Prozess TU Wien versus „Plagiatsjäger“ (Teil 1): TU Wien gesteht politische Intervention durch das BMBWF und ÖVP-Mann Pichl

Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, das zu lesen, aber es steht im 42 Seiten umfassenden Schriftsatz der Kanzlei Schönherr, die die TU Wien vertritt, schwarz auf weiß: Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat am 04.10.22, am Tag des Bekanntwerdens der Plagiatsvorwürfe gegen Innenminister Gerhard Karner, das Projekt „Gute wissenschaftliche Praxis – digital“, ein für Österreichs Universitäten so wichtiges Vorhaben, zumindest unter meiner Mitwirkung ausgelöscht.

Das steht im Schriftsatz auf S. 7 (die von mir „beklagte Partei“ ist die TU Wien, der „Kläger“ bin ich):

Interessant, dass in Österreich ein von einer Partei namens ÖVP dominiertes Ministerium einfach so einen Wissenschaftler von einer (bislang nicht einmal finanziell abgegoltenen) Projektplanung abziehen kann.

Noch klarer steht es auf S. 21 im Schriftsatz, nun wird auch ÖVP-Mann und Hochschul-Sektionschef Elmar Pichl genannt:

Der Sektionschef handelte nicht nach dem Gemeinwohl, sondern reagierte auf den Plagiatsvorwurf gegen einen Parteikollegen. Darf er als „Spitzenbeamter“ überhaupt so agieren? Und interessant, wie sich das schnell ändern kann: Vorher fand Pichl meine Projektideen in unzähligen Mails und WhatsApps jahrelang voll super und cool.

Nun, in meiner Weltwahrnehmung brachten auch nicht die Plagiatsvorwürfe gegen den Innenminister das „Fass zum Überlaufen“, sondern dessen Plagiate. Mit jedem neuen Fall hätte man sich sagen müssen: Jetzt brauchen wir erst recht so ein Projekt.

Immerhin benötige ich jetzt eine Beweisführung weniger. Das macht die Sache fast schon langweilig. Wäre da nicht noch ein interessanter Audiomitschnitt aus dem Rektorat.

(Wird fortgesetzt.)

5 Kommentare zu “Prozess TU Wien versus „Plagiatsjäger“ (Teil 1): TU Wien gesteht politische Intervention durch das BMBWF und ÖVP-Mann Pichl

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  1. Interessierter Leser

    „Nun, in meiner Weltwahrnehmung brachten auch nicht die Plagiatsvorwürfe gegen den Innenminister das „Fass zum Überlaufen“, sondern dessen Plagiate.“

    Naja… ein paar Lehren könnten Sie aus diesen Vorfällen schon ziehen. Neben dem, dass Sie jetzt natürlich auf Ihr Recht beharren und anfangen alle zu verklagen, könnten Sie vielleicht ein wenig über Ihre „Weltwahrnehmung“ reflektieren und einsehen, dass es vielleicht nicht gerade das schlauste war, diesen Plagiatsvorwurf so zu veröffentlichen. Zumal Sie damit dieses Projekt auch für alle anderen Beteiligten ruiniert haben. Ja ja… ich weiß schon was jetzt kommt: Es kann ja gar keine Rede davon sein dass Sie dieses Projekt ruiniert haben. Das war das BMWF. Außerdem war es ja quasi ihre Bürgerpflicht diese Plagiate offenzulegen, da es völlig egal sein muss ob der Plagiator Karner, Zadic oder Mustermann heißt und es letztendlich nur um wissenschaftliche Wahrheit geht. Es geht auch nicht darum ob das Veröffentlichen eines Plagiatsvorwurfs schlau ist oder nicht, denn Plagiat ist Plagiat… und und und…. Ich würde auch all diesen Punkten zustimmen. Allerdings kann man sich das Leben auf diesem Planeten enorm vereinfachen, wenn man nur mit ein klein wenig Fingerspitzengefühl vorgeht.

    Aus meiner Wahrnehmung heraus, ist das Problem mit Ihnen, dass Sie das Medienklavier zuuuu gerne spielen. Mich wundert dass Sie das so offensiv Weiterbetreiben da Sie ja damit erst kürzlich kräftig auf die Schnauze gefallen sind (Fall Graw). Sie sollten einfach wissenschaftlich arbeiten und aufhören sich aufzugeilen. Damit wäre Ihnen und wahrscheinlich auch allen Anderen mehr gedient.

    Antworten
    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Meine Antworten inline:

      „Naja… ein paar Lehren könnten Sie aus diesen Vorfällen schon ziehen.“
      -> Das tue ich ja. Ich habe mit diesen Stakeholdern, mit diesem Filz aus ÖVP-BMBWF-Uniko nichts mehr zu gewinnen. Also kann ich aufs Ganze gehen.

      „Neben dem, dass Sie jetzt natürlich auf Ihr Recht beharren und anfangen alle zu verklagen,“
      -> Ich „ver“klage nicht alle, sondern nur die TU Wien. Und diese auch nur in Bezug auf eine arbeitsrechtliche Dimension nach Aufklärung und Empfehlung meines Anwalts.

      „könnten Sie vielleicht ein wenig über Ihre „Weltwahrnehmung“ reflektieren“
      -> Das tue ich als Philosoph die ganze Zeit! 😉

      „und einsehen, dass es vielleicht nicht gerade das schlauste war, diesen Plagiatsvorwurf so zu veröffentlichen.“
      -> Das dachte ich auch zunächst. Aber die Sache ist, wie vieles im Leben, wesentlich differenzierter. So hat etwa Pichl auf meinen Plagiatsvorwürf gegenüber Ministerin Raab ganz anders reagiert und gewitzelt: „Bitte nicht immer an meinem Geburtstag!“ Dass das mit Karner plötzlich eine ganz andere Dimension annimmt, dessen war ich mir nicht bewusst. Da bin ich vielleicht zu naiv. So kannte ich etwa den Begriff „Stahlhelm-Fraktion“ für gewisse Kreise der NÖ-ÖVP bis Oktober 2022 gar nicht. Jetzt erst erkenne ich die autoritären Züge dieser Leute.

      „Zumal Sie damit dieses Projekt auch für alle anderen Beteiligten ruiniert haben.“
      -> Die TU Wien und das BMBWF sagen ja, es trotzdem machen zu wollen und kündigten gegenüber dem „Standard“ eine „Realisierungsphase“ in den kommenden Monaten an, das war im Oktober 2022. Bis heute gibt es nicht einmal eine Stellenausschreibung. Also war auch das wieder die Unwahrheit. Es wäre hoch an der Zeit, dass sich das TU-Rektorat einmal äußert, warum es das Thema GWP ständig prokrastiniert.

      „Ja ja… ich weiß schon was jetzt kommt: Es kann ja gar keine Rede davon sein dass Sie dieses Projekt ruiniert haben. Das war das BMWF. Außerdem war es ja quasi ihre Bürgerpflicht diese Plagiate offenzulegen, da es völlig egal sein muss ob der Plagiator Karner, Zadic oder Mustermann heißt und es letztendlich nur um wissenschaftliche Wahrheit geht.“
      -> Ich maß dem Plagiatsfall Karner gar nicht so eine große Bedeutung bei.

      „Es geht auch nicht darum ob das Veröffentlichen eines Plagiatsvorwurfs schlau ist oder nicht, denn Plagiat ist Plagiat… und und und…. Ich würde auch all diesen Punkten zustimmen.“
      -> Danke!

      „Allerdings kann man sich das Leben auf diesem Planeten enorm vereinfachen, wenn man nur mit ein klein wenig Fingerspitzengefühl vorgeht.“
      -> Das fehlt mir wohl. Bin Einzelkind, sorry.

      „Aus meiner Wahrnehmung heraus, ist das Problem mit Ihnen, dass Sie das Medienklavier zuuuu gerne spielen.“
      -> Da haben Sie wohl Recht. Wenn man für seine Arbeit null Bestätigung aus dem wissenschaftlichen Establishment bekommt, holt man sie sich halt anderswo, etwa bei den Medien.

      „Mich wundert dass Sie das so offensiv Weiterbetreiben da Sie ja damit erst kürzlich kräftig auf die Schnauze gefallen sind (Fall Graw).“
      -> Ausnahmefall.

      „Sie sollten einfach wissenschaftlich arbeiten“
      -> Der wichtigste Satz Ihres Kommentars. Man lässt mich nicht, seit meinem ersten Chef Hans Heinz Fabris an der Universität Salzburg. Das war 1998. Ich habe jetzt 25 Jahre als Selbstständiger „überlebt“. Any ideas?

      „und aufhören sich aufzugeilen. Damit wäre Ihnen und wahrscheinlich auch allen Anderen mehr gedient.“
      -> Und das war einer der Gründe, warum wir das Thema GWP institutionalisieren wollten. Gerne schicke ich Ihnen die Schriftsätze von uns und der TU Wien zu, wenn Sie mich per Mail kontaktieren.

      LG
      sw

  2. Supersauber

    Verstehe ich das richtig: In Österreich darf man also gegenüber „hochstehenden“ Personen ganz grundsätzlich keinen Vorwurf erheben? Ansonsten ruft der SC eines anderen Ministeriums (mit gleicher Parteibesetzung) an und kündigt Dir?
    Oder waren die Vorwürfe von Herrn Weber alle unbegründet, alles widerlegt? Habe ich da etwas verpasst? Und das ist alles rechtskonform? Ich staune…

    Antworten
    1. Stefan Weber Beitragsautor

      1. Nein, Karner hat noch mehr plagiiert, ich habe es nur noch nicht publiziert.

      2. Ich bitte mit Nachdruck um Prüfung der Rechtskonformität des Handelns von Herrn Pichl. Darum geht es im Prozess nämlich nicht.

    2. VD

      Bitte, das hat in Österreich Tradition. Hören Sie Qualtinger und Bronner bereits 1958 singen:

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