservative folgt dem Gedanken des liberalen Soziologen Ralf Dahrendorf, wonach Patriotismus die „Voraussetzung des Weltbürgertums“ ist […]. (S. 38) | Trotz Zustimmung zum Gedanken des liberalen Soziologen Ralf Dahrendorf, wonach Patriotismus die „Voraussetzung des Weltbürgertums“ sei […]. |
| Die Versuche, den positiven Patriotismus durch eine Idee republikanischer Vernunft zu ersetzen oder die Vernunft als Wächterin über den politischen Glauben zu etablieren, hält er [der Konservative, Anm. S.W.] für realitätsfremd. Den Rechtsstaats-Patriotismus von Rolf [der Politologe hieß in Wahrheit „Dolf“, Anm. S.W.] Sternberger bis Jürgen Habermas als eine Art Patriotismus-Ersatz zu preisen wirkt für den Konservativen konstruiert und emotionslos. (S. 39) | Man sollte nicht versuchen, den politischen Glauben durch die Vernunft zu ersetzen, sondern vielmehr die Vernunft als Wächterin über den politischen Glauben zu etablieren. Gerade dies war das Ziel des Republikaners Dolf Sternberger. [Im nachfolgenden Absatz erwähnt auch Bizeul Jürgen Habermas, Anm. S.W.] |
| Selbst Sternberger sah die Notwendigkeit, im Patriotismus wieder ein „Element natürlicher Heimatlichkeit“ einzuführen, um eine radikal rationale Bestimmung des Begriffes zu vermeiden. (S. 39) | Sternberger sah aber auch die Notwendigkeit, im Nationalismus wieder ein „Element natürlicher Heimatlichkeit“ einzuführen, um eine radikal rationale Bestimmung des Begriffes zu vermeiden. |
| Jürgen Habermas wollte den Patriotismus unbedingt von allen vorpolitischen Bestimmungen säubern. Sein Verfassungspatriotismus sollte eine Gemeinschaft von Staatsbürgern zusammenführen, die „ethisch imprägniert“ seien […]. (S. 39) | Oft wirft man dem zweiten deutschen Verfechter des „Verfassungspatriotismus“, Jürgen Habermas, ungerechtfertigterweise vor, diesen Begriff von allen vorpolitischen Bestimmungen reinigen zu wollen. Dabei ist ihm wohl bewusst, dass die Deutung der Verfassung stets auf Grundlage eines gemeinsamen, kulturell bedingten Interpretationshorizonts erfolgt, und dass die gemeinsame politische Kultur der Staatsbürger „ethisch imprägniert“ ist. |
| Der dem zugrunde liegende Gedanke des modernen „citoyen“ beziehungsweise „citizen“ ist dem Konservativen nicht unsympathisch. Aber als reine politische Abstraktion wird er dem Selbstgefühl von Menschen und ihrer kollektiven Identität nicht gerecht. (S. 39 f.) | Der „citoyen“ bzw. der „citizen“ ist in diesem Konzept kein konkreter, in ein besonderes kulturelles bzw. soziales Umfeld eingebetteter Mensch, sondern eine juristische und politische Abstraktion. |
| Durch die Hervorhebung der abstrakten Figur des Staatsbürgers wollte man das Individuum vor den repressiven Tendenzen partikularer Kulturen und Traditionen schützen, die prinzipielle Gleichheit der Einzelnen betonen und das Denken in universalistischen Kategorien erst möglich machen. (S. 40) | Durch die Hervorhebung der abstrakten Figur des Staatsbürgers wollte man das Individuum vor den repressiven Tendenzen partikularer Kulturen und Traditionen schützen, die prinzipielle Gleichheit der Einzelnen betonen und das Denken in universalistischen Kategorien erst möglich machen. |
| Die Familienmetapher des Patriotismus bis hin zur Begrifflichkeit von „Vaterland“, „Muttersprache“ und „Brüderlichkeit“ folgt einer großen europäischen Geistestradition. (S. 40) | Nach Nicholas Xenos lassen sich solche Ab- und Ausgrenzungen dadurch erklären, dass die Verfechter des Patriotismus sich nicht selten der Metapher der „Familie“ bedienten, um auf die Tiefe ihrer Liebe zum „Vaterland“ hinzuweisen. |
| So bezeichnete der Republikaner Jean-Jacques Rousseau die Patria als „die gemeinschaftliche Mutter der Bürger“. Dadurch wurde die politische Sicht der Polis teilweise durch eine organisch-naturalistische ersetzt. (S. 40) | So bezeichnete der Republikaner Jean-Jacques Rousseau die Patria als „die gemeinschaftliche Mutter der Bürger“. Dadurch wurde die politische Sicht der Polis teilweise durch eine organisch-naturalistische ersetzt. |
| Er hält sich an Aufklärer und Republikaner wie Rousseau und Kant, die die Nation als vorpolitische Gemeinschaft gedacht haben. So plädierte Rousseau – wie später auch Herder – für den Erhalt der kulturellen Vielfalt der Nationen. (S. 41) | Selbst bei den Aufklärern und Republikanern Rousseau und Kant lassen sich Äußerungen finden, die belegen, dass auch sie die Nation als vorpolitische Gemeinschaft gedacht haben. So plädierte Rousseau – wie später auch Herder – für den Erhalt der kulturellen Vielfalt der Nationen. |
| Die „patria civitatis“ (das staatsbürgerliche Vaterland) steht für den Konservativen neben der „patria naturae“ (dem natürlichen Vaterland), um auf die Begrifflichkeit Ciceros zurückzugreifen, die Nation wird als offene Gemeinschaft von freien Staatsbürgern verstanden, zugleich aber auch als eine in sich geschlossene kulturelle Abstammungsgemeinschaft. (S. 41) | Steht die „patria civitatis“ (das staatsbürgerliche Vaterland) über der „patria naturae“ (dem natürlichen Vaterland), um auf die Begrifflichkeit Ciceros zurückzugreifen und wird die Nation zuallererst als eine offene Gemeinschaft von freien Staatsbürgern verstanden oder als eine in sich geschlossene kulturelle bzw. Abstammungsgemeinschaft? |
Auf dem Buchrücken des „Konservativen Manifests“ erfährt der geneigte Leser, dass man es beim Autor mit einem überragenden Top-Intellektuellen zu tun habe: „Dr. Wolfram Weimer gehört zu den profiliertesten Publizisten und Kommentatoren des Zeitgeschehens.“ Und: „Dr. Wolfram Weimer“ sei „derzeit prominentester wertkonservativer Publizist“. Und ein wohl weiterer Rekord: Gleich viermal kommt der Doktortitel Weimers auf dem Buchumschlag vor.
Das ist alles nur heiße Luft eines notorischen Hochstaplers. Dringende Triggerwarnung: Bloß nicht inhaltlich ernstnehmen!