Ungereimtheiten im LinkedIn-Lebenslauf der Anwärterin auf den Rektorsposten an der Universität Salzburg

Mit einem ungewöhnlich langen Lebenslauf auf LinkedIn wartet die Juristin und derzeitige Rektorin der Universität von Aruba, Viola Heutger auf. Die aus Deutschland stammende Rechtswissenschaftlerin mit studentischen Wurzeln in Salzburg gilt als Favoritin für den Rektorsposten an der Universität Salzburg. Bis ins Jahr 1990 reicht der Social Media-Lebenslauf zurück, und da heißt es: „

Mich interessieren aber nicht die Ursprünge, sondern die aktuellen ‚affiliations‘. Und hier scheint doch einiges nicht zu stimmen:

Quelle: LinkedIn-Profil von Viola Heutger, 28.02.23

Ein Fakten-Check ergibt folgendes:

1. Viola Heutger war bzw. ist nicht von Juli 2013 bis heute „Researcher“ an der „Akademie für europäisches Privatrecht“. Wie mir ein Kenner schreibt, gab es an dieser Akademie nie eine Forschung und somit auch keine ‚Researcher‘. Die Bezeichnung Heutgers sei „irreführend“, denn die „Akademie für europäisches Privatrecht“ sei nur eine „Hilfskonstruktion“ gewesen, um eine Sommerschule in europäischem Privatrecht zu finanzieren. Die Website dieser „Akademie“ sieht übrigens wenig lebendig aus, genauer: Seit 2012 ist keine Aktivität mehr verzeichnet, Forschungsarbeiten sind nicht erkennbar:

Quelle: http://de-aepr.weebly.com

2. Viola Heutger ist auch nicht seit mehr als 23 Jahren „Professor at Salzburg Summer School on European Private Law“. Der Kenner bemerkt: „Das war und ist eine drei- bis vierwöchige Sommerschule, organisiert vom Fachbereich Privatrecht, die keine Professur verleihen kann.“ Man kann also an dieser Summer School nicht Professor werden oder sein, sondern höchstens als Professor an dieser unterrichten. Damit ist aber die Angabe, dass dies seit dem Jahr 2000 der Fall gewesen sei, jedenfalls eine Falschangabe.

Viola Heutger behauptet im LinkedIn-Profil des Weiteren folgendes:

Quelle: LinkedIn-Profil von Viola Heutger, 28.02.23

Eine Recherche auf u:find, dem Vorlesungsverzeichnis der Universität Wien, weist aber keineVorlesungen“, sondern nur einen einzigen, fünf Tage dauernden Kurs aus:

Ob dahinter formal eine Gastprofessur stand, kann aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ermittelt werden.

An anderer Stelle werden Assistentenstellen an drei europäischen Universitäten angegeben:

Quelle: Curriculum Vitae aus dem Jahr 2003

Die Assistentenstellen an den Universitäten Konstanz und Salzburg finden im LinkedIn-Lebenslauf keine Erwähnung. Zu Amsterdam ist angegeben: „Researcher“ von 1999 bis 2000 und „Universitair docent“ (im Sinne von: Lehrender) von 2004 bis 2006, Letzteres also erst nach dem älteren Lebenslauf.

Nun, wie soll man diese Ungereimtheiten bewerten? Einfach internationaler Sprachgebrauch? Schlampereien? Oder Hochstapeleien? – Vielleicht möge Frau Heutger einfach der Salzburger Öffentlichkeit einen kompletten und konsistenten wissenschaftlichen Lebenslauf kundtun. Ich finde schon, dass so etwas sein muss, wenn man sich auf das höchste Amt einer staatlichen Universität bewirbt. Oder nicht?

13 Kommentare zu “Ungereimtheiten im LinkedIn-Lebenslauf der Anwärterin auf den Rektorsposten an der Universität Salzburg

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  1. Dr. WAlterGeiger

    Also Herr Weber, wirklich. Ich erwarte mir einen Plagiatsvorwurf, der sich gewaschen hat, und was bekomm ich: Einen frisierten Lebenslauf mit missverständlicher Titelaneignung.
    Gibts keine Publikationen von der Frau Professorin, die Sie durch Ihre Plagiatssoftware überprüfen könnten?
    Oder warum klären Sie nicht endlich die interessante, aber nie gestellte Frage, warum um Gottes Willen diese Frau eine Professur auf den niederländischen Antillen mit einer in Salzburg tauschen möchte.
    Herr Weber, walten Sie Ihres Amtes als selbsternannter Plagiatsjäger!

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  2. Dr. Robert

    Es mag nicht besonders geschickt sein, seine Tätigkeit im Rahmen einer Summer School im Englischen als „Professor“ zu bezeichnen („lecturer“ wäre wahrscheinlich die korrektere Bezeichnung), andererseits ist engl. „Professor“ eine sehr vage Bezeichung, die u.a „a teacher at a university or college“ (https://www.oxfordlearnersdictionaries.com/, s.v., 2. Bedeutung) bedeutet, also ungefähr das meint, was man in Deutschland gemeinhin „Dozent“ nennt.
    „Vorlesungen zum internationalen Kaufrecht“: Sie war offenbar mit mehreren Vorlesungseinheiten zum dieser Thematik betraut. „Vorlesungen“ in der Bedeutung von „Vorlesungseinheit“ ist kein ungewöhnlicher Sprachgebrauch.
    Vor diesem Hintergrund wird klar, worum es Herrn Weber geht: Da soll jemand „angepazt“ werden.
    Herr Weber, wenn Sie nicht mehr haben, lassen Sie es lieber – das ist nur peinlich (und zwar für Sie!)

