Unter dem Titel „Wie Ulrike Guérot die Wirklichkeit verdreht“ wurden in der FAZ vom 03.06.22 erstmals Plagiatsvorwürfe auch gegenüber Frau Guérot erhoben. Der Autor und Aufdecker, Markus Linden, legte nach wenigen Tagen nach und machte weitere Plagiate Guérots aus einem Buch aus dem Jahr 2016 publik. Der stets seriös und sehr genau arbeitende österreichische Zitatforscher Gerald Krieghofer fand am 11.06.22 heraus, dass Frau Guérot den Satz „Nation ist institutionalisierte Solidarität.“ Marcel Mauss unterjubelte, obwohl dieser das nie gesagt oder geschrieben hat. Und mit erfundenen Zitaten in einem Artikel mit Ko-Autor Robert Menasse musste sich Ulrike Guérot bereits vor ein paar Jahren herumschlagen.
Schlamperei oder Absicht?
Was ist da bei Frau Guérot los, die damit für die Plagiatsfälle elf und zwölf in einer derzeit nicht enden wollenden Serie von bundesdeutschen Sachbuchplagiaten sorgt? Hat sie zu viel um die Ohren, ist sie schlampig, eine ‚zerstreute Professorin‘, wie man so schön sagt, oder beherrscht sie Quellenarbeit einfach nicht – immerhin eine der wichtigsten Qualifikationen für ihren Job als Politologin? Oder noch schlimmer: Plagiiert sie (auch) absichtlich?
Um diese Fragen zu beantworten, lohnt es sich, einen Blick in das kürzlich erschienene, schmale Pamphlet „Wer schweigt, stimmt zu“ von Ulrike Guérot zu werfen. (Ein Credo übrigens, das im Moment auch auf die Misere am Sachbuchmarkt zutrifft). Und tatsächlich: Am auffälligsten sind absatz- bis seitenweise ungekennzeichnete und unbelegte Übernahmen aus Paul Watzlawicks „Wir wirklich ist die WIrklichkeit?“ aus dem Jahr 1977. Man möchte fast sagen: Diese Trivial-Ausgabe des Radikalen Konstruktivismus wurde hier 45 Jahre später für Corona-Maßnahmen-Skeptizismus missbraucht.
Guérot spricht zum Leser auf S. 68 f.. Man denkt sich, sie würde nun in eigenen Worten eine Geschichte interpretieren, die sie von Watzawlick übernommen hat, den sie weiter oben auch erwähnt. Nun, das rechtfertigt aber keinesfalls diese weitreichenden gedanklichen und wörtlichen Übernahmen. Das ist eine Täuschung des Lesers:
Bei Paul Watzlawick im Original heißt es auf S. 97 f. (hier wiedergegeben nach der Online-Ausgabe):
Interessant sind auch diese Coronazahlen-Spiele, veröffentlicht auf S. 34 des Buchs von Guérot:
Nun, das stand fast genau so in der Berliner Zeitung, und zwar am 13.11.21, verfasst von Philipp von Becker, dem Guérot im Nachwort dankt. Also wird dieser sich vom Plagiat Guérots womöglich geschmeichelt fühlen, wenn er nicht sogar die Plagiatorenkappe auf sich nimmt und behauptet, er hätte das ihm schon im November vorgelegene Manuskript seiner Corona-Verbündeten abgeschrieben (Guérots Buch erschien am 07.03.22, laut Vorbemerkung hat sie es im Januar 2022 abgeschlossen).
Auch auf S. 71 springt Guérot wieder zu Watzlawick, vorher hat sie ein wenig selber philosophiert. Der Leser kann allerdings den Autorenwechsel nicht erkennen:
Bei Watzlawick ist auf S. 101 nachzulesen:
Es gibt noch mehr Plagiatsstellen in Guérots Büchlein, die schon die Software Turnitin findet. Eine weitere großflächige Übernahme von Watzlawick, ein kurzes Plagiat einer spanischen Philosophin.
Kann man diese und andere Bücher noch ernst nehmen? Keinesfalls. Aber nicht, weil in ihnen Quatsch steht oder stünde. Sondern weil wir nie wissen, wer zu uns spricht, wenn wir sie lesen.
Ich finde die Arbeit des Plagiatsteams unentbehrlich und eigentlich müssten alle schriftlichen Abschlussarbeiten ab Bachelor aufwärts nach Plagiaten durchforstet werden.
Der Diebstahl der schöpferischen Arbeit von Anderen darf nicht mit akademischen Graden belohnt werden.
Ich würde es sogar als Plagiat werten, wenn die gleiche inhaltliche Aussage aus einer anderen Forschungsarbeit oder Publikation übernommen wird und dazu nur der Satzbau geändert wurde.
Die Plagiatssoftware kann meines Wissens solche intelligent umgestellten Sätze oder Satzzeile nicht als Plagiat erkennen, oder?
Mit der Erfahrung aus zwei Gesellschaftssystemen muss ich feststellen, dass gerade die MINT-fernen und ideologisch belasteten „Schwafel-Fachrichtungen“ Politikwissenschaft, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften besonders anfällig für Plagiate sind, weil dort nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden gearbeitet wird, sondern mit der systemisch konvergierten, ideologisch vorbestimmten Professorengunst und -meinung, die es zu bedienen gilt.
Herr Weber.
Ihre Antwort an Frau Rüster klingt so, als ob Sie ein echter Filantrop gewesen wären und jahrelang, aus eigener Kraft,
die “ wissenschaftliche Suche nach geistigen Verbrecher “ betreiben.
Irgendwie unglaubwürdig das Sie nicht als Auftragnehmer arbeiten.
Vielleicht lebt Ihr Unternehmen von Spenden?
Leider ist es auf Ihrer Webseite nichts über die Finanzen Ihres Unternehmens zu finden.
Um Ihre Antwort an Frau Rüster als wahr genommen zu werden müsste es Ihnen vor allem an Herzen liegen, die Offenlegung der Finanziellen Grundlagen Ihrer Forschungen…
Das Sie auf Basis des reinen Altruismus den Jagd auf die „wissenschaftliche Verbrecher“ 13 Jahre (- ohne gezielte Auswahl und aus eigener Kraft führen), scheint mir unplausibel.
Oder irre ich mich?
Übrigens, haben Sie den Lebenslauf von Frau Annalena Baerbock zur Sprache gebracht?
MfG
Ben
Was hier vorliegt: Offensichtliche (erneute) Plagiate von Frau Guerot. Anstatt auf diesen Umstand einzugehen, versuchen Sie auf unredlichem Wege Herrn Weber zu unterstellen, diese würde aus finanziellen Gründen handeln. Was auf Sie hier unplausibel wirkt, ist hier ohne Belang, es geht hier nicht um Ihre Gefühle.
Frau Guerot bezeichnet sich selbst als Wissenschaftlerin, hält sich aber nicht an die Regel der Wissenschaft. Für dergleiches Vorgehen würden Studierende durch ein Seminar fallen, im schlimmsten Fall exmatrikuliert werden. Es geht hier um ein Verhalten, welches einer Person mit akademischem Abschluss nicht würdig ist. Bleiben Sie bei der Sache und zünden Sie keine Nebelkerzen. Äußert peinlich auch der Verweis auf Frau Baerbock. Hat ein wenig etwas von einem Kind, welches auf die Missetat einer anderer Person verweist.
Ich muss sagen: Plagiieren ist ein NO GO. Un-ent-schuldbar!
MfG,
Roland Weinert.
18.09.2022
Ja, dann gucken Ie bitte in den Bundestag.
Pingback: Plagiierte Sätze, Bauernopfer-Referenzen und Fehlzitate in der Dissertation von Maja Göpel
Wie sagt man so schön: “Wem es in der Küche zu heiß ist, der sollte nicht Koch werden!”
Frau Guerot sucht als Professorin die Öffentlichkeit. Dann müssen sie und ihre Fans es auch aushalten, wenn man an sie jene akademischen Maßstäbe anlegt, die diesem Grad zugrunde liegen. Ihr offenbar laxer Umgang mit den akademischen Gepflogen- und Notwendigkeiten wirft ein schales Licht auf ihre Ernsthaftigkeit und Integrität. Warum sollte man gerade so jemanden zuhören und glauben, der so wenig eigene Gedanken hat, dass sie lieber bei anderen abschreibt und dies – wenn man darauf hinweist – auch noch mit einer nonchalanten Geste lässig abtut. Es gibt genügend kritische Gelehrte, die eigene Gedanken haben und deren Stimme es wert ist, gehört zu werden. Die Guerots dieser Welt schaden nicht nur sich selbst, sondern dem gesamten wissenschaftlichen und politischen Diskurs. Deren Beiträge sind schlicht belanglos und sollten nicht durch Aufmerksamkeit geadelt werden.
Die Hassattacken gegen Frau Prof. Ulrike Guérot, die ich schon seit langem bewundere (!), sind ein weiterer Beweis
unserer kleinkarierten spießbürgerlichen Kultur –
Erbsen zählen, sich an „Fehlern“ freuen, anstatt n a c h z u d e n k e n, sich auseinanderzusetzen mit den klugen, mutigen
Thesen Frau Guérots! In welchen Zeiten leben wir – es geht doch um die Gedanken, Fragestellungen, nicht um Besitz!
So durchdrungen ist unsere Gesellschaft vom kapitalistischen Main Stream, dass freies Denken, ein Denken ohne Geländer
(Hannah Arendt) nicht ernst genommen wird. SCHADE!
Gerade Frau Guérots Vorschläge zur Lösung der immer unerträglicher werdenden Kriegssituation in der Ukraine sollten diskutiert werden wie in der Mittagsplattform des Senders Deutschlandradio Kultur. Atemlos hab ich zugehört und das Nachdenken geht weiter.
Vielen Dank, Frau Guérot!
Ich freue mich auf Ihre nächsten Beiträge
Grüße aus Berlin
Barbara Rüster
Liebe Frau Rüster!
Natürlich können und sollen wir alle Vorschläge von Frau Guérot diskutieren. Mein Plagiatsnachweis hat nichts mit den Meinungen der „Verfasserin“ zu tun. Ich interessiere mich für Plagiatsinzidenzen unabhängig von Alter, Geschlecht, Partei oder Einstellungen der plagiierenden Person. Bzw. genauer: Diesbezügliche Korrelationen habe ich noch nie angestellt, es liegen dazu auch noch keine Forschungsfragen und Hypothesen dazu von mir vor. LG