Archiv für den Monat: April 2011

Fünf-Jahres-Jubiläum: Plagiate statt Ostereier suchen

Noch kein Wiki, aber immerhin Wickie: Akademischer Plagiatsfall anno 2006 im Netz

Es war Ostern 2006, als eine Kollegin und ich erstmals die Idee hatten, das Ausmaß eines akademischen Plagiatsfalls im Netz zu dokumentieren und zu diskutieren. Dieses Faktums gedenken wir heute fast ein wenig nostalgisch ;-). Fünf Jahre sind schon wieder vergangen, und die aktuellen PlagWikis zeigen, wie gut die Idee eigentlich war, die damals noch in den Kinderschuhen steckte und recht unbeholfen über einen Gratisprovider realisiert wurde. Das unbezahlte Plagiatesuchen und -Dokumentieren mit […]

Plagiierende und Plagiate verharmlosende Professoren als Teile des Systemproblems

Dass das ungeheuerliche Ausmaß des Plagiierens, das in den Wikis fortwährend akribisch dokumentiert wird, kein alleiniges Problem von (Spitzen-)Politikern ist, ist jedem Szene-Kenner bekannt. Es gibt nicht wenige Professoren, die glasklare Plagiate fortwährend relativieren, bagatellisieren oder gar ganz in Abrede stellen. Diese Leute werden oder wurden dafür gut bezahlt, wiederholt am Bruch der wissenschaftlichen Spielregeln mitzuwirken – oft auch unter Hinweis auf angebliche ‚größere‘ Weltprobleme, siehe etwa zuletzt die Statements hier und hier. Ein bislang wenig beachtetes Problem sind auch plagiierende Professoren. So hat etwa […]

Die niedere Kunst des geringfügigen Umschreibens

Nach Guttenberg, Saß, Pröfrock und Koch-Mehrin nunmehr also Fall Nummer fünf in Deutschland. Dieser wird seit einigen Stunden auf PlagiPedi dokumentiert. Vieles deutet mittlerweile auf ein hochgradig systemisches Problem hin, auf eine Epidemie. Was zeigt das erste Handvoll Fundstellen in diesem Fall? Ganz wie gehabt: Ab- und umschreiben (meist kürzen, vereinfachen, sehr selten erweitern) statt selbst schreiben. Gekappte Referenzen, Fakten ohne Quellen. Es erinnert mich immer ein wenig daran, wenn ich beim Korrigieren studentischer Seminararbeiten im Word-Korrekturmodus einen Textbaustein markiere und ins Kommentarfeld hineinschreibe: „Beleg?“ […]

Terrorismus im Web 2.0 oder historisches Verdienst für die Wissenschaft?

Während die Berliner Medieninformatikerin und „Plagiatsjägerin“ Debora Weber-Wulff in einem Interview mit Deutschlandradio die Aktivitäten der Plag-Wiki-Aktivisten lobt (wie dies auch Ihr werter Plagiatsgutachter bislang getan hat), äußert sich nun erstmals ein ebenso engagierter Kämpfer gegen Plagiate sehr kritisch gegenüber der aktuellen Entwicklung. Volker Rieble sagt in einem Interview mit „Focus online“ folgendes:

„Aber ich verstehe auch die derzeitige Aufregung der Internetgemeinde nicht. Es herrscht ein Ungleichgewicht in der Wahrnehmung, wenn in unserem Land der geistige Diebstahl derart angeprangert wird, Steuerhinterziehung aber nicht. Viele der […]

Neubewertung von Selbstplagiaten?

Auf eine hochinteressante Nachricht hat mich gerade der Wissenschaftsjournalist Hermann Horstkotte hingewiesen: Die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität, die erst heute eine Stellungnahme zum Umgang mit Plagiaten publiziert hat und Österreichs Universitäten vor einer „falsch verstandenen Solidarität“ mit Plagiatoren warnt, hat offenbar nun doch eine Verletzung der guten wissenschaftlichen Praxis in einem Fall erkannt, der schon vor einigen Jahren in den Medien aufgegriffen wurde. Der Europarechtler Walter Obwexer hat dutzende Seiten seiner Habilitationsschrift wörtlich aus seiner eigenen Dissertation entnommen, ohne darauf hinzuweisen. Horstkotte schreibt auf […]

PlagWiki-Aktivisten melden nächsten Verdachtsfall

Fall vier der Politiker(umfeld)dissertationen wird hier analysiert. Interessant ist, dass die anonymen Plagiatsjäger im Netz nach derselben Methode vorgehen wie ich: Erste Text-Konkordanzen werden häufig über die Google Buchsuche gefunden. Auch mit der Snippet-Ansicht lässt sich schon gut arbeiten (Stichwortsuche). Wenn aus den Originalquellen des Plagiats in jüngeren Schriften nur Teile zitiert werden, bringen der Gang in die reale Bibliothek und das Aufsuchen dieser Originalquellen in der Regel noch mehr Treffer. Soeben hat auch Ihr werter Plagiatsgutachter ein 40seitiges Gutachten zu einer rechtswissenschaftlichen Dissertation fertiggestellt, […]

Einmal kein Plagiat, einmal Plagiat mit Vorsatz – und zweimal die Frage nach der Transparenz

Die Diplomarbeit des ehemaligen österreichischen Finanzministers Karl-Heinz Grasser stellt kein Plagiat dar, meldete heute die Universität Klagenfurt, auch unter Berufung auf eine „summarische Prüfung“ (?) der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI). Verdächtige Passagen der Arbeit waren unter anderem in einer österreichischen Tageszeitung als Faksimiles veröffentlicht worden (siehe die „Bilderstrecke“ hier). Solche Funde sind entweder, wenn bloß ebendiese Einzelfälle, eher harmlos – oder aber sie weisen auf mehr hin. Die Uni Klagenfurt und die ÖAWI haben jedenfalls sehr zügig geprüft und den Plagiatsverdacht nicht nachweisen […]