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  3. Interessierter Leser

    „Viola Heutger ist auch nicht seit mehr als 23 Jahren ´Professor at Salzburg Summer School on European Private Law´.“

    Was Sie mittlerweile beanstanden, finde ich zum Schreien komisch 🤣. So auf die Art: Das ist eine Falschangabe, weil wir haben nicht seit 23 Jahren durchgehend Sommer. Ein typischer Fall, bei dem aus dem Kontext heraus klar ist, was gemeint ist, aber Sie betreiben Wortklaubereien und stellen Hochstapelei in den Raum.

    You are missing the point!

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    1. Interessierter Leser

      Wissen Sie was eine Summer School ist? Ich war während meines PhD-Studiums auf einigen. Siehe etwa hier für die Definition: https://en.wiktionary.org/wiki/summer_school.

      Jeder, der weiß was eine Summer-School ist, dem ist doch klar dass man nicht „Professor an einer Summer-School“ sein kann. Damit ist doch klar, dass wenn diese Frau schreibt dass Sie seit 23 Jahren „Professor at Salzburg Summer School on European Private Law“ ist, dass Sie damit meint, dass Sie seit 23 Jahren jeden Sommer dort unterrichtet. So wie ich es verstehe, werfen Sie dieser Frau vor vorzugeben seit 23 Jahren Professorin an einer ominösen „Summer School“ zu sein. Das finde ich amüsant.

    2. Stefan Weber Beitragsautor

      Man wird also zum Professor, wenn man an einer Summer School unterrichtet? Bin ich auch Professor, weil mich die Studierenden andauernd so nennen?
      Oder sagen Sie, dass der Begriff „Professor“ hier etwas anderes bedeutet?
      Bedeutet der Begriff „Researcher“ auch noch etwas anderes?

    3. Interessierter Leser

      Ach so, jetzt verstehe ich. Es geht um den Begriff „Professor“. Das ist ja (oder zumindest für mich) ein völlig irrelevanter „Titel“. Wenn ich darüber reflektiere dass ich 8 Jahre lang meine Lehrer im Gymnasium mit „Herr Professor“ angesprochen habe, und mir jetzt (15 Jahre später) vor Augen führe was da für „Doibn“ dabei waren 😂… Naja, vielleicht nur meine persönliche Ansicht.

      Wenn ich an einer Summer-School unterrichten würde, dann würde ich auch nicht schreiben „Professor at Summer School…“ sondern eher „teaching at Summer School…“. Die Frage ist aber doch: Denken Sie wirklich dass Viola Heutger durch die Formulierung „Professor at Salzburg Summer School…“ sich besser darstellen will als sie eigentlich ist? Und auch wenn das so wäre frage ich mich: SO WHAT? Gibt es wirklich nichts schlimmeres? Aber ich denke da sind wir unterschiedlich.

    4. Berndi

      Also bitte:
      Professor soll doch hier nur Lehrer/Vortragender bei der Summer School bedeuten. Was wäre Ihnen denn lieber gewesen? lecturer…speaker…teacher…?

      Herr Weber Sie sollten sich wirklich um andere Probleme kümmern…es wird zusehends peinlich

    5. Interessierter Leser

      Ich stimme nicht zu dass sich die „SO WHAT“-Frage immer stellt. Für mich gibt es Unterschiede bezüglich der „Relevanz“ bestimmter Sachverhalte. Manche Dinge sind für mich mehr oder weniger „völlig egal“. Zum Beispiel wenn jemand in seinem Lebenslauf schreibt Professor an einer Summer School zu sein. Andere Dinge sind hingegen untragbar und verursachen tatsächlichen Schaden. Zum Beispiel wenn ein Jan-Hendrik Schön 13 Nature Paper fälscht und sich beinahe den Nobelpreis erschleicht. Mann kann sehr wohl Dinge richtig einordnen und manchmal die Frage stellen: SO WHAT?

  4. Salisbury

    Ja, kommt denn Salzburg überhaupt nicht mehr zur Ruhe? Was ist denn da los? Wer noch eine Bestätigung bräuchte, dass die Rektorenkür laut UG reformbedürftig ist….

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    1. Stefan Weber Beitragsautor

      Das Problem ist eher, dass Salzburg seit langem zu sehr zur Ruhe gekommen ist. Ich hatte es dort nur mit großteils noch verbeamteten Professoren zu tun, die wenig bis nichts arbeiteten und das wenige war höchstens mittelmäßig. Es mag andere geben, ich habe sie nicht kennengelernt. Wie Ex-Rektor Heinrich Schmidinger agiert, hat man unlängst in der ÖFG gesehen. Sein Nachfolger hätte 2019 übrigens Rudolf Mosler heißen sollen, der sich schon vor Jahren massiv vor einen Plagiator gestellt hat. Mit Wissenschaft hat das alles wenig bis nichts zu tun. Ich denke, dass man die Strukturen der Universität Salzburg nicht ändern kann. Die besten und spannendsten Köpfe wurden dort (ich berichte aus meinem Fach) strukturell verhindert. Bei der letzten Rektorswahl war Lehnert der überraschende Kompromisskandidat, weil man sich nicht auf Mosler oder Hammerschmid einigen konnte. Hammerschmid wäre eine Top-Variante gewesen, aber ist halt von der SPÖ. Nun hat die Anti-Lehnert-Fraktion die Qual (sic) der Wahl aus Heutger und Hitz aus dem Hut gezaubert. Das sind alles bloß Machtspiele. Um Wissenschaft oder Zukunftsvisionen für eine Universität geht es nicht.

